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St. Georgen, Peking. Sein gesamter Besitz passt in zwei Koffer. Das muss so sein. Denn Bernhard Cekon ist auf der ganzen Welt zuhause – und da reist es sich besser mit kleinem Gepäck.
Der 32-Jährige ist derzeit Executive Sous Chef, also stellvertretender Küchendirektor, im Hotel Kempinski in Peking. 186 Mitarbeiter tanzen nach seiner Pfeife. Doch sein E-Motorrad und das Fahrrad, mit denen er sich in der chinesischen Hauptstadt fortbewegt (»Eine Nummerntafel für ein Auto zu bekommen ist in China zu kompliziert«), sind schon wieder verkauft. Die nächste Station steht fest: Das Hyatt in Shenzhen, einer Stadt mit 12,5 Millionen Einwohnern im Südosten Chinas. »Da werde ich die gleiche Position haben«, sagt Cekon, »aber in einem größeren Hotel und einem größeren Unternehmen.« Sein Ziel: In zwei Jahren will er zum Executive Chef aufgestiegen sein und einen neuen Posten »angehen«.
Wie der echte Lavanttaler – geboren in Lavamünd, aufgewachsen in St. Paul, Lebensmittelpunkt in St. Georgen, Eltern in Wolfsberg – zum Weltenbummler wurde, ging so: »Ich habe die Kochlehre in St. Georgen beim Gartnerwirt gemacht, der damals von Heidi Mehringer geführt wurde und bei der ich 20 Kilo zunahm. Dann war ich bei der Fleischerei Libiseller. Die nächste Station war Galtür in Tirol, wo ich für die Huber-Hotels arbeitete.« Nach einem Gastspiel am Tiroler Achensee im Hotel Pfandler ging es weiter nach Frankreich auf ein Flusskreuzfahrtschiff, mit dem er die Seine und Rhone befuhr. Als er abmusterte, hatte er den Rang des Chef de Cuisine inne. Es folgte ein Jahr in einem von einem Steirer geführten Privatrestaurant in Doha, der Hauptstadt von Katar, die Eröffnung eines Restaurants für die deutsch-österreichische Kette »Brotzeit« in der vietnamesischen Hauptstadt Ho Chi Minh-Stadt, drei Jahre im Hotel Kempinski in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, und schließlich Peking.
Dort fand seine Karriere Anfang des Jahres einen Höhepunkt. Cekon, dessen Aufgaben mittlerweile im Management-Bereich liegen, setzte sich anlässlich des Besuchs des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wieder die Kochmütze auf. »Es wurde in die deutsche Botschaft geladen. Da das Kempinski Hauslieferant ist, sorgten wir für das Essen. Es gab Hausmannskost, nichts Ausgefallenes.«
Über Inserate? Nein!
Wie aber ergattert man all diese Jobs? Inserate? Cekon schüttelt den Kopf. »Kontakte«, sagt er, »man kennt sich in der Branche. Nach Doha kam ich durch die steirische Agentur Blackrock, danach lief es über Bekanntschaften. Es treibt mich einfach immer weiter.« Einen Traum hat der bekennende Asien-Fan noch: Er möchte nach Südamerika und in Peru, Chile oder Guatemala arbeiten.
Wenn er nicht gerade seinem Zwölf-Stunden-Job nachgeht, macht er Urlaub: fünf bis sechs Mal pro Jahr bereist er Länder rund um den Globus. Und einmal jährlich kehrt er ins Lavanttal zurück – wie jetzt. Dann besucht er nicht nur seine Familie, sondern auch den St. Georgener Bürgermeister Karl Markut, seinen früheren Arbeitgeber Walter Libiseller und seine Lehrherrin Heidi Mehringer. Die führt heute eine Catering-Firma in St. Paul und bewirtete Cekon, Markut, Libiseller und die Unterkärntner Nachrichten beim Interview (das mit vollem Mund nicht leicht zu führen war).
Während sich Cekon und der Redakteur tüchtig bedienten, fiel dem 32-jährigen Single auch ein, was er in der »Fremde« am meisten vermisst: Ostern. »Wegen des Schinkens und was es dann sonst so zu essen gibt – und wegen der Feiern.« Einsam sterben wird er aber nicht, keine Sorge. Zum einen gibt es in Peking eine Kärntner-Gemeinde, zum anderen verteilt sich sein Freundeskreis mittlerweile über die ganze Welt.
An eine Rückkehr ins Lavanttal denkt er nicht: »Kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Ich sehe meine Zukunft eher in Asien.« Dort treibt er an dem Tag, an dem dieser Artikel erscheint, seine Karriere schon wieder voran ...
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