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Adeg-Chef Arno Riedl: »Die regionalen Produkte werden zunehmend nachgefragt und geschätzt«Ausgabe 15 | Mittwoch, 13. April 2022

Adeg-Geschäftsführer Arno Riedl (51) spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs auf die Lavanttaler Nahversorger und blickt auf die ersten drei Jahre seiner Geschäftsführertätigkeit zurück.

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Sie sind nun seit drei Jahren als Geschäftsführer der Adeg Wolfsberg tätig. Können Sie ein kurzes Resümee über diese Zeit ziehen?
Im Rahmen der Feier zum 65-jährigen Bestehen von Adeg Wolfsberg im Dezember 2018  wurde mir die Geschäftsführung übertragen. Das Jahr 2019 war geprägt vom Umbau des AGM-Abholgroßmarkts in Wolfsberg mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Millionen Euro. Im Herbst folgte der Totalumbau und die Neugestaltung des Wolfsberger Adeg-Markts um rund 600.000 Euro. In der Folge startete die Neugestaltung des Euco-Restaurants, wo wieder 600.000 Euro investiert wurden. Die Neueröffnung des Restaurants fiel dann leider schon in den ersten Corona-Lockdown. Der Umbau des Restaurant im Euco Center hat sich aber sehr positiv ausgewirkt und ist wirklich gelungen. Leider hat die Corona-Pandemie bis heute in vielen Bereichen negative Auswirkungen.

Wie hat sich die Corona-Krise auf Adeg Wolfsberg ausgewirkt?
Corona hat den Lebensmittelhandel, im Gegensatz zu der von den Medien verbreiteten Meinung, nicht nur zum Gewinner gemacht. Zumindest kann ich das für Adeg Wolfsberg sagen. Im AGM-Bereich, also dem Großmarkt, in dem wir hauptsächlich Gastronomie, Vereine und Großverbraucher bedienen und beliefern, hatten wir Umsatzeinbrüche bis zu 60 Prozent. In diesem Bereich sind die Umsätze nach wie vor hinter dem Niveau vor der Krise. Hier merkt man, wie schwer die Corona-Maßnahmen die Gastronomie getroffen haben.  Auch wir betreiben selbst Restaurants in unseren beiden Euco Centern in Wolfsberg und Völkermarkt sowie zwei Cafés in St. Marein und St. Jakob, bei denen wir unmittelbar von den Lockdowns betroffen waren. 

Im Euco-Einkaufszentrum  in Wolfsberg waren wir von Umsatzeinbrüchen in den von uns betrieben Abteilungen, wie dem Werkzeugmarkt und der Spielwarenabteilung, betroffen. Auch die entgangenen Mieteinnahmen, die teilweise auf Kulanz unseren vom Lockdown betroffenen Shop-Partnern erlassen wurden, hinterlassen ihre Spuren im Budget.

Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde immer wieder von Hamsterkäufen und leeren Regalen berichtet. Wie war das bei der Adeg?  
Auch die Lavanttaler haben sich bei den Hamsterkäufen nicht anders verhalten als das restliche Österreich. Als großer Vorteil hat sich hier jedoch unser Lagerstandort in St. Andrä erwiesen. Dort liegen mehr als 5.000 der wichtigsten Artikel auf Lager. Mit der Bereitschaft unserer dort tätigen Büro-, Lager- und Fuhrpark-Mitarbeiter, viele Sonderschichten einzulegen, haben wir diese Herausforderung gut gemeistert. Ich persönlich habe Verständnis und finde es gerechtfertigt, wenn sich die Bevölkerung mit gewissen lebensnotwendigen Artikeln bevorratet, wenn eine Pandemie im Anmarsch ist. Bei gewissen Produkten ist die Nachfrage zwar gewaltig gestiegen, aber leere Regale oder nicht mehr verfügbare Produktarten sind in den Adeg-Märkten nicht vorgekommen.

In den vergangenen Monaten kam es zu teilweise gewaltigen Preissteigerungen in sämtlichen Bereichen. Wie hat sich das auf Adeg ausgewirkt?
Das Verrücktspielen der Preise am Energiesektor betrifft uns derzeit am meisten. An einigen unserer Standorte betreiben wir Photovoltaikanlagen und beheizen manche mit Erdwärme, wodurch wir uns selbst mit Energie versorgen und die Steigerungen abfedern konnten. Jedoch werden einige noch mit klassischen fossilen Brennstoffen beheizt, und die Kostensteigerung in diesem Bereich ist enorm. Diese Steigerungen werden jedoch derzeit nur im geringen Maße an den Konsumenten weitergegeben. Hier ist aber sicher noch nicht das Ende erreicht. Bei Produkten, die wir beziehen, haben wir natürlich nur sehr wenig Einfluss auf die Preisgestaltung.

Befürchten Sie, dass es aufgrund des Kriegs in der Ukraine zu Liefer- und Versorgungsengpässen kommen wird?
Dass es bei gewissen Produkten derzeit schon Lieferengpässe gibt und sich diese Situation teilweise noch verstärken wird, steht für mich außer Zweifel. Jedoch werden sich die Versorgungslücken durch eine gewisse Flexibilität am Beschaffungsmarkt und die Bereitschaft der Konsumenten, auf ähnliche Produkte zurückzugreifen, nicht dramatisch auswirken. Dass ein Produkt überhaupt nicht verfügbar ist, ist für mich nicht vorstellbar.

Adeg ist der einzige Nahversorger im Lavanttal. Wie wichtig ist für Sie Regionalität? 
Das Sie uns als einzigen »echten« Nahversorger im Lavanttal bezeichnen, freut mich, denn Sie haben recht. Neben einigen großen Supermärkten betreiben wir und unsere Kaufleute noch Lebensmittelgeschäfte an Standorten, an denen sich keine große Kette niederlassen würde. Wir versuchen die Kleinstrukturiertheit aufrecht zu erhalten, was jedoch, ehrlich gesagt, immer schwieriger wird.

Wir als Adeg Wolfsberg betreiben auch noch Filialen selbst. Es wird aber immer schwieriger, sie aufrechtzuerhalten.

Wir arbeiten mit mehr als 100 regionalen Lieferanten direkt zusammen und vertreiben diese Produkte in unseren Märkten. Dass diese Produkte zunehmend vom Konsumenten nachgefragt und geschätzt werden, finde ich persönlich absolut richtig: Beste Qualität aus der unmittelbaren Umgebung, die vor Ort von uns bekannten Produzenten hergestellt wird  und wirklich nachhaltig ist.

Gut angenommen werden im Lavanttal auch die Verkaufshütten der Bauern. Plant Adeg auch solche Hütten zu errichten?
Das ist von unserer Seite nicht angedacht. Eine Verkaufshütte ist zwar eine Alternative, aber kein Ersatz für ein Geschäft. 

In Wolfsberg war das Euco Center das erste Einkaufszentrum. In der Vergangenheit haben weitere Einkaufszentren eröffnet. Wie hat sich das auf das Euco Center ausgewirkt?
Der Süden von Wolfsberg entwickelte sich zur Einkaufsstraße in Wolfsberg, nicht zuletzt durch die Ansiedelung des Lutz-Möbelhauses. Im Euco Center profitieren wir in gewisser Weise von der geschaffenen Frequenz und von der Top-Lage.  Jedoch wächst in Wolfsberg zusehends die Verkaufsfläche im Lebensmittelbereich. Diese Entwicklung macht einem kleinstrukturierten Unternehmen wie Adeg Wolfsberg auch zu schaffen. 

Wie besteht Adeg Wolfsberg gegen den Preisdruck der großen Supermarktketten?
Die selbstständige Adeg Wolfsberg Genossenschaft mit Sitz in St. Andrä ist ja durch einen Kooperationsvertrag mit Adeg Österreich verbunden. Da Adeg Österreich ja zur Rewe-Gruppe gehört, haben wir auch Zugriff zu diesen Konditionen. 

Trotzdem sind wir frei und unabhängig und nicht an irgendwelche Preise gebunden. Wir nutzen die Marke Adeg und die Einkaufskonzentration der Rewe-Gruppe. Dadurch kommen wir zu wesentlich besseren Konditionen.

Wie ist die Adeg-Organisation im Lavanttal aufgebaut?
Wir haben ein eigenes Lager in St. Andrä. Dort haben wir rund 5.000 Artikel auf Lager. Die Rewe liefert dort an und wir beliefern dann die Adeg-Standorte im Lavanttal, Völkermarkt und Poggersdorf. Das ist einzigartig in Österreich.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Adeg Wolfsberg ist ja die letzte selbstständige Genossenschaft, die sich nicht in die Adeg Österreich AG eingegliedert hat. 

Wir werden natürlich mit allen Mitteln versuchen, diese Selbstständigkeit weiterhin zu erhalten. Der Handel ist jedoch so schnelllebig, dass langfristige Pläne und Prognosen kaum möglich sind. Unser oberstes Ziel ist es, die Nahversorgung in unserem Liefergebiet aufrecht zu erhalten und die Arbeitsplätze in der Region zu halten – aber leicht wird diese Aufgabe nicht.

Wie viele Adeg-Geschäfte gibt es im Lavanttal?
Es gibt insgesamt 25 Adeg-Geschäfte, davon werden 17 von uns selbst betrieben und acht weitere von Kaufleuten. Die von uns betriebenen Geschäfte verteilen sich auf den Bezirk Wolfsberg, in dem wir zehn Eigenmärkte haben, und den Bezirk Völkermarkt mit sechs Märkten. Ein weiteren Markt gibt es noch im Bezirk Klagenfurt-Land.  

Gibt es im Lavanttal in jeder Gemeinde eine Adeg-Filiale?
Wir haben in allen Gemeinden, außer in Bad St. Leonhard, zumindest ein Geschäft. In Bad St. Leonhard gibt es einige Supermarktketten, das ist für Bad St. Leonhard mehr als genug.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Adeg Wolfsberg?
Wir haben rund 270 Mitarbeiter: 40 sind in der Adeg-Zentrale beschäftigt, die weiteren verteilen sich auf unsere Märkte. 

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