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Wolfsberg. Im März hat der EU-Ministerrat das bevorstehende Ende von Neuwagen mit Verbrennermotor endgültig fixiert. Ab 2035 dürfen neue Autos nur noch verkauft werden, wenn sie emissionsfrei sind. Diesel und Benziner werden danach nicht mehr angeboten – sieht man von extrem teuren Luxusfahrzeugen ab –, die Mobilität der Zukunft beruht aus jetziger Sicht auf dem Elektroantrieb. Allerdings: E-Autos wollen geladen werden.
»Wir wollen, dass uns das Laden der Gemeinde-E-Autos nichts kostet«
Waltraud Beranek, ÖVP-Gemeinderätin
Im Bezirk Wolfsberg beträgt der Kraftfahrzeugbestand laut dem aktuellen statistischen Handbuch des Landes Kärnten 53.897 Fahrzeuge (Stichtag 31. Dezember 2021), worunter alle Arten von Fortbewegungsmitteln zu verstehen sind, die mit Sprit laufen. 36.311 davon waren Pkw oder Kombis. Dem gegenüber stehen derzeit 17 (!) öffentliche Ladestationen in der Stadt Wolfsberg, die im Internet gelistet sind. Nicht alle sind für jedermann zugänglich: Eine ist für Kunden reserviert, vier weitere befinden sich auf dem Besucherparkplatz des LKH Wolfsberg, der grundsätzlich kostenpflichtig ist. Man sieht: Bis der Individualverkehr auf Strom umgestellt ist, wird die Errichtung weiterer Ladestationen nötig werden – einer Vielzahl davon. Wer die bauen und bezahlen wird, steht derzeit in den Sternen.
Vorsorge für Stadtautos
Einen ersten Ansatz in diese Richtung legte die Wolfsberger ÖVP vor – zumindest für den städtischen Fuhrpark: Sie beantragte in der Gemeinderatssitzung am 27. April die Schaffung einer eigenen E-Auto-Ladeinfrastruktur. Im Antrag, der dem zuständigen Ausschuss zugewiesen wurde, wird die Prüfung der Errichtung von Ladestationen »für den gemeindeeigenen Bedarf« angeregt, die »je nach Verfügbarkeit der finanziellen Mittel« angebracht werden sollen, »um die zukünftigen Elektro-Fahrzeuge der Stadtgemeinde mit dem Strom der EEG (Anm.: »Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft«) laden zu können«.
ÖVP-Fraktionssprecherin Waltraud Beranek erklärt, was es damit auf sich hat. »Wir haben ja eine Energiegemeinschaft gegründet«, so Beranek, »die dabei erzeugte Energie soll auch für die gemeindeeigenen Autos genutzt werden. Dafür brauchen wir Ladestationen, etwa beim Wolfsberger Bauhof oder bei den Parkplätzen für Dienstwägen vor dem Rathaus.« Wie viele Stationen umgesetzt werden sollen, hängt laut Beranek davon ab, wie viel Strom die Energiegemeinschaft liefern kann, bzw. wie viele Fahrzeuge der Gemeinde künftig elektrisch betrieben werden. »Wir wollen, dass uns das Laden der Autos nichts kostet«, so die Gemeinderätin.
»Zukunftsmusik«
Auf die Frage, ob seitens der ÖVP auch ein Vorstoß für den Bau öffentlich zugänglicher Ladestationen geplant sei, sagt Beranek: »Dafür ist die Stadt nicht zuständig, das muss der Bund übernehmen, bzw. bei den Privathäusern gemacht werden. Das ist Zukunftsmusik.« Auch sie frage sich, wie das Laden der Fahrzeuge funktionieren werde: »Wenn jemand ein eigenes Haus besitzt, kann er sich eine Ladestation einrichten. Ich lebe in einer Wohnung, da ist das nicht möglich.«
Die Gründung der von Beranek angesprochenen EEG wurde vom Wolfsberger Gemeinderat im Dezember des Vorjahrs einstimmig beschlossen. Wie berichtet bietet sie einen Ausweg aus einer rechtlichen Zwickmühle: Bisher muss Strom aus Photovoltaik-Anlagen in jenen Gebäuden verbraucht werden, auf denen er erzeugt wird. Die Alternative ist die Einleitung ins Netz. Eine neue Regelung der Bundesregierung erlaubt aber einer Energiegemeinschaft, mit dem Überschuss aus PV-Anlagen auch jene Gebäude mit Strom zu versorgen, auf denen – etwa aus Denkmalschutzgründen – keine Anlage platziert werden darf. Gesellschafter der neuen EEG sind die Stadt und ihre Immobilienverwaltung, die Wolfsberger Stadtwerke sollen ebenfalls einsteigen.
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