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Lavamünder Bürger stemmen sich gegen Deponie: Jetzt lassen sie mit Alternativvorschlag aufhorchen Ausgabe 7 | Mittwoch, 16. Februar 2022

Porr will in Hart eine Deponie für Bodenaushub und eine Recyclinganlage für Asphalt- und Betonreste errichten. Bürgerinitiative stemmt sich dagegen und will einen Vorschlag eines Naturschutzbeirats umsetzen: Statt Schutt sollen Reptilien angesiedelt werden.

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Lavamünd. Der Ortsteil Hart kämpft weiter gegen das Vorhaben der Baufirma Porr, nahe ihres Wohngebiets eine Deponie für Bodenaushubmaterial samt Recycling von Asphalt- und Betonaufbrüchen zu errichten. Besonders die Wiederaufbereitung von Altmaterial, die mit einem sogenannten »Brecher« durchgeführt würde, ist für die Anrainer nicht vorstellbar. Die Anrainer Franz Loibnegger und René Riegler haben eine Bürgerinitiative gegründet und mittlerweile mehr als 150 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Jetzt lassen sie mit einem Alternativvorschlag für die Nutzung des Areals aufhorchen.

»In Hart darf keine weitere Deponie errichtet werden, wir Anrainer sind schon genug vorbelastet«
René Riegler, Bürgerinitiative

Nachdem es einige Zeit ruhig war – eine bereits 2021 geplante abfallwirtschaftsrechtliche Verhandlung  wurde kurzfristig abgesagt – soll das Projekt jetzt seitens Porr wieder vorangetrieben werden. Doch auch die Gemeinde, bzw. die Bürgerinitiative waren nicht untätig. Am Freitag, 11. Februar, wurde eine Begehung des Geländes, auf dem die Deponie stehen soll, durchgeführt. Dabei waren neben Mitgliedern der Initiative auch der Lavamünder Vizebürgermeister Georg Loibnegger (Liste Wolfgang Gallant) sowie Gerald Malle, Mitglied des Naturschutzbeirats des Landes Kärnten, der dabei einen Vorschlag machte. 

Riegler: »Malle hat darauf hingewiesen, dass das Gebiet großes Potenzial für ein Naturschutzprojekt, nämlich für einen Trockenstandort für Reptilien hätte. Dieses Projekt könnte mit dem  sogenannten Schotterschilling finanziert werden und würde auch für die Gemeinde Lavamünd sehr viel Positives bringen, da es so etwas in dieser Form in Kärnten noch nicht gibt.« Die Anrainer von Hart und Achalm würden ein solches Naturschutzprojekt sehr begrüßen, da es Lebensraum für Tiere schaffen würde und positive Effekte auf die Umwelt hätte. 

»Schon genug belastet«

Riegler: »Dazu darf in Hart keine weitere Deponie errichtet werden, da wir als Anrainer schon genug durch bestehende Deponien vorbelastet sind.« Für Porr gäbe es sicher andere Möglichkeiten, einen Entsorgungsstandort zu errichten. Der Anrainer kündigt aber auch an, die Bürgerinitiative sei bereit, vor das Landesverwaltungsgericht zu ziehen, sollte das Unternehmen bei seinen Plänen bleiben.

Vizebürgermeister Loibnegger, der ebenfalls in Hart lebt, sagt zum Plan eines Naturschutzprojekts: »Wir wollen unsere Bürger unterstützen, sollte das Vorhaben möglich sein, werden wir es angehen.« Das große Aber laut Loibnegger: »Der Grundbesitzer ist Porr. Ohne das Unternehmen wird es nicht gehen, wir brauchen seine Zustimmung und Bewilligung.« Dazu habe Porr bereits den Boden und die nötige Widmung für die Deponie. Aufgeben will der Vizebürgermeister aber nicht: »Es wird demnächst – ein genaues Datum ist noch nicht fixiert – einen Gesprächstermin mit Porr geben, von dem wir uns eine Lösung erhoffen. denn der Hauptpunkt der Sorge ist der Brecher, den die Anrainer keinesfalls wollen.« Gegen eine reine Deponie, die nach einiger Zeit wieder zuwachse, habe die Gemeinde grundsätzlich nichts. »Es dürfen nur den Bürgern keine Nachteile entstehen«, so Loibnegger.

Porr wollte auf die Fragen, ob sich das Unternehmen ein Naturschutzprojekt in Hart vorstellen könne und wie es mit den Deponieplänen weitergehe, keinen Kommentar abgeben: »Da wir uns in Gesprächen mit der Gemeinde befinden, bitten wir um Verständnis, dass wir uns zu der Deponie Hart derzeit nicht äußern.«

»Da wir uns in Gesprächen mit der Gemeinde befinden, äußern wir uns derzeit nicht«
Porr wollte nicht Stellung nehmen

Übrigens: Der Lavamünder Bürgermeister Wolfgang Gallant (Liste Wolfgang Gallant) hat sich in der Deponiefrage offiziell für befangen erklärt. Der Anlass dafür ist eine private Freundschaft, die ihn mit einem hochrangigen Kärntner Porr-Mitarbeiter verbindet. Vizebürgermeister Loibnegger: »Ich befasse mich nun mit dem Thema, das ohnedies in meine Zuständigkeit als Naturschutzreferent fällt.«

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