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Rieding. Das gibt es auch nicht alle Tage. In der Bezirkshauptstadt wird ein gesegnetes Gebäude zum Kauf angeboten: Die Kapelle »Maria Schnee« in Rieding, die Ende der 1990er Jahre erbaut wurde. Auf der Internet-Plattform »willhaben« ist der Preis mit einem Euro ausgewiesen, der Besitzer sagt aber, er werde sich für den »Bestbieter« entscheiden. Als Orientierung: Er gibt die seinerzeitigen Errichtungskosten mit rund 200.000 Euro an ...
In der Anzeige ist die Geschichte des Bauwerks exakt beschrieben: Die Kapelle wurde in den Jahren 1996 bis 1998 von Alois Ellersdorfer aus St. Stefan erbaut. Anlass der Errichtung war ein Versprechen, das Ellersdorfer seiner Mutter auf dem Sterbebett gegeben hatte: Sollte es ihm im Leben gut gehen, würde er eine Kapelle bauen.
»Ich lebe nicht im Lavanttal und habe nicht die Zeit, mich um die Kapelle zu kümmern«
Gerd Grebenjak, Besitzer
Nachdem der 1929 geborene Lavanttaler seine Gärtnerei altersbedingt aufgegeben hatte, machte er sich an die Umsetzung des Versprechens, das er nicht vergessen hatte. Er suchte ein passendes Grundstück und fand es in Rieding auf der Koralpe in 1.500 Metern Seehöhe.
Danach erstellte Ellersdorfer eigenhändig die Planung des Gebäudes. Er entwarf einen leicht ovalen Rundbau samt Turm, dessen Zwiebelhelm heute mit 18-karätigem Blattgold belegt ist. Die Kapelle selbst besitzt etwa 30 Sitzplätze und hat einen Grundrissquerschnitt von 7,5 Metern, der vorgezogene Turm wird von zwei Säulen gestützt und dient auch als Überdachung für den Eingang. Die weißen Marmorsteine im Eingangsbereich und dem Kapellenaufgang stammen aus einem Steinbruch in Rauris. Die Fenster gestalteten die Wiener Glasmaler und Künstler Jana und Karl Fertl, die auch mit dem bekannten Maler Ernst Fuchs zusammengearbeitet haben. Zwei in Oberösterreich gegossene Glocken sind ebenfalls vorhanden. Gebaut wurde von 1996 bis 1998, am 14. Juni 1998 segnete der damalige Kärntner Bischof Egon Kapellari die fertige Kapelle.
Warum die Kapelle verkauft wird
2019 verstarb Ellersdorfer im 91. Lebensjahr, die Kapelle ging an seinen Sohn Gerd Grebenjak, der sie jetzt zum Verkauf anbietet. Warum? »Ich lebe nicht im Lavanttal und habe nicht die Zeit, mich darum zu kümmern«, sagt er. »Mein Vater hat darin Veranstaltungen, etwa Taufen oder Hochzeiten, durchgeführt.« Am Muttertag und zu Weihnachten wurden Gottesdienste abgehalten, zu Ostern erfolgte alljährlich eine Speisensegnung. »Ich fände es schade, wenn sie nicht weiter betrieben würde«, sagt der jetzige Besitzer.
Ob die Kapelle auch anderweitig, etwa als Wohnort, genutzt werden könnte, weiß Grebenjak nicht: »Da müsste man bei der Gemeinde Wolfsberg nachfragen, ob eine Umwidmung möglich wäre.«
Die Kapelle ist nicht allein zum Verkauf ausgeschrieben. Sie befindet sich auf einem 530 Quadratmeter großen Grundstück. Ihr sind außerdem ein Wald im Ausmaß von 500 Quadratmetern sowie Gärten mit einer Größe von 1.400 Quadratmetern zugeordnet.
Wird Grebenjak nach dem Preis gefragt, lautet seine Antwort: »Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Die Baukosten lagen bei etwa 200.000 Euro. Ich werde mir die Gebote ansehen, der Bestbieter wird wohl zum Zug kommen.«
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