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Susanne Dohr
Die Grünen, Wolfsberg, 42, seit 2015 im Gemeinderat, Bezirkssprecherin der Grünen.
Unterkärntner Nachrichten: Die Situation bei den Grünen in Kärnten ist ja nicht gerade einfach. Im Vorjahr spaltete sich die Liste F.A.I.R. ab und bundesweit ist man aus dem Nationalrat geflogen. Warum tun Sie sich das an und kandidieren für die Grünen?
Susanne Dohr: Mit meiner Kandidatur unterstütze ich die Grünen und möchte ein Zeichen setzen, dass ich hinter den Grünen und deren Werten stehe.
Die Grünen waren jetzt erstmals in Kärnten in der Landesregierung vertreten. Was konnte bewirkt werden?
Durch die Grünen, allen voran Rolf Holub, wurde der HETA-Skandal aufgedeckt und aufgearbeitet. Auch der Mobilitätsmasterplan und dass Kärnten im Energiebereich Europameister ist, ist Holub zu verdanken, weil er sehr viel Förderungen in die Umsetzung des Energiemasterplans gesteckt hat. Es wurde auch im Verkehrsbereich viel erreicht und wir konnten die Treibhausgase maßgeblich reduzieren.
LR Holub hat also einiges geleistet, aber warum sollte jemand Sie wählen?
Ich bin sozial und ich bin realistisch. Ich bin eine Grüne, die eine Ahnung von der Wirtschaft hat und ich bin sehr organisiert. Ich traue mich, für die Sachen einzustehen, die mir wichtig sind.
Sie haben gesagt, Kärnten sei Europameister im Energiebereich. Trotzdem geht bei der Windkraft in unserem Bundesland im Vergleich zur Steiermark nichts weiter.
Zum Strommix gehört die Windkraft für mich eindeutig dazu. Die Verhinderungen bzw. Verzögerungen in Kärnten entstehen durch die Umweltverträglichkeitsprüfung. Und diese UVPs gehören einfach dazu, man kann ja auch nicht in jedem Bach ein Kraftwerk bauen. Es muss schon darauf geachtet werden, wo Windkraftanlagen hinpassen.
Bei den Windrädern auf der Weinebene gab es Probleme wegen des Rebhuhns, in den letzten Wochen sorgte ein bzw. mehrere Wölfe im Bezirk für eine heftige Diskussion. Die Mehrheit sagt, wir brauchen keinen Wolf im Tal, wie sehen Sie das?
Ich bin eine Tierschützerin und stehe genauso wie die Grünen auf der Seite der geschützten Tiere. Ich verstehe natürlich, dass die Leute, die in Gegenden wohnen, wo der Wolf gesichtet wurde, Angst haben. Wichtig wäre nun Aufklärung. Man muss den Wolf ja nicht gleich abschießen, man könnte ihn ja auch aussiedeln. Es gibt ja ein Wolf Science Center in Österreich, oder in den Abruzzen leben ja bereits zahlreiche Wölfe.
Ihr ehemaliger Parteikollege, Ulrich Habsburg meinte ja vor einiger Zeit, man könnte den Wolf im Tal ansiedeln, um den Fischotterbestand zu reduzieren. Was halten Sie von dieser Idee?
Davon halte ich überhaupt nichts.
In Österreich wird derzeit diskutiert, ob Asylwerber in größeren Lagern gesammelt untergebracht werden sollen. Wäre es besser, diese auf kleinere Einheiten zu verteilen bzw. privat unterzubringen oder sind Großlager in Ordnung?
Wir haben in Kärnten rund 3.200 Asylwerber. Ich glaube, dass große Lager für die Integration negativ sind und nur zusätzliche Konflikte schürt, wie überall, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben müssen. Unterbringung in kleinen Einheiten ist qualitative Integration. Wenn man die 3.200 Flüchtlinge solidarisch auf alle Gemeinden aufteilt, sollte das kein Problem darstellen.
Für welche Anliegen würden Sie sich im Landtag besonders einsetzen?
Ein wichtiger Punkt ist der Bahnhof St. Paul, der sicher eine Chance für das Tal bietet. Man kann ihn ja nicht nur zum Auspendeln nutzen, sondern auch um Leute ins Lavanttal zu holen. Es müssen Firmenansiedlungen forciert werden, dazu gehört eine interkommunale Zusammenarbeit. Dabei sind St. Andrä und Wolfsberg genauso gefragt. Außerdem sind wir Grüne für einen weiteren Ausbau der Infrastruktur, die S-Bahn soll jetzt ja bald kommen, damit ist das Lavanttal wieder besser angebunden. Dann muss noch die Taktung optimiert werden.
Ein großes Thema ist immer wieder die Abwanderung, wie möchten Sie dieser entgegenwirken?
Wir haben keine großen Ausbildungsstätten im Lavanttal, aber sehr gute Firmen. Mit denen kann man Leute zurückholen. Man sollte einen Industriepark beim Lavanttal Bahnhof errichten. Das Lavanttal ist eine lebenswerte Gegend, wo man sich sicher fühlen kann, Frauen wissen, dass Kinder einen guten Betreuungsplatz bekommen und es genügend Arbeitsplätze gibt. Verstärkt müssten Neugründungen ermöglicht bzw. unterstützt werden.
Man hört immer wieder von einem türkis-blauen Pakt für Kärnten. Soll die stimmenstärkste Partei den Landeshauptmann stellen?
Ich finde, die stärkste Partei soll das Vorrecht haben und grundsätzlich soll der Landeshauptmann aus ihren Reihen kommen. Sollten Koalitionsverhandlungen allerdings etwas anderes ergeben, so ist dies natürlich zu akzeptieren.
Haben Sie zum Abschluss noch etwas, dass Sie den UN-Lesern mitteilen möchten?
Es ist sehr wichtig, dass die Grünen im Landtag bleiben, weil wir die Einzigen sind, die sich für Umwelt- und Tierschutz einsetzen und für eine soziale Politik stehen. Die Grünen brauchen jede Stimme, da wir ein wichtiger Koalitionspartner für die SPÖ sind. Man soll die Grünen nicht nur sympathisch finden, man soll sie auch wählen.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Wahl.
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