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In welchem Alter haben Sie begonnen, ein Instrument zu spielen?
Das war im Volksschulalter. Damals erhielt ich Klarinettenunterricht an der Musikschule in St. Andrä.
Und wann erfolgte der Umstieg auf das Saxophon?
Das war dann mit 14 Jahren an der Musikschule in Wolfsberg. Ich wollte bald darauf damit aufhören. Dann bekam ich die Möglichkeit in einer Band zu spielen und habe weitergemacht.
Wie sind Sie zu dem Entschluss gekommen, Musiker zu werden?
Nach der Matura habe ich gemerkt, dass die üblichen Berufe nicht zu mir passen. Und ein Freund meinte damals zu mir, ob nicht Musiker das Richtige für mich wäre. Also habe ich mir gedacht, »machst halt die Aufnahmeprüfung an der Musikuni in Graz«. Da war alles sehr kurzfristig, ich hatte dann nur zwei Monate Zeit, mich darauf vorzubereiten.
»Ich möchte mit meiner Musik Menschen berühren. Und wenn mir das gelingt, ist ein Traum erfüllt«
Edgar Unterkirchner, Saxophonist und Komponist
Es hat aber beim ersten Versuch geklappt, oder?
Meine Freunde und Bekannten meinten, dass es sich niemals ausgehen würde, da die Zeit zur Vorbereitung zu kurz sei. Ich habe mich für Instrumental- und Gesangspädagogik angemeldet. Von meinem Vorspiel war Professor Eike Straub sehr berührt und er fragte mich, ob ich mich nicht für das Konzertfach Saxophon einschreiben möchte. Das habe ich schließlich gemacht und dann am Ende Instrumental- und Gesangspädagogik sowie das Konzertfach abgeschlossen. Zusätzlich habe ich danach noch Jazz in Klagenfurt abgeschlossen.
Sie haben sich mit 14 Jahren fürs Saxophon entschieden. In diesem Alter stehen die meisten Jungs ja eher auf Gitarre, Bass oder Schlagzeug. Wieso war es bei Ihnen das Saxophon?
Ich habe in der Kindheit Klarinette gespielt. Die ist ja mit dem Saxophon verwandt. Und da ich dann auch noch das Angebot bekam, als Saxophonist bei einer Band mitzuspielen, hat sich das so ergeben. Das Saxophon ist halt mein Instrument.
Wieviele Instrumente spielen Sie?
Schon einige. Zum Komponieren spiele ich oft Gitarre, Klavier, verschiedene Percussions, Flöte und so weiter.
Was ist Ihre Musikrichtung?
Es gibt nicht viele Musikrichtungen, die ich noch nicht probiert habe. Für mich ist es etwas eigenes, dass nicht in eine Schublade passt. Es ist nicht Jazz, Pop, Klassik oder Rock. Es ist mein ganz eigener Stil, den ich beim Spielen und Komponieren habe. Mich hat immer viel interessiert, ich möchte in keine Schublade gesteckt werden.
Können Sie von der Musik leben?
Sogar sehr gut. Ich bin gut gebucht und sehr viel international unterwegs. Da helfen natürlich auch Preise, die ich gewonnen habe.
Welche Preise waren das?
Bei den Global Music Awards habe ich für die Vertonung von »Zeichen gegen das Vergessen« in der Kategorie »Film Soundtrack« gewonnen. Und auch beim New York Festival habe ich in der Kategorie »Filmmusik« gewonnen. Ich war damals als einziger Europäer nominiert und konnte mich gegen Riesen wie Disney oder Fox International durchsetzen. Ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet, es gab immerhin über 1.000 Einsendungen. Und da gewinnt jemand aus dem Lavanttal. Es war wie ein Märchen, solche Preise zu gewinnen.
Dabei wollten Sie sich dafür ja gar nicht bewerben.
Das stimmt. Ich hätte ja niemals gedacht, das ich auch nur den Hauch einer Chance habe. Aber die Produktionsfirma hat sich beworben. Im Nachhinein betrachtet bin ich natürlich froh darüber.
Sie leben im Lavanttal auf der Saualpe. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Ich habe das Lavanttal bewusst gewählt, da ich es einfach mag. Ich mag die Leute, die Ruhe, die Landschaft und das Leben. Ich finde es sehr schön und freue mich auch immer wieder, wenn ich im Tal und in Kärnten auf der Bühne stehen kann.
Sie sind aber auch viel unterwegs.
Ein paar Mal im Jahr unternehme ich Konzertreisen. Ich war unter anderen in den USA, Schweden, Israel, Deutschland, Italien usw. Es fragen meistens Künstler an, ob ich nicht mit ihnen gemeinsam auftreten möchte. Aber natürlich bekomme ich auch immer wieder Anfragen von Festivals.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich will jetzt meine eigene Musik auf die Beine stellen. Wohin das führen wird, werden wir noch sehen. Im Jänner gehe ich in mein eigenes Studio, das ich mir auf der Alm eingerichtet habe und fange an, daran zu arbeiten. Ich werde mir dabei aber sehr viel Zeit lassen. Derzeit bin ich gerade dabei, Ideen zu sammeln. Das Album wird dann wahrscheinlich 2021 herauskommen. Ich möchte aber trotzdem auch live spielen, vielleicht sogar meine eigenen Konzertreisen planen, bei denen ich im Vordergrund stehe.
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Aus der Natur, der Landschaft, dem Alltag, aber auch von anderen Künstlern, Malern, Schriftstellern usw. Es kann eigentlich alles sein, selbst der Lärm und die Stimmen in einen Lokal.
Stehen Sie lieber auf der Bühne oder komponieren Sie lieber?
Ich will mich da nicht entscheiden. Jetzt mit der Familie ist es schon schön, mehr Zeit zu Hause zu sein. Aber ich liebe es auch auf der Bühne zu stehen, mit Menschen und anderen Künstlern in Kontakt zu treten. Für mich gehört beides dazu.
Wie haben Sie es als Musiker aus dem Lavanttal eigentlich in die große, weite Welt geschafft?
Ich glaube es gibt irrsinnig viel Potenzial im Lavanttal. Die Leute müssen sich einfach viel mehr zutrauen. Bescheidenheit ist zwar eine schöne Tugend, aber bitte keine falsche Bescheidenheit. Und ich hatte auch keine Angst vor anderen Künstlern oder so. Wenn jeder seinen eigenen Weg geht, haben alle genug Platz.
Haben oder hatten Sie irgendwelche Vorbilder?
Vorbilder sind sehr wichtig. Für mich waren es immer Leute, die etwas Großes bewegt haben. Egal ob es im Wirtschaftsbereich war, im sportlichen Bereich oder in der Kunst. Alle Menschen, die ihren eigenen Weg gehen und ihre Fußstapfen hinterlassen haben, waren meine Vorbilder.
Gibt es einen Traum, den Sie verwirklichen wollen?
Ich habe viele Ideen, wo ich hin will. Ich habe viel erlebt, hatte viele Höhen und Tiefen. Ich bin auch oft gescheitert, aber das gehört dazu, und ich hatte auch viele Erfolge. Daher fühle ich mich jetzt richtig geerdet. Ein gelungenes Leben ist etwas anderes, als ein Stadion zu füllen, das ist zwar schön, aber nur sehr kurzlebig. Ich möchte mit meiner Musik Menschen berühren. Und wenn mir das gelingt, ist ein Traum erfüllt.
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