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St. Andrä, Gran Canaria. Es ist eine dieser Sportveranstaltungen, bei der sich viele Menschen an den Kopf greifen und sich fragen, warum man seinem Körper das antut. Die Rede ist vom »Transgrancanaria«, einem Langstreckenrennen mit einer Länge von 126 Kilometern und über 12.000 zu bewältigenden Höhenmetern. Denise Hofmeister aus St. Andrä hat genau diese Strecke am 24. Feber gemeistert, wie sie erzählt: »Man fängt ja nicht mit einem 126-Kilometer-Lauf an. Ich habe schon Rennen mit 40 und 80 Kilometern gemeistert, und dann stellt man sich irgendwann die Frage, was man körperlich noch schaffen kann. Hier liegt der Reiz für mich.«
Hofmeister, deren Freund Albero von Gran Canaria stammt, hat das Langstreckenrennen nun im dritten Anlauf beendet. »Vor zwei Jahren, bei meinem ersten Antritt, musste ich witterungsbedingt abbrechen. Im Vorjahr musste ich bei Kilometer 80 abbrechen, weil ich das Zeitlimit nicht geschafft habe. Jetzt hat es Gott sei Dank geklappt«, freut sich die 29-Jährige.
Vier Grad und Regen
Start des Rennens war am 23. Feber um 23.59 Uhr in Las Palmas. Um den Bewerb erfolgreich zu beenden, hatten die über 900 am Start stehenden Teilnehmer 30 Stunden Zeit. 498 davon erreichten das Ziel rechtzeitig. Nach exakt 27 Stunden, 51 Minuten und 57 Sekunden kam Denise Hofmeister auf dem 421. Rang, auf den letzten Metern von ihrem Dackel »Churro« begleitet, ins Ziel. »Normal hat es hier zwischen 25 und 30 Grad. In den Bergen hatten wir vier Grad mit Wind und Regen. Dadurch wurde auch die Strecke rutschiger und gefährlicher. Ich bin glücklich, dass ich es geschafft habe, aber es hat ein bis zwei Tage gedauert, um alles zu realisieren und zu verarbeiten. Während dem Rennen hat man keine Zeit dazu«, erklärt die St. Andräerin, die auch Dramen miterlebt hat: »Neben vielen Stürzen hat ein Läufer bei Kilometer 105 am Straßenrand geschlafen, weil er körperlich am Ende war. Viele Läufer rufen unterwegs ihre Familien an, weil sie positive, unterstützende Worte benötigen.«
Denise Hofmeister erhielt diese mentale Unterstützung auf der Strecke von ihrem Freund und ihrem Vater, der sie nach Gran Canaria begleitet hatte und als Betreuer für Kleidungswechsel, Verpflegung und Stirnlampentausch zur Seite stand. »Das war natürlich eine große Unterstützung für mich, auch mental«, so die 29-Jährige.
Am Start müssen die Teilnehmer verpflichtend einige Dinge im Rucksack mitführen. So sind alle Läufer mit einem Kälte-Kit ausgerüstet. Alle 15 bis 20 Kilometer gibt es Labestationen, wo es neben Getränken auch Bananen und Müsliriegel gab. Nachdem auf der Strecke über 10.000 Kalorien im Körper verbrannt wurden, war der Hunger der Lavanttalerin im Ziel entsprechend groß. »Es gab eine Paella. Ich weiß nicht, ob sie so gut war oder ob der Hunger dafür gesorgt hat, dass sie so gut geschmeckt hat«, lacht Hofmeister.
»War nicht sportlich«
Dass sie beim »Transgrancanaria« einmal an den Start gehen würde, hätte Denise Hofmeister vor einigen Jahren wohl selbst nicht gedacht. »Ich war in der Schulzeit nicht sportlich, hatte in Turnen sogar einen Vierer. Erst als ich 21 war, habe ich mit dem Laufen begonnen. Schließlich bin ich Halbmarathons und Marathons gelaufen. So hat sich das immer weiter gesteigert. Wenn man konsequent auf etwas hinarbeitet, kann man vieles schaffen. Und wenn es nicht sofort klappt, darf man nicht gleich aufgaben«, so Hofmeister, die auch in Zukunft extreme Laufveranstaltungen ins Auge gefasst hat: »Es gibt viele interessante Rennen. Ende April findet auf Madeira ein 60-Kilometer-Rennen statt, bei dem ich gemeinsam mit Freunden an den Start gehe. Das ist also eher gemütlich angelegt. Was sonst noch kommt, weiß ich nicht genau, es gibt einige Rennen, zum Beispiel in der Wüste, die mich reizen würden, aber derzeit habe ich mich noch nicht festgelegt.«
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