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Viktoria Tatschl: »Mein Ziel ist es, Geschichte in einem Massenmedium vermitteln zu können« Ausgabe | Dienstag, 6. Februar 2024

Die Lavanttaler ORF-Journalistin Viktoria Tatschl (31) spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über ihre Dokumentation anlässlich des 80. Geburtstags von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, ihre Projekte beim ORF und wie sie zum Staatsfernsehen kam.

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Anlässlich des 80. Geburtstags von Bundespräsident Alexander Van der Bellen haben Sie für den ORF eine Dokumentation mit dem Titel »Vom Flüchtlingskind zum Präsidenten« gemacht. Wie sind Sie zu dieser Dokumentation gekommen? War es Ihre Idee?
Ich arbeite als Redakteurin in der »Menschen & Mächte«-Redaktion. Ich wurde beauftragt, diese Dokumentation gemeinsam mit meinem Kollegen Roland Adrowitzer zu gestalten.

Welche Aufgaben hatten Sie bei der Produktion der Dokumentation?
Die Aufgaben waren dieselben, wie bei jeder anderen Dokumentation: Recherche, Auswahl von geeigneten Interviewpartnern, Dreharbeiten mit einem Kamerateam und schließlich das Texten des Kommentartextes sowie der Schnitt in Zusammenarbeit mit einem Cutter.

Wie lange haben die Arbeiten an dieser Dokumentation gedauert?
Es waren in etwa drei Monate. Wobei ich währenddessen auch andere Beiträge gestaltet habe.

Haben Sie den Bundespräsidenten persönlich getroffen oder vielleicht sogar interviewt? Wie war die Arbeit mit dem Bundespräsidenten?
Ja, ich habe den Bundespräsidenten persönlich getroffen. Roland Adrowitzer und ich haben ihn in der Hofburg interviewt. Danach haben wir noch ein paar Aufnahmen von ihm beim Arbeiten an seinem Schreibtisch hinter der berühmten Tapetentür gemacht und durften ihn mit der Kamera bei einem seiner Spaziergänge mit Hündin Juli am Heldenplatz begleiten. Es war eine nette Begegnung.

Wie lange kann die Dokumentation auf der ORF-Website noch angeschaut werden?
Die Doku ist auf der neuen Streamingplattform »ORF On« unbeschränkt verfügbar. Dank des neuen ORF-Gesetzes dürfen wir unserem Publikum die Dokumentationen nun endlich länger als sieben Tage zur Verfügung stellen.

Wie sind Sie zum ORF gekommen?
Ich habe mich einfach initiativ für ein Ferialpraktikum beworben und bin danach sprichwörtlich »am Ball« geblieben, d. h. ich habe an Projekten mitgearbeitet und wurde nach drei Jahren schließlich angestellt.

War es schon immer ein Traum von Ihnen, für das Fernsehen zu arbeiten?
Ich hatte im Laufe meines Lebens viele verschiedene Berufswünsche. Es war nicht von Beginn an mein Traum, fürs Fernsehen zu arbeiten. Aber der ORF hat für mich seit meiner Kindheit immer eine Rolle gespielt. Von Confetti TV über Tom Turbo bis hin zu Starmania. Insofern freue ich mich sehr darüber, meinen Arbeitsplatz in so einem aufregenden Unternehmen gefunden zu haben.

Welche Aufgaben haben Sie beim ORF?
Als Redakteurin gestalte ich regelmäßig Dokumentationen für die Sendeleiste »Menschen & Mächte«. Darüber hinaus mache ich gelegentlich Beiträge für Magazine und das Online-Portal ORF Topos. Ich kümmere mich um die Bewerbung unserer Produktionen auf Social Media und betreue eine ORF-interne Expertinnen-Datenbank, die die Sichtbarkeit von weiblichen Fachfrauen in der Berichterstattung verbessern soll.

Wann hat Ihr Interesse für Journalismus begonnen?
Während meines Bachelorstudiums der Geschichte habe ich überlegt, was ich einmal beruflich machen möchte. Es war mir dabei sehr wichtig, Geschichte in der Breite vermitteln zu können. So bin ich auf den Journalismus gekommen.

Wie kamen Sie zum Entschluss Videojournalistin zu werden?
Mein Ziel war es, Geschichte in einem Massenmedium vermitteln zu können. Das Fernsehen bzw. das Doku-Format bietet sich dafür besonders an, weil es durch Zeitzeugen und starke Bilder Emotionen überbringen kann. Gleichzeitig können mithilfe von Expertinnen und Experten faktenbasierte Informationen vermittelt werden. Außerdem spielt die Auswahl der Hintergrundmusik eine große Rolle für mich. Mit dem Doku-Format kann man also auf vielen Ebenen eine Geschichte erzählen. Das hat mich fasziniert.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Der Muttertag feiert heuer sein 100. Jubiläum in Österreich. Das ist ein guter Anlass, um eine Doku über das Thema »Mutterschaft« in den vergangenen 100 Jahren zu machen. Und auch das Radio wird in Österreich heuer 100 Jahre alt. Dazu wird es auch eine Doku geben, an der ich mitarbeiten werde.

Gibt es eine Dokumentation, die Sie einmal gerne machen würden?
Es gibt viele Themen, die mich interessieren, aber momentan schwebt mir kein Konkretes vor.

Können Sie uns ein paar weitere Dokumentationen nenne, an denen Sie mitgearbeitet haben?
Ich war unter anderen für die Gestaltung von »Ephesos – Eine antike Weltstadt« im Jahr 2022 oder »Eingeschlossen. Alliierte Kriegsgefangene im Lavanttal« zuständig. Dann war ich zum Beispiel noch  bei der der Doku »Das Pflege-Dilemma: Altenbetreuung in der Krise«, die heuer ausgestrahlt wurde, mit dabei. Auch bei der Dokumentation »Ukraine – der lange Weg zur Unabhängigkeit« arbeitete ich mit, und zum Beispiel bei »Die Unbeugsamen. 100 Jahre Frauenwahlrecht«. Bei »Viva la Vulva« war ich für die Archivrecherche zuständig.

Warum haben Sie sich bei Ihrer Master-Arbeit für das Lager in Wolfsberg entschieden?
Ich habe in der Lagerstadt-Ausstellung im Museum im Lavanthaus das Farbfilmmaterial von Wolfsberg in den 1940er-Jahren gesehen. Die Aufnahmen zeigen zum einen das Leben im Kriegsgefangenenlager, zum anderen sind Alltagsbilder in der Wolfsberger Innenstadt zu sehen. Das hat mich fasziniert, denn Farbfilmmaterial aus dieser Zeit ist eine Rarität. Das war der Auslöser – ich wollte mithilfe dieses Materials die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers in einer Doku erzählen. Zudem hatte ich die Gelegenheit, einen ehemaligen britischen Kriegsgefangenen – Eric Bardsley – in England zu interviewen. Das war ein ganz besonderes Interview. Drei Wochen nach dem Interview ist er im Alter von 99 Jahren verstorben.

Nach Ihrer Matura waren Sie längere Zeit unterwegs. Wozu diente die Reise?
 Ich war in Indien, Südafrika, Thailand und den USA. Nach der Matura wollte ich einige Zeit im Ausland verbringen, um die Welt ein bisschen besser kennenzulernen. Ich habe ein halbes Jahr als Kellnerin beim Gasthof Stoff in St. Margarethen gearbeitet und bin mit dem Ersparten dann für ein paar Monate herumgereist. Es war eine tolle Zeit, die mich sehr geprägt hat, aber mir auch vor Augen gehalten hat, wie gut es uns in Österreich geht.

// Zur Person
Viktoria Tatschl wurde am
 4. Oktober 1993 in Wolfsberg geboren und ist in St. Margarethen aufgewachsen. Nach der Matura am BORG Wolfsberg absolvierte sie ein Bachelorstudium Geschichte in Graz mit einem Erasmus-Auslandssemester im französischen Strasbourg. Im Anschluss machte sie das Masterstudium »Journalismus und neue Medien« an der FH Wien.
Bereits 2017 und 2019 war sie im Rahmen eines Praktikums beim ORF tätig. Seit 2021 ist sie Redakteurin der TV-Abteilung »Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen« beim ORF.

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