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Blutspende eines Transgenders wurde abgelehnt: Betroffener beklagt sich empört über BehandlungAusgabe 4 | Mittwoch, 26. Januar 2022

Wolfsberger wollte in der Bezirksstelle des Roten Kreuzes Blut spenden, wurde aber abgewiesen. Durch die Art, wie das passierte, fühlt sich der Mann nun gedemütigt und bloßgestellt. Rot-Kreuz-Sprecherin weist das zurück und erläutert die Gründe der Ablehnung.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Blutspenden werden dringend benötigt, nicht jeder darf sich aber daran beteiligen. Die Einnahme bestimmter Medikamente ist ein Ausschließungsgrund – ebenso, wenn man Transgender ist, also das Geschlecht gewechselt hat. Ein Wolfsberger, der im Körper einer Frau geboren wurde, beschwert sich über das Rote Kreuz, das die Vorwürfe dementiert. Pixabay

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Wolfsberg. »Das Rote Kreuz Wolfsberg sieht mich nie wieder. Da will man Gutes tun und wird so bloßgestellt.« Das sagt der Wolfsberger Liam Eybek, der im Körper einer Frau geboren wurde, aber seit 2020 als Mann lebt. Der Transgender steht zu seinem neuen Geschlecht – bloßgestellt will er deshalb aber nicht werden, wie er betont. Genau das sei ihm aber in der Bezirksstelle des Roten Kreuzes passiert. Die Hilfsorganisation weist das freilich zurück, bedauert die entstandene Situation aber trotzdem.

»Ich bin entsetzt über so ein Verhalten bei einem vermeintlich sozialen Verein«
Liam Eybek, abgelehnter Blutspender

Am Dienstag, 18. Jänner, ging Eybek zum Wolfsberger Roten Kreuz. »Ich hatte auf der Internetseite gelesen, dass ich laut den Kriterien, die man erfüllen muss, Blut spenden darf«, so der gebürtige Steirer, der nun in Wolfsberg lebt, in einem Schreiben an die Unterkärntner Nachrichten. »Ich füllte den Fragebogen aus. Bei der Frage, ob ich dauerhaft Medikamente bekomme, fragte ich den Sanitäter vor Ort, ob ich die Hormone, die ich einnehme, angeben muss.«

Der Angesprochene verwies auf eine Ärztin, die laut Eybek meinte: »Keine Ahnung, müsst ich schauen.« Die Medizinerin ging zu einem jungen Mann an einem Laptop, schildert Eybek, und sagte so laut, dass es jeder hörte: Sie müsse wegen Transgender nachsehen.

Der Wolfsberger: »Sie hat kurz herumgetippt, aber nach meiner Meinung nicht so ernsthaft nachgesehen. Dann kam sie zurück, aber nicht zu mir persönlich, sondern zu dem Sanitäter, und sagte laut vor allen anderen Spendern: Transgender dürfen nicht!«

»Ein demütigendes Gefühl«

Eybek schildert seine Gefühle so: »Alle haben mich angeschaut. Ein sehr demütigendes Gefühl. Jeder wusste über meine Identität Bescheid.« Sein Fazit: »Ich bin entsetzt über so ein Verhalten bei einem vermeintlich sozialen Verein. So etwas ist mir in Wolfsberg noch nie passiert, gerade vom Roten Kreuz hätte ich das nicht erwartet.« Er erachtet das Geschehene als »Intoleranz«, Blut spenden wolle er nicht mehr.

»Das ist so nicht passiert, das Wort ›Transgender‹ ist nie gefallen«
Melanie Reiter, Sprecherin Rotes Kreuz

Melanie Reiter, Sprecherin des Kärntner Roten Kreuzes, meint: »Ich habe nachgefragt: Drei Personen sagten unabhängig voneinander, dass das so nicht passiert ist.«

Zwar wurde Eybek zur Ärztin geschickt, aber das Wort »Transgender« sei nie gefallen oder laut ausgesprochen worden. »Vielleicht ist der Wolfsberger bei dieser Thematik erhöht sensibilisiert und hatte das Empfinden, nicht gut behandelt worden zu sein«, sagt Reiter. Aber den Mitarbeitern des Roten Kreuzes liege nichts ferner, dieser Eindruck soll keinesfalls erweckt werden. »Es tut uns leid, dass es Eybek so erschienen ist«, sagt Reiter. Sie kündigte an, mit dem Betroffenen Kontakt aufzunehmen und den Vorfall persönlich zu besprechen.

Zur abgelehnten Blutspende sagte die Sprecherin: »Der Wolfsberger durfte aufgrund seiner Medikation nicht spenden. Außerdem sind Transgender laut den Zulassungskriterien grundsätzlich davon ausgeschlossen. Den Empfängern soll die größtmögliche Sicherheit geboten werden.« Diese Vorgaben stammen nicht vom Roten Kreuz, sondern werden von Fachgremien festgelegt. »Daran müssen wir uns halten«, so Reiter.

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