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Wie sind Sie in die Lokalpolitik gekommen?
Im Jahr 2009 hat mich der St. Andräer Bürgermeister Peter Stauber gefragt, ob ich mich nicht politisch engagieren möchte. Da habe ich gerne ja dazu gesagt.
Wie war danach Ihr politischer Werdegang?
Ich war von 2009 bis 2015 Ersatzgemeinderätin für die SPÖ in St. Andrä. 2009 gründete ich eine Gruppe der Kinderfreunde in Eitweg. Außerdem war ich von 2012 bis 2019 SPÖ-Bezirksgeschäftsführerin für die Bezirke Wolfsberg und Völkermarkt. 2015 zog ich nach der Gemeinderatswahl in den Stadtrat ein, und nachdem der damalige erste Vizebürgermeister Daniel Fellner 2018 in die Landesregierung gewechselt war, folgte ich ihm als erste Vizebürgermeisterin in St. Andrä nach.
Warum ist die SPÖ für Sie die richtige Partei?
Mein Vater war SPÖ-ler, er hat es mir vorgelebt. Ich habe die Grundsätze der Partei für sehr stimmig gehalten. Für mich war es immer sehr wichtig, für Soziales und Gerechtigkeit einzustehen. Das sind genau die Werte, die die SPÖ vertritt. Ich bin ein Menschenfreund, ein Vereinsmensch, gehe gerne auf Menschen zu. Daher ist die SPÖ das richtige für mich, mit einem grünen Herzen, da mir die Umwelt sehr wichtig ist.
Was machen Sie beruflich?
Ich bin Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin im LKH Wolfsberg. Während meiner Zeit als Bezirksgeschäftsführerin der SPÖ ließ ich mich allerdings karenzieren. Seit 2019 bin ich zurück im LKH Wolfsberg.
Wann übernehmen Sie das Amt der Bürgermeisterin?
Ab 1. Juli übernehme ich zunächst als amtsführende Bürgermeisterin. Danach haben wir vier Wochen Zeit, eine Gemeinderatssitzung abzuhalten, um mich dann als Bürgermeisterin zu wählen und angeloben lassen.
Werden Sie den Job als Bürgermeisterin eigentlich haupt- oder nebenberuflich ausüben?
Bis zur Gemeinderatswahl im nächsten Jahr lasse ich mich im LKH Wolfsberg karenzieren und werde Vollzeit als Bürgermeisterin arbeiten. Danach kann das Amt nebenberuflich ausgeübt werden, da die Einwohnerzahl in St. Andrä ja unter 10.000 gefallen ist. Aber jetzt muss ich erst einmal in das Bürgermeisteramt hineinwachsen.
Hat Ihr Vorgänger Peter Stauber große Fußstapfen hinterlassen?
(Lacht.) Peter ist über 1,90 Meter groß, also ja. Aber ernsthaft: Peter Stauber hat nicht nur die Politik in St. Andrä, sondern im ganzen Lavanttal, ja in Österreich beeinflusst. Er war Bürgermeister, saß im Nationalrat, war Präsident des Gemeindebunds. Er war aber auch ein guter Mentor für mich. Er hat die Übergabe rechtzeitig in die Wege geleitet und sehr gut geregelt. Er übergibt mir ein gut bestelltes Haus mit einem Budget von rund 27 Millionen Euro.
Gab es irgendwelche Reibungspunkte mit Ihrem Vorgänger?
Nein. Peter Stauber hat mich in die Politik und in den Stadtrat geholt. Er hat mich immer unterstützt. Als er mich fragte, ob ich ihm nachfolgen möchte, musste ich nicht lange überlegen und habe gerne angenommen.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den Mitgliedern der Landesregierung und den SPÖ-Abgeordneten im Nationalrat?
Sehr gut. Da ich sieben Jahre als Bezirksgeschäftsführerin tätig war, konnte ich mir ein großes Netzwerk aufbauen. Daniel Fellner war mein Chef und Sara Schar meine Arbeitskollegin. Ich kenne alle fünf SPÖ-Regierungsmitglieder in Kärnten sehr gut und kann auf ihre Unterstützung zählen. Mit Beate Prettner war ich sogar schon mit einer Harley-Davidson unterwegs. Aber ich kenne auch die Beamten der Landesregierung und habe zu ihnen ein sehr gutes Verhältnis. Das ist sicher auch für St. Andrä als Gemeinde von Vorteil.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Parteien, die im St. Andräer Gemeinderat vertreten sind?
Es ist fast schon amikal. Mein Credo ist, dass man auch fraktionsübergreifend zusammenarbeiten muss, wenn man etwas für die Gemeinde weiterbringen möchte. Ich werde immer gute Ideen anderer Fraktionen unterstützen und hoffe, dass auch meine Ideen die Unterstützung der anderen Parteien finden werden. Das funktioniert in St. Andrä aber ohnehin sehr gut. Man darf nicht vergessen, dass 99 Prozent der Beschlüsse einstimmig sind. Und das ist auch gut und wichtig. Die Menschen wollen nicht, dass immer nur gestritten wird. Ich hoffe natürlich auch in Zukunft auf die freundschaftliche Gesprächsbasis mit den anderen Fraktionen.
Sind Sie verheiratet?
Ja, ich bin seit 25 Jahren verheiratet. In der Vorwoche feierten wir die Silberne Hochzeit. Und wir haben zwei Kinder.
Wie hat Ihre Familie darauf reagiert, als Sie ihr erzählten, dass Sie nun Bürgermeisterin werden?
Meine Familie hat mich sofort unterstützt. Sie wissen ja bereits von meiner Tätigkeit als Bezirksgeschäftsführerin, dass ein politisches Amt sehr zeitintensiv ist und viele Termine wahrzunehmen sind. Mein Mann und meine Kinder stehen natürlich voll hinter mir und sie sind auch sehr stolz auf mich.
Und wie haben Ihre Freunde darauf reagiert?
Sie freuen sich für mich. Sie haben mich gleich beglückwünscht und gemeint, dass ich sehr gut als neue Bürgermeisterin von St. Andrä passe. Manche haben mich aber auch gefragt, warum ich mir das antue, Politik hat ja derzeit keinen allzu guten Ruf.
Und warum tun Sie sich das an?
Weil ich etwas bewegen will. Das war ja auch der Grund, warum ich überhaupt in die Politik gegangen bin. Wenn ich eine Chance bekomme zu gestalten, dann nehme ich sie natürlich sehr gerne wahr.
Gibt es schon Pläne für die Zukunft für St. Andrä?
Wir sind derzeit auf sehr gutem Kurs. Der Spatenstich für das Pflegeheim soll noch im Juni erfolgen, in St Andrä soll ein Bildungscampus entstehen. Derzeit haben wir gerade einen provisorischen Kindergarten in Eitweg eingerichtet. Es wird auch wichtig sein, ein gesunder, wirtschaftsfreundlicher Standort zu bleiben, und natürlich muss auch die interkommunale Zusammenarbeit forciert werden. Ganz wichtig wird auch leistbares Wohnen werden.
St. Andrä ist mittlerweile unter die 10.000 Einwohner-Marke gefallen. Gibt es Pläne oder Visionen, wie man die 10.000er-Marke wieder überspringen kann?
Laut Prognosen wird sich der Abzug aus den ländlichen Gemeinden bis 2025 nicht ändern. Ich glaube, es wird in St. Andrä erst mit der Fertigstellung der Koralmbahn zu einem Zuzug kommen. Dabei wird es für uns wichtig sein, ausreichend Wohnraum zu schaffen, um Jungfamilien leistbares und finanzierbares Wohnen und Grundstücke zur Verfügung zu stellen, sowie für die Wirtschaft interessante Möglichkeiten zu bieten.
Sie übernehmen das Amt in einer schwierigen Zeit, während der Coronakrise. Wie wird St. Andrä die Krise durchstehen?
Es stimmt, es ist keine leichte Zeit. Die Ertragsanteile gehen zurück und die Pflichtausgaben für die Gemeinden steigen. Wir sind in St. Andrä, im Vergleich zu vielen Gemeinden, aber dennoch sehr gut aufgestellt. Auch von Seiten des Landes Kärnten gibt es einige Unterstützungen. Es wird sicher auch noch zusätzliche Hilfen durch den Bund benötigen. Aber man sollte Corona nun nicht stigmatisieren, sondern der Gefahr ins Auge sehen. Gefragt sind nun Eigeninitiative und -verantwortung.
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