Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Grundverkauf an Milliardär: Interessent meldet sich zu Wort, der mehr als der Deutsche zahlen wollte Ausgabe 3 | Mittwoch, 19. Januar 2022

Maximilian Habsburg-Lothringen sagt, er war bereit, den Jesuiten für ihre Lavanttaler Liegenschaften einen höheren Preis zu zahlen, als sie letztlich erhalten haben. Er kann die Entscheidung des Ordens nicht nachvollziehen. Stadträtin fordert Gesetzesnovellierung.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Rund 173 Hektar Lavanttaler Boden befinden sich seit Oktober des Vorjahrs im Besitz eines deutschen Milliardärs. Damals entschied die Grundverkehrskommission, dass der Verkauf der Jesuitengründe an ihn rechtens sei. Der Handel schlug Wellen im Bezirk, die sich bisher nicht gelegt haben. Es herrscht Unverständnis über die Entscheidung des Ordens. Trapmoth

Artikel

Lavanttal. Wieder meldet sich ein Lavanttaler zu Wort, der Interesse am Kauf der Jesuitengründe im Bezirk Wolfsberg hatte – und trotz der Absicht, neun Millionen Euro zu bezahlen, nicht zum Zug kam. Stattdessen gingen die Liegenschaften zum kolportierten Preis von 7,5 Millionen Euro an einen deutschen Milliardär (wir berichteten).

Maximilian Habsburg-Lothringen, der derzeit in Wien lebt, wollte dem Orden die rund 173 Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen abkaufen, um sie später selbst an die benachbarten Landwirte und weitere Interessenten zu veräußern. »Ich wollte nur eine Liegenschaft am Aichberg behalten, da ich mit meiner Familie zurück nach Kärnten ziehen möchte«, so Habsburg. Laut ihm seien die Jesuiten aber von Anfang an nicht gesprächsbereit gewesen. »Mein erstes Gespräch mit dem Provinzial bzw. dem Geschäftsführer fand im November 2020 statt. Damals gab es zwei Gutachten, die den Wert der Flächen im Lavanttal mit 7,5 Millionen bzw. 8,035 Millionen Euro bezifferten. Ich und ein Partner  waren bereit, bis zu neun Millionen Euro zu bezahlen, wir konnten aber kein konkretes Angebot abgeben, da wir die nötigen Unterlagen nicht bekommen haben.« 

»Ich und ein Partner waren bereit, bis zu neun Millionen Euro zu bezahlen«
Maximilian Habsburg-Lothringen, Kaufinteressent

Nach dem Treffen folgte ein E-Mail-Austausch, in dem er auch anmerkte, dass es ihm ein großes Anliegen sei, die Gründe in österreichischem bzw. Lavanttaler Besitz zu behalten. Dazu schlug er dem Orden vor, die landwirtschaftlichen Flächen in St. Andrä vorerst nicht zu verkaufen, da in den nächsten Jahren die Umwidmung in Bauland zu erwarten sei und sich der Erlös dann vergrößern könnte.

Absage per Telefon

Doch die Jesuiten gingen auf das Angebot nicht ein. Die Absage durch ihren Geschäftsführer kam per Telefon. Einen Monat später wurde laut Habsburg-Lothringen der Vertrag mit dem deutschen Milliardär unterzeichnet. Jetzt sagt Maximilian Habsburg-Lothringen: »Der Orden wollte niemand anderes als den späteren Käufer akzeptieren. Ich frage mich, ob jemand Vorteile aus diesem Geschäft gezogen hat. Denn die Jesuiten sollten zum bestmöglichen Preis verkaufen, was aber nicht gemacht wurde. Wieso haben sie die Liegenschaften zu diesem Preis veräußert, wieso gab es kein Bieterverfahren?«

Wie berichtet hatte sich auch der Wolfsberger Josef Lichtenegger – unabhängig von Maximilian Habsburg-Lothringen – um den Kauf der Jesuitengründe bemüht. Eine Lavanttaler Bietergemeinschaft mit Lichtenegger teilte der Bezirkshauptmannschaft schriftlich mit, man sei bereit, 8,25 Millionen Euro zu zahlen. Weder dieses Angebote noch acht schriftliche Einwände mit triftigen Argumenten gegen den Verkauf an den Milliardär hatten Erfolg. Denn Lichtenegger hoffte auf eine negative Entscheidung der Grundverkehrskommission, ohne deren Zustimmung der Handel laut Kärntner Grundverkehrsgesetz nicht möglich gewesen wäre. Doch dieses Gremium sprach sich nach positiven Stellungnahmen von Amtssachverständigen für den Verkauf aus.

Politik schaltet sich ein

Unterdessen hat auch die Wolfsberger FPÖ-Stadträtin Isabella Theuermann das Thema aufgegriffen. Laut ihr sei es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Käufen von Liegenschaften durch Industrielle, Unternehmer und Stiftungen gekommen. »Eigentlich sollte das Grundverkehrsgesetz diese Vorgehensweisen einschränken und die Rechte von aufstockungswilligen Landwirten zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz wahren, dies findet in der Praxis jedoch nur mehr in den seltensten Fällen statt«, so Theuermann. Mittlerweile werde dieses »letzte Schutzschild für die heimischen Landwirte« derart ausgehöhlt, dass Unternehmer beispielsweise eine GmbH gründen würden, deren Zweck nicht der Betrieb einer Landwirtschaft sei, die Gleichstellung mit einem Landwirt aber daraus begründen, dass die Geschäftsführung von einer Person erfolgt, die eine landwirtschaftliche Ausbildung hat. Theuermann: »Tatsache ist, dass das Grundverkehrsgesetz novelliert werden muss, um solche Grundstücksdeals zu erschweren oder überhaupt zu verhindern.« Die freiheitliche und unabhängige Bauernschaft werde in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Kärnten am 21. Jänner erneut einen Antrag an die Landesregierung stellen, das Grundverkehrsgesetz zu novellieren, »um die Rechte der aktiven Bauern zu stärken und den Ausverkauf der Heimat zu verhindern«, so die Stadträtin.

Auch der Jesuitenorden hat nun Stellung bezogen und weist die Vorwürfe zurück (siehe unten).

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren