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St. Andrä. Sollte der beabsichtigte Parteiwechsel große Gefühle ausgelöst haben, werden sie von den Beteiligten gut im Zaum gehalten. Die Reaktionen auf den vom früheren St. Andräer FPÖ-Vizebürgermeister Gerald »Etschi« Edler angekündigten Übertritt zum »Team Kärnten« von Gerhard Köfer (wir berichteten) sind äußerst verhalten. Und das, obwohl sich im Gemeinderat der Bischofsstadt das Kräfteverhältnis durch Edlers Schritt gravierend verschieben würde.
»Grundsätzlich darf jeder Mandatar seine Partei verlassen und eigene politische Wege suchen«
Jürgen Ozwirk, FPÖ-Stadtrat
Der Lavanttaler FPÖ-Bezirksobmann Christian Ragger reagierte so: »Ich bedauere Edlers Schritt, denn er hatte ein gewisses Potenzial. Trotzdem wünsche ich ihm alles Gute. Er wird allerdings bald wissen, wie es ist, wenn man ohne Team politisch kämpfen muss.«
Edler begründete seinen Entschluss, den Freiheitlichen den Rücken zu kehren, mit dem Verlust seines Stadtratsitzes nach der knapp verlorenen Bürgermeister-Stichwahl im März – ein weiterer harter Schlag für den früheren Vizebürgermeister.
»Meine ›Abmontage‹ durch die Partei – ich bin ja gegangen worden – habe ich nicht nachvollziehen können«, sagte Edler zu den Unterkärntner Nachrichten. FPÖ-Stadtrat Jürgen Ozwirk, Ortsparteiobmann von St. Andrä-Land, meinte dazu: »Er ist von uns enttäuscht – gut. Aber er fand eben bei der parteiinternen Wahl keine Mehrheit als Stadtrat. Dazu gehört hat er trotzdem. Grundsätzlich darf jeder Mandatar seine Partei verlassen und seine eigenen politischen Wege suchen. Ich wünsche Etschi, der lange Jahre mein politischer Kollege war, nichts Schlechtes. Letztlich wird der Wähler entscheiden.«
Zünglein an der Waage
Das hat er bei der Gemeinderatswahl im heurigen Februar bereits getan. In St. Andrä kam die SPÖ auf 13 Gemeinderatsmandate, die FPÖ besitzt sieben, die ÖVP ebenfalls sieben. Da keine Koalition gebildet wurde und alle Entscheidungen in der laufenden, sechsjährigen Periode im »freien Spiel der Kräfte« gefällt werden sollen, konnten ÖVP und FPÖ bisher die SPÖ überstimmen. Verlässt Edler die Freiheitlichen, wäre das nicht mehr möglich. Der frühere Vizebürgermeister wäre bei Kampfabstimmungen in der bequemen Lage, sich für eine Seite entscheiden zu können – samt entsprechender »Bedingungen«.
»Ich bedauere Edlers Schritt, trotzdem wünsche ich ihm alles Gute«
Christian Ragger, FPÖ-Bezirksobmann
Aber das ist Theorie. Denn in St. Andrä sieht die Realität so aus, dass meist schon vor den Abstimmungen im Gemeinderat eine Einigung zwischen den Parteien hergestellt wurde. Ozwirk: »Wir sind sehr konsensorientiert, bei uns wird nicht gestritten wie in Wolfsberg. Daher würde Edlers Übertritt zu einer anderen Partei in der Realpolitik keine Rolle spielen. Wir haben eine gute Basis mit allen Parteien, weshalb wir unsere Projekte auch durchbringen können.«
»Wird sich zeigen«
Und was sagt das »Team Kärnten«, zu dem Edler wechseln will? Würde es ihn mit offenen Armen aufnehmen? Dessen Pressesprecher Thomas-Martin Fian sagt: »Es gab ein Gespräch zwischen ihm und Gerhard Köfer, das aber nur dem Kennenlernen diente. Alles andere wird sich zeigen. Es wird im Vorstand, der im September wieder tagt, darüber zu debattieren sein.« Eine Prognose über das Ergebnis wollte Fian nicht abgeben, er meinte lediglich: »Edler ist politisch nicht unbekannt.«
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