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Sie waren von Ihrer Kindheit an als Spieler beim WAC, im Erwachsenenalter kickten Sie auch für St. Michael und St. Andrä/WAC. Wie kam es dann eigentlich zum Wechsel vom Spieler zum Trainer?
Ich war bis zum Jahr 2007 aktiv. Bis bis 2000 war ich beim WAC, dann drei Jahre in St. Michael, wechselte zu St. Andrä/WAC und 2006 wieder für ein Jahr zurück zu St. Michael. In der Saison 2006/07 wurde ich vom damaligen St. Andrä/WAC-Trainer Peter Kienleitner gefragt, ob ich Interesse hätte, sein Co-Trainer zu werden. Das Angebot hat mich gereizt und ich habe angenommen. Ich war aber nicht lange Co-Trainer, 2007 wurde ich Cheftrainer des SV Griffen. Ich bin aber 2008 zurück nach St. Andrä gegangen und habe dort die St. Andrä/WAC Amateure in der Kärntner Liga übernommen.
Wie ging es dann beim WAC weiter?
Von 2012 weg war ich sportlicher Leiter und Nachwuchstrainer, 2014 wurde ich dann Trainer bei den WAC Amateuren. Dieses Amt habe ich bis 2022 ausgeübt.
Heuer kam es zu einem großen Umbruch beim WAC und der Verein hat sich von Ihnen getrennt. Kam das für Sie überraschend?
Ganz so überraschend war es für mich nicht. Ich wusste, dass es irgendwann einmal kommen wird. Der Verein ist immer mehr gewachsen und professioneller geworden. Ich war eigentlich noch der einzige Amateur. Dann hat mich Präsident Dietmar Riegler kontaktiert und mir mitgeteilt, dass sie einen Profitrainer installieren möchten. Aber es war mir eigentlich immer klar, dass das früher oder später einmal passieren würde.
Waren Sie enttäuscht vom Verhalten des WAC und wie ist das Verhältnis zum WAC jetzt? Blicken Sie zurück im Zorn oder mit positiven Erinnerungen?
Für mich ist es kein Thema mehr. Ich wäre natürlich schon noch gerne beim WAC geblieben. Aber ich dachte mir dann, im Sommer einmal eine Pause einzulegen, ist ja auch etwas Schönes. Schließlich war ich über 14 Jahre lang immer Trainer. Dann ist aber das Angebot des ATSV Wolfsberg gekommen, und da mir der Job als Fußballtrainer sehr viel Spaß macht, habe ich es angenommen.
Wie ist das mit dem ATSV zustande gekommen?
Mario Romac, der Sportdirektor des ATSV, hat mich kontaktiert, und es gab ein Gespräch mit Obmann Otto Wegscheider und Romac. Es war ein sehr gutes Gespräch, es wurde darüber gesprochen, wie sich der ATSV neu aufstellen möchte. Da habe ich mir gedacht, da könnte man etwas auf die Beine stellen.
Nach dem Herbstdurchgang kam es aber schon wieder zur Trennung. Warum?
Ich wollte eigene junge Spieler in die Kampfmannschaft einbauen. Das sollte in der Kärntner Liga möglich sein. Aber ich habe rasch bemerkt, dass die Trainingsintensität und Kaderdichte nicht so waren, wie ich es mir vorstellte.
Was für mich völlig unverständlich war, war die Tatsache, dass einige junge Spieler lieber im Future Team kicken wollten als in der Kampfmannschaft. Da hat sich dann einiges in die falsche Richtung entwickelt.
Der ATSV liegt nach dem Herbstdurchgang am Tabellenende. Was waren die Gründe dafür, dass es nicht so gelaufen?
Die Kadergröße ist einfach viel zu klein. Hinzu kommt, dass aus dem Future Team nicht viele Spieler bereit sind, in der Kampfmannschaft zu spielen. Gegen Ende der Herbstsaison hatten wir oftmals nur neun oder zehn Leute beim Training. So kann man nicht arbeiten.
Da führte an einer Trennung also kein Weg vorbei?
Ich hatte wahrscheinlich zu hohe Ansprüche und Vorstellungen. Ich machte zwar einige Abstriche, aber ich wollte als Trainer und mit der Mannschaft nicht auf Hobbyniveau geben. Ich wollte in eine andere Richtung als der Vorstand gehen. Dann hat der Verein die Reißleine gezogen. Ich glaube, das war wohl für mich, aber auch für den Verein das Beste. Wenn ich etwas mache, dann möchte ich es mit 100 Prozent machen. Der ATSV hat sich als Traditionsverein angeboten, und ich dachte nach den ersten Gesprächen, dass es hundertprozentig funktionieren wird. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Mentalität ist bei vielen Spielern gegenüber früher anders geworden.
Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich jetzt eine Pause vom aktiven Fußball. Ich habe mittlerweile bemerkt, dass das auch absolut notwendig war. Jetzt muss ich zunächst einmal meine Akkus wieder aufladen und dann werde ich schauen, was sich ergibt.
Wie sieht dieses »Aufladen der Akkus« aus?
Ich bin mittlerweile 53 Jahre alt und musste immer den harten Weg gehen. Jetzt habe ich endlich einmal Zeit dafür, mit meiner Frau und meinem Sohn sehr viel Zeit zu verbringen und einiges zu unternehmen. Darauf freue ich mich schon.
Was waren die schönsten Momente in den vergangenen 15 Jahren als Trainer?
Da gab es sehr viele Highlights. Dazu gehört natürlich einmal der Aufstieg mit den WAC-Amateuren in der Saison 2015/16 von der Kärntner Liga in die Regionalliga.
In der Regionalliga zu arbeiten ist wohl der schönste Trainerjob. Man hat in diesem Bereich Spieler, die eine Profikarriere anstreben und dementsprechend hart arbeiten.
Wie groß ist der Unterschied zwischen der Regionalliga und der Kärntner Liga?
Der ist gewaltig. Die Regionalliga ist die dritthöchste Spielklasse in Österreich. Es wird dort schon guter Fußball gespielt. Es kicken Talente und ehemalige Bundesligaprofis, das Tempo ist schon recht hoch und es wird auf hohem Niveau gespielt. Auch die Taktik muss hier schon passen.
In der Landesliga spielen noch ein paar ehemalige Profis oder Semi-Profis und junge Fußballer aus Spaß.
Gibt es einen Verein, den Sie gerne trainieren würden?
Mit meinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr. Bayern München wäre natürlich ein Traum gewesen. Aber ich bin mit dem zufrieden, was ich erreicht habe, und ich bin stolz darauf, dass als Amateur geschafft zu haben.
Während Ihrer ganzen Fußball-Karriere – als Trainer und als Spieler – haben Sie bei Mondi gearbeitet. Warum?
Es war kein Profijob bei den Amateuren. So hatte ich auch einen Job neben dem Fußball.
Laut ÖFB waren Sie bei 524 Spielen, davon 396 Bewerbsspiele (192 Siege, 139 Niederlagen, 65 Remis) als Trainer tätig. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Bilanz?
Ich denke, es ist eine gute Statistik. Man darf ja nicht vergessen, ich habe die meiste Zeit mit den WAC-Amateuren gearbeitet. Da gab es fast alle sechs Monate eine ziemlich neue Mannschaft. Wir haben es trotzdem geschafft, uns in der Regionalliga immer im gesicherten Mittelfeld zu platzieren.
Die Statistik sagt auch, dass Sie einmal Gelb-Rot bekommen haben. Was war da los?
Es war bei einem Heimspiel und ich übte zu heftige Kritik. Ich war immer sehr emotional, egal ob als Spieler oder Trainer.
Derzeit ist die Fußball-WM in Katar in vollem Gange. Was sagen Sie dazu?
In der Vorrunde wurde noch sehr viel taktiert, das ist jetzt in der K.o.-Phase vorbei. Zur Kritik am Austragungsort kann ich nur sagen, dass die Zeit vielleicht ein wenig ungünstig für uns ist, die WM wäre im Sommer sicher schöner gewesen. Zur Kritik an der Vergabe an Katar: Es sind sicher Fehler passiert. Aber jetzt geht es um Fußball.
Wer ist Ihr WM-Favorit?
Was ich bis jetzt gesehen habe, würde ich Spanien sagen. Ich glaube, dass sich am Ende eine europäische Mannschaft durchsetzen wird. Mein Wunsch wäre Dänemark gewesen, aber das hat sich schon erledigt.
Wann wird Österreich wieder bei einer WM dabei sein?
Wenn man sieht, dass Wales heuer mitspielt und wir nicht, ist das traurig. Aber wenn man das letzte Freundschaftsspiel gegen Italien gesehen hat und Spieler wie David Alaba ihr Potenzial abrufen, dann sieht man, dass wir ein gutes Team haben. Ich hoffe, dass wir bei der WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA dabei sein werden.
Was trauen Sie dem WAC heuer noch zu?
Ich hoffe, dass sich die Mannschaft gut erholt, eine gute Vorbereitung absolviert und dann den Sprung unter die Top-Sechs schafft. In der Meisterrunde ist dann alles möglich.
// Zur Person
Harald Tatschl wurde am 24. Dezember 1969 in Wolfsberg geboren. Hauptberuflich ist er bei der Firma Mondi beschäftigt. Seit seiner Kindheit spielte er Fußball, sein erstes Traineramt übernahm er 2007 beim SV Griffen. Von 2014 bis Juli 2022 war er Trainer der WAC Amateure und von Juli bis November 2022 Trainer des ATSV Wolfsberg. Tatschl verfügt über eine UEFA-A-Trainerlizenz. Als aktiver Spieler wurde er mit dem WAC dreimal Kärntner Meister und spielte auch ein Jahr in der 2. Division.
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