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Wenn ein Gartenzaun zum »Blitzableiter« wird: Ulrich Habsburg klagt über ständige VandalenakteAusgabe 4 | Mittwoch, 26. Januar 2022

Der hölzerne Zaun des Wolfsberger wurde seit Beginn der Pandemie mehrfach beschädigt – Unbekannte treten die Paneele ein oder reißen sie mit Gewalt aus der Verankerung. Der Schaden beträgt mehrere tausend Euro, die Täter wurden bisher nicht erwischt.

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Wolfsberg. Ulrich Habsburg-Lothringen hat genug. Seit zwei Jahren dient ein Holzzaun, der sein Grundstück von der vorbeiführenden Straße abgrenzt, mehr oder weniger regelmäßig als »Blitzableiter« für Aggressionen. Soll heißen: Der Zaun wurde mehrfach von Unbekannten beschädigt, der 80-Jährige beziffert den mittlerweile entstandenen Schaden mit rund 3.000 Euro. 

»Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es immer wieder Vandalismusakte«, so Habsburg, »die Schäden werden von keiner Versicherung gedeckt. Eine Videoüberwachung einzurichten ist nicht möglich, der Datenschutz verhindert es.« Denn würde der Wolfsberger eine Kamera aufstellen, hätte die natürlich auch den öffentlichen Gehweg im Visier, was laut Gesetz für Private nicht möglich ist. 

Und so kommt es meist in den Nächten von Samstag auf Sonntag vor, dass Zaunpaneele zerschlagen werden und der Besitzer tags darauf durch das entstandene Loch auf den Verkehr sehen kann.

»Vielleicht ist es das Schild an meiner Tür, vielleicht gibt es Aversionen gegen meine Familie«
Ulrich Habsburg-Lothringen, über die Motivation der Täter

Obwohl er jedes Mal Anzeige erstattet hat, konnte bisher kein Täter ausfindig gemacht werden. »Und das alles passiert außerdem nahe unserer Polizeistation, die nur etwa 100 Meter entfernt ist«, sagt Habsburg. 

Immenser Aufwand

Ihn ärgert nicht nur der finanzielle, sondern auch der zeitliche Aufwand, der mit jedem neuen Vandalismusakt verbunden ist: »Ich muss das Material beschaffen – so es im Baumarkt lagernd ist –, dann repariere ich den Zaun mit Unterstützung selbst, wenn es möglich ist. Ich muss zur Polizei gehen, ein Protokoll aufnehmen ... Alles das dauert.«

Zur Identität der Täter hat Habsburg eine Vermutung: »Ich denke an Gruppen einheimischer Jugendlicher, die angeheitert vorbeikommen und ihre Frustration an meinem Zaun auslassen.« Aber warum ausgerechnet seiner? »Vielleicht ist es das Namensschild an meiner Tür, vielleicht gibt es junge Leute, die eine Aversion gegen meine Familie haben. Dazu meine akademischen Titel, die die Menschen glauben lassen, hier lebe ein Privilegierter. Andere Gründe kann ich mir nicht vorstellen.«

Fest steht, dass eine gute Portion Kraft notwendig ist, um die Holzleisten zu zerschlagen. »Sie treten mit den Füßen hinein, bis ein Teil zerbricht, oder reißen mit den Händen Stücke aus dem Zaun«, so der Eigentümer.

Sollte er je einem Täter begegnen, will er ihm Fragen stellen: »Ob er dieses Vorgehen richtig findet und wie er es begründet – das würde ich gerne wissen. Vielleicht kann man an der persönlichen Situation des Betreffenden ja etwas ändern, vielleicht kann man es besprechen ...«

Ein bekanntes Problem

Dass Wolfsberg und andere Gemeinden im Tal ein Problem mit Vandalismusakten haben, ist kein Geheimnis. Nicht umsonst beschloss der Wolfsberger Gemeinderat im Oktober des Vorjahrs einstimmig die Installierung von drei Videokameras beim Haus der Musik in St. Stefan und einer weiteren bei der Toilettenanlage im Kapuzinerpark (wir berichteten). Rund 60.000 Euro musste die Gemeinde seit 2009 aufbringen, um die Zerstörungen an der Toilette zu reparieren. Auch beim Haus der Musik gab es immer wieder Vorfälle, im August wurden bei vier Fahrzeugen Scheiben und Rücklichter eingeschlagen, Scheibenwischer und Dachantennen abgerissen sowie eine Kennzeichentafel gestohlen. Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) kündigte dazu eine Null-Toleranz-Politik an, die Gemeindemitarbeiter werden die Schäden nicht mehr wortlos aufräumen, sondern jeden einzelnen Schaden anzeigen.

Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich das Projekt »Over the limit« in der Bezirkshauptstadt mit Suchtprävention für Jugendliche, seit dem Vorjahr wird das Augenmerk auch verstärkt auf Vandalismus und seine möglichen Folgen für die Täter gelenkt. Projektleiter Christian Vallant sagte bei einem Vernetzungstreffen im vergangenen Oktober im Wolfsberger Rathausfestsaal, den meisten Jugendlichen sei nicht bewusst, welche Straftaten sie dabei begehen. Andreas Tatschl, Präventionsbeamter der Polizei Wolfsberg, berichtete von rund 25 Vandalenakten pro Monat im Bezirk.

Auch St. Georgen hat im Vorjahr aufgrund etlicher Vandalenakte am Freizeitgelände drei Kameras installiert. 

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