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Unverschämt und dreist: Rettungshubschrauber konnte nicht landen, weil Gaffer im Weg standenAusgabe 08 | Mittwoch, 19. Februar 2020

Schwer verletzte Urlauberin musste auf dem Klippitztörl warten, weil Schaulustige die Absperrung des Landeplatzes ignorierten. Schließlich musste sogar der Lift gesperrt werden. Der Obmann der Skiretter macht den Fall publik und appelliert an die Menschen.

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Klippitztörl. Dass auf den heimischen Skipisten Unfälle geschehen, gehört leider zum Alltag. Auch die ungenierten Reaktionen der Zuschauer solcher Ereignisse  sind mittlerweile »Normalität« geworden. Doch Adrian Schatz, Obmann des Vereins »Ski- und Pistenrettung Klippitztörl«, der vor einigen Tagen auf Facebook einen Vorfall publik machte, will sich damit nicht abfinden. Zurecht, denn was sich zuletzt auf der dortigen Piste abspielte, ist ein abstoßendes Beispiel.

Ungustiöses Geschehnis
Auf der sozialen Plattform publizierte Schatz am 2. Februar ein Foto des Abtransports eines Unfallopfers und schrieb dazu: »Ski- & Pistenrettung Klippitztörl im Einsatz! Leider behindern viele Zaungäste die Einsätze. Speziell bei Einsätzen mit Unterstützung der Flugrettung!« Auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten berichtete er von der Geschichte dahinter, einem ungustiösen Geschehnis.

Eine Urlauberin aus Ungarn hatte sich so schwer verletzt, dass ein Rettungshubschrauber alarmiert werden musste. Schatz: »In solchen Fällen suchen wir erst einen geeigneten Landeplatz, sperren ihn ab und bitten die Skifahrer zu warten. Oft nehmen die Leute das aber nicht ernst und gefährden damit die Landung oder den Abflug des Hubschraubers.« Im konkreten Fall verhielt es sich so, dass die Absperrung überschritten wurde, weshalb der Pilot nicht landen konnte und eine Runde fliegen musste. Das bedeutet für das Opfer: warten.

»Einige Skifahrer fuhren extra heran, um die Frau zu fotografieren und zu filmen«
Adrian Schatz, Obmann der Skirettung

Schatz: »Wir mussten schließlich die Lifte absperren, um die Urlauberin bergen zu können.« Keine unnötige Maßnahme. Denn der Hubschrauber darf nicht zu Boden gehen, wenn der Pilot sieht, dass sich Unbefugte im Landebereich aufhalten.

Die Bitte, sich vom Unfallopfer fernzuhalten, wurde besonders dreist ignoriert. »Einige Skifahrer fuhren extra heran, um die Frau zu filmen und zu fotografieren«, sagt Schatz. »Das ist nicht die feine englische Art.« Insbesondere auch deshalb, weil es kein Bagatellunfall war, sondern die Ungarin laut Schatz so schwer verletzt wurde, dass sie operiert werden musste.

Der Appell des Obmanns der Skirettung am Klippitztörl: »Die Leute sollen nachdenken und den Verunglückten helfen, statt den Abtransport zu behindern.«

Epidemische Ausmaße
Die Unsitte, bei einem Unfall als erste Reaktion zum Handy zu greifen, um zu filmen und auf sozialen Plattform einige »Likes« abzustauben, hat epidemische Ausmaße angenommen. Ein besonders verabscheuungswürdiger Vorfall ereignete sich im Vorjahr auf dem Nassfeld. Dort war ein 63-jähriger Skifahrer so schwer gestürzt, dass die Bergrettung Reanimationsversuche unternehmen musste. Sie waren vergebens, der Mann starb. Während noch um sein Leben gekämpft wurde, waren ständig Handys auf das Opfer gerichtet. Auch Verwarnungen hielten die Gaffer nicht davon ab. Dabei: Wer solches Material veröffentlicht, macht sich wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte strafbar.

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