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Lavanttal, Wien. In ihrer jüngsten Klausur im niederösterreichischen Mauerbach hat sich die Bundesregierung darauf festgelegt, die Errichtung von Windparks und Photovoltaikanlagen zu vereinfachen (wir berichteten): Der Landschaftsschutz soll fallen und damit auch die in Kärnten geltende Sichtschutzverordnung, auf die Windkraft-Gegner bisher pochten. Dazu sollen Einsprüchen keine aufschiebende Wirkung mehr haben – ebenfalls ein harter Schlag für alle, die sich gegen Windkraft aussprechen.
Einer der bekanntesten Windrad-Gegner ist der Wolfsberger Robert Gritsch. Seit Jahren bekämpft der Sprecher der Bürgerinitiative für ein windradfreies Lavanttal das Projekt Bärofen, wo acht Anlagen errichtet werden sollen. Die Unterkärntner Nachrichten fragten ihn nach seiner Meinung zu den Regierungsplänen.
Was sagen Sie zu den geplanten Änderungen bei Windrädern?
Robert Gritsch: Was soll man dazu noch sagen? Wenn es die Regierung so haben will, werden wir eben mit Windrädern überschwemmt werden. Sollte das Gesetz wie geplant umgesetzt werden, muss man bereits am Beginn der Verfahren alle Kritikpunkte vorbringen, denn danach geht es nicht mehr. Darauf muss man sich dann einstellen. Was mir mehr Sorge macht, ist, dass der Naturschutz zurückgestellt wird. Es wird sich immer ein Gutachter finden, der bescheinigt, dass ein neues Windrad-Projekt unbedenklich ist.
»Wenn es die Regierung so haben will, werden wir eben mit Windrädern überschwemmt werden«
Robert Gritsch, Obmann Bürgerinitiative
Fürchten Sie in Zukunft einen Ansturm von Windparkbetreibern auf die Lavanttaler Berge?
Auf jeden Fall. Und nicht nur im Lavanttal, sondern überall in Kärnten. Nachdem es in Kärnten keine Flächen gibt, die für Windräder ausgewiesen sind, kann jeder ohne Genehmigung mit dem Bau beginnen. Die Bewilligung kann nachträglich erfolgen. So öffnet man Windrädern Tür und Tor. Im Nockgebiet haben sich zwar alle Gemeinden gegen Windräder ausgesprochen, es ist aber fraglich, ob das halten wird. Ich höre, dass Vertreter eines großes Energieunternehmens dort bereits unterwegs sind und Optionsverträge abschließen. Es gibt eine Masterarbeit der Universität Klagenfurt, die die besten Windrad-Standorten im Nockgebiet untersuchte. Es sind sehr viele.
Werden Sie sich gegen das Gesetz wehren?
Man kann nichts dagegen machen.
Die Kärntner Politik steht Windrädern skeptisch bis ablehnend gegenüber. Wird sich das ändern?
Selbst wenn einige wenige dagegen sind: Dieser Widerstand wird bröseln, weil die Wirtschaft Druck machen wird. Was sollen sie auch machen? Die Anträge müssen genehmigt werden, wenn die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Und von Landeshauptmann Peter Kaiser hört man zum Thema Windräder gar nichts, er hält sich bedeckt.
»Von Landeshauptmann Kaiser hört man zum Thema Windräder gar nichts, er hält sich bedeckt«
Derselbe über die Politik
Sollte das Gesetz in Kraft treten: Welche Auswirkungen erwarten Sie auf das Landschaftsbild?
Natürlich wird es Auswirkungen haben, die Kärntner Sichtbarkeitsverordnung wird nicht mehr gelten. Windräder können dann überall stehen, auch auf der Saualpe, ist zu fürchten.
Außerdem ist es mit der erneuerbaren Energie ja nicht getan. Wenn ausschließlich auf diese Weise Energie erzeugt wird, kann man weitere Ressourcen verbrauchen. Einbremsen wäre aber besser. Viele protestieren gegen den Turbo-Kapitalismus, trotzdem steigt er weiter. Es heißt, wir müssen alles für das Klima tun, aber es wird sich auch dann nicht ändern, wenn ganz Österreich voll mit Windrädern wäre. Das Klima macht vor Österreich nicht Halt, es ist das Weltklima.
Sie sind für Energiesparen statt neuer Windräder?
Energiesparen ist aber bald leider kein Thema mehr, denn wir haben einen sehr milden Winter. Mir fehlt ein nationales Konzept zur Einsparung von Energie, stattdessen gibt es kontraproduktive Förderungen, die die Energieverschwendung antreiben. Auch der Bodenverbrauch geht weiter, der weitaus besser beschränkbar sein sollte. Es bedarf internationaler Anstrengungen gegen den Klimawandel, die sind aber nicht in Sicht.
Sie wehren sich auch gegen den Bau des Windparks Bärofen auf der Koralpe. Die Bürgerinitiative hat gegen die positive Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts außerordentliche Revision eingebracht.
Das ist im Laufen, vielleicht gibt es im Frühjahr eine Entscheidung. Ob das Projekt noch zu stoppen sein wird, kann ich nicht sagen.
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