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Bei Versammlung des Vereins Lavanttaler Carnica wurde Aufhebung des Bienengesetzes gefordertAusgabe 39 | Mittwoch, 29. September 2021

Der Verein konnte im Streit um die »richtige« Bienenrasse Etappensiege erzielen, will den Kampf aber weiterhin nicht aufgeben. Zwei Vortragende leisteten dabei Schützenhilfe. Obmann Werner Pachler legte sein Amt zurück, für ihn wird jetzt ein Nachfolger gesucht.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Gerhard Klinger Von Gerhard Klinger officeno@spamunterkaerntner.at
Harald Trettenbrein, Dietmar Maier, Josef Bodner, Werner Pachler, Christian Ragger und Andrea Dohr (v. l.) bei der auf heuer verschobenen Jahreshauptversammlung 2020 des Vereins »Lavanttaler Carnica Biene«. Pachler legte dabei sein Amt zurück, jetzt wird ein Nachfolger gesucht. Klinger

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Wolfsberg. Das Hauptthema des Abends bei der Jahreshauptversammlung 2020 des Vereins »Lavanttaler Carnica Biene« im Gasthaus Hanslwirt in St. Johann war, wie nicht anders zu erwarten, der schon seit Jahren schwelende Konflikt um die Auslegung des Kärntner Bienenwirtschaftsgesetzes.

Seit Ausbruch der Coronakrise konnten die Lavanttaler Imker einige Etappensiege feiern: Das Verwaltungsgericht Kärnten musste nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs mehrere Verfahren einstellen. Dazu sind derzeit Wiederaufnahmeansuchen von Verfahren gegen die vom Land Kärnten durchgeführten Rassenüberprüfungen anhängig.

»Das bestehende Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz ist vom Verfassungsgericht aufzuheben«
Christian Ragger in seinem Vortrag

Schützenhilfe gab es bei der Versammlung von politischer Seite. NAbg. Christian Ragger (FPÖ), im Zivilberuf Anwalt, sprach von »unverhältnismäßigen Eingriffen« seitens der Behörde – vor allem bei Lavanttaler Imkern. »Das bestehende Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz ist vom Verfassungsgericht aufzuheben. Heute ist Tierschutz Bundessache und fällt nicht mehr in die Kompetenz des Landes. Ein Landesgesetz muss sich einem Bundesgesetz unterordnen. Bei Rassenfeststellungen gilt das Prozedere wie bei Hausdurchsuchungen, sie müssen von einem Richter angeordnet werden. Sachverständige müssen sich unaufgefordert ausweisen, dürfen keine Bienen selbstständig entnehmen und es dürfen bei der Kontrolle auch keine Bienen getötet werden«, so Ragger.

Rechtliche Schritte

Er ermutigte den Verein, rechtlich gegen die derzeit gängigen Rassenfeststellungen vorzugehen. FPÖ-LAbg. Harald Trettenbrein kündigte an, die Sachverständigen in den Landtag zu zitieren.

Vorgestellt und verabschiedet wurden Leitlinien des Basiszuchtverbands der Lavanttaler Carnica-Biene, in dem der naturnahe Weg der Bienenzucht mit freier Begattung der Königinnen verankert ist.

»Dass die Carnica die Kärntner Biene ist, ist falsch«
Josef Bodner, Vortragender

Ein Abriss über die aktuelle Situation zum Kärntner Bienenwirtschaftsgesetz gab der staatliche geprüfte Imker- und Körmeister Josef Bodner. Er sprach vom »Kärntner Carnica-Schwindel«.

Basierend auf den wissenschaftlichen Arbeiten von Friedrich Ruttner, auf den sich die Kärntner Sachverständigen bei ihren Rassenkontrollen berufen, konnte er nachweisen, dass Ruttner die Carnica im Lavanttal auch farblich bereits 1950 beschrieben hatte – und zwar auch mit lederfarbigen Ringen sowie mit Ecken und nicht als rein graue Biene. Untermauert wird diese Tatsache durch eine Studie der Universität Belgrad aus dem Jahr 2011, wonach die gelbe Honigbiene, wie sie im Lavanttal zu finden ist, eine Carnica ist. Aufgrund historischer Dokumente konnte Bodner auch nachweisen, dass die Carnica eine Biene des Balkans ist und sich nach Ende der letzten Eiszeit erst in Richtung Norden über das heutige Slowenien nach Kärnten ausgebreitet hat: »Dass die Carnica die Kärntner Biene ist, ist falsch.« In Frage gestellt wurde von Bodner auch der Endbericht Carnica-Land-Kärnten aus dem Jahr 2016: »Da wimmelt es nur so von falschen Informationen.«

Trotz all der Irritationen, die durch die eigenwillige Interpretation der Rassenbestimmungen des Bienenwirtschaftsgesetzes durch die Landessachverständigen immer wieder aufflammen, wollen die Mitglieder des Verein die in den Statuten festgehaltenen Ziele auch in Zukunft nicht aus den Augen lassen.

Allerdings gilt es, vorher noch einen neuen Obmann zu finden. Werner Pachler hat sein Amt an der Vereinsspitze zurückgelegt. Ein mehrköpfiges Gremium sucht nun einen Nachfolger. 

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