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Wolfsberg. Einen Ausrüstungsgegenstand, der auf den ersten Blick unüblich wirkt, bietet der bekannte Wolfsberger Jagd- und Sportwaffenhändler Josef Martinz in seiner Auslage feil: Abwehrsprays für Bärenangriffe. 95 Euro kosten die Dosen pro Stück, laut Martinz gibt es starkes Kundeninteresse an dem Angebot.
»Abgesehen von einer Waffe ist der Spray das Einzige, was gegen Bären hilft«
Josef Martinz, Jagdwaffenhändler
Man hat lange nichts mehr von Bären im Lavanttal gehört. Gibt es denn welche? »Natürlich«, sagt der Unternehmer, »auf der Koralpe haben wir sie, auch in Eisenkappel wurde davon berichtet.« Dazu gibt es laut Martinz etliche Lavanttaler, die ins Ausland auf Urlaub fahren und bei ihren dortigen Wanderungen gegen Angriffe dieser Raubtiere geschützt sein wollen. »Wenn man in Kanada wandern geht, ist es Pflicht, einen Bärenspray bei sich zu tragen, andernfalls setzt es eine Strafe. Ich hatte bei der Jagd im Ausland selbst mehrere Begegnungen mit Bären. Dabei war ich aber natürlich bewaffnet. Einem Bären zu begegnen, ist kein Spaß«, so der Unternehmer. Laut ihm existiert besonders im benachbarten Slowenien eine große Population dieser Tiere: »Es gibt so viele, dass im Vorjahr 200 Bären zum Abschuss freigegeben wurden.«
Nachfrage ist groß
Fest steht: Die Bärenabwehrsprays verkaufen sich gut. »Ich weiß nicht, ob sie in anderen Geschäften auch angeboten werden«, sagt Martinz, »aber ich habe noch genug im Lager. Und die Nachfrage ist seit dem Unfall in Südtirol groß.«
Damit meint er den Tod des 26-jährigen Joggers Andrea Papi, der am 5. April im Tal Val di Sole von einem Bären angegriffen worden war. Danach hatte der Ex-trembergsteiger Reinhold Messner (78) gefordert, den Bärenbestand in Südtirol zu halbieren. Verantwortlich gemacht wurde erst die Bärin mit der Bezeichnung JJ4, die eingefangen und in ein Tierschutzzentrum gebracht wurde. Später stellte sich aber heraus, dass der Jogger von einem Bärenmännchen attackiert worden war. Über das weitere Schicksal von JJ4, gegen deren Tötung es Proteste gab, entscheidet ein italienisches Verwaltungsgericht am 25. Mai.
Auf die Frage, was ein Spray bei einem Angriff nützen würde, sagt Martinz: »Abgesehen von einer Waffe ist der Spray das Einzige, was hilft. Wie ein Pfefferspray reizt er die Augen und Atmungsorgane.«
Laut Beschreibung kann der Strahl auf eine Entfernung zwischen fünf und sieben Meter eingesetzt werden. Die Augen des Bären, seine Schwachstelle, werden stark gereizt, wodurch er gezwungen ist, den Angriff abzubrechen. Doch auch für den Verwender ist höchste Vorsicht geboten: Er darf nicht gegen den Wind sprühen und muss den Strahl von den eigenen Augen fernhalten. Andernfalls setzt er sich selbst außer Gefecht – und wird zur leichten Beute.
Trittsiegel im Jagdrevier
Zuletzt machten Bären vor acht Jahren Schlagzeilen. Im Februar 2015 entdeckte der Wolfsberger FPÖ-Nationalrat Christian Ragger, damals noch Landesrat, in seinem Jagdrevier auf der Soboth ein »Trittsiegel«, also eine Bärenspur. Er tippte auf einen »Wanderer« aus Slowenien. Im August dieses Jahres wurde medial auch über eine Bärensichtung auf der Koralpe in der Steiermark sowie über Kratzspuren an Bäumen in Eisenkappel-Vellach berichtet.
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