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St. Paul. »Nach der Ausdünnung der Mönche im Stift hat sich nun auch der Stiftschor aufgelöst.« So wird zurzeit in St. Paul gemunkelt. Aber: Das ist nicht richtig. Der Chor besteht – allerdings fehlt ihm der »Kopf«, soll heißen der Chorleiter, der in St. Paul als Stiftskapellmeister beschäftigt ist.
Bis Juli hatte Edward Münch diesen Part inne – ehe er als Chordirektor an das Stadttheater Bremerhaven ging und damit wieder in seine Heimat Deutschland wechselte.
Eva Rebernig ist im Stiftschor mit der Öffentlichkeitsarbeit betraut. Sie sagte: »Es gibt unseren Chor. Das Stift befindet sich derzeit aber in der Entscheidungsphase, ob und mit wem die Stelle des Kapellmeisters nachbesetzt wird. Derzeit finden keine Proben statt, wir sind in einer verlängerten Sommerpause.« Rebernig erwartete in Kürze eine Entscheidung: »Ich bin diesbezüglich guter Hoffnung.«
Eine Nachbesetzung aus den eigenen Reihen, wie meist üblich, sei im Fall des Stiftschors nicht so einfach. Rebernig: »Wir sind kein Verein, wir sind der Chor des Stifts St. Paul. Ihm obliegen die Entscheidungen. Wir warten jetzt ab, alle unsere rund 25 Mitglieder sind daran interessiert, dass es weitergeht. Denn es wäre sehr schade um den Chor.«
Der Admonter Abt Gerhard Hafner ist nach dem Rückzug von Pater Marian Kollmann der interimistische Administrator des Stifts. »Es ist nicht angedacht, dass wir die Position des Stiftskapellmeisters nicht nachbesetzen«, betonte Hafner auf Anfrage der Unterkärntner Nachrichten, »wir sind dabei zu schauen.« Er sei aber »nur interimistisch mit der Stiftsleitung betraut«, weshalb er ersuchte, sich an Dechant Gerfried Sitar oder an den St. Pauler Provisor Thomas Petutschnig zu wenden, die mit dem Thema besser vertraut seien.
Auch Sitar sagte, von einer Auflösung des Chors könne keine Rede sein. Er erläuterte: »Die Stelle des Stiftskapellmeisters war immer eine Position, die als Durchgang gedacht ist: Auch die Vorgänger Edward Münchs bekamen neue Aufgaben. Wir verhandeln jetzt mit möglichen Nachfolgern, es gibt mehrere Bewerber. In etwa zwei Wochen soll es soweit sein.«
Derzeit werde in Abstimmung mit der Diözese Gurk – denn der Stiftskapellmeister hat nicht nur in der Pfarre, sondern auch im Dekanat Aufgaben zu erfüllen – ermittelt, welcher Kandidat am besten passen würde, so Sitar. Münch, der 2019 die Stelle als Kapellmeister des Stifts antrat, sei kurzfristig in Bremerhaven engagiert worden, »er ist aber weiter unterstützend tätig«. Provisor Petutschnig kümmere sich im Hintergrund um die Abläufe.
Der Chor nimmt eine wichtige Position im Kloster ein. Er »begleitet bereits seit vielen Jahrzehnten mit seinen Gesängen die liturgischen Feiern und Feste des Benediktinerstifts St. Paul«, heißt es auf der Homepage des Stifts. Besonders stolz ist man auf das hohe sängerische Niveau, wovon »anspruchsvolle Messen der Hochromantik oder des Barock, wie z. B. die österreichweite Erstaufführung der Cäcilienmesse von Jan Dismas Zelenka im Jänner 2018« zeugen. Und: »Projektchorinitiativen, zu denen sich Chorsänger aller Teile des Tals für eine begrenzte Zeit intensiver Proben außerhalb der allwöchentlichen Probenroutine versammeln, ... machen die Stiftsmusik St. Paul zu einem musikalischen Leuchtturm des ganzen Lavanttals.« Dass er weitergeführt wird, ist also zu wünschen.
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