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Wolfsberg. Für den geplanten Windpark am Bärofen liegt zwar ein positiver Bescheid zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vor, jetzt wird er aber von mehreren Organisationen und Vereinen bekämpft (wir berichteten). Der Wolfsberger Rechtsanwalt Christian Ragger hat während des UVP-Verfahrens die Naturfreunde Österreichs vertreten. Mittlerweile haben sich weitere Organisationen an ihn gewandt und um Unterstützung bei der Bekämpfung des Bescheids ersucht. Dazu zählen unter anderen Birdlife, der Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe und des Weststeirischen Hügellandes. Ebenso werden der Verein Alliance for Nature und die Bürgerinitiative für ein windkraftfreies Lavanttal gegen den UVP-Bescheid vorgehen, sie werden allerdings nicht von Ragger vertreten.
»Der Gutachter arbeitet einmal auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wie objektiv kann das sein?«
Christian Ragger, Rechtsanwalt
»Es gibt eine ganze Menge an Einwendungen, die die Raumplanung, Wildökologie, Ornithologie und vieles mehr betreffen, aber es geht auch um die Verletzung von Parteiengehör. Es ist auch skurril, dass es für den Windpark mit sechs Windrädern am Bärofen in einem bezirksbehördlichen Verfahren eine Ablehnung gab, das jetzige größere Projekt mit acht Windrädern im UVP-Verfahren aber einen positiven Bescheid erhielt«, sagt Ragger. Er weist auch auf ein Versäumnis der Behörde hin: »Als Rechtsvertreter der Vereine und Organisationen habe ich bis heute keinen UVP-Bescheid erhalten. Sobald er mir zugestellt wird, werde ich Einwendungen für die von mir vertretenen Parteien erheben.«
Unverständlich für Ragger ist, dass man sich während des Verfahrens eines Gutachters bedient hat, der auch Sachverständiger für den Projektbetreiber war. »Der Gutachter arbeitet einmal auf der einen, dann auf der anderen Seite. Wie objektiv kann das sein?« fragt Ragger. Er kritisiert damit, dass immer öfters private Sachverständige herangezogen werden, da amtliche nicht zur Verfügung stehen würden. »Da ist die Politik gefordert. Es müssen amtliche Sachverständige eingesetzt werden, damit es zu keinen Interessenskonflikten kommt«, so Ragger.
Er stellt aber auch klar: »Ich bin per se kein Gegner der Windkraft. Ich stelle lediglich die Standortpolitik in Frage.« Er kritisiert, dass auf der Koralpe in den kommenden Jahren bis zu 80 Windkrafträder aufgestellt werden sollen (siehe Grafik rechts). »Sollte das passieren, dann kann man vom Lavanttal nicht mehr als Paradies Kärntens sprechen. Wer wird sich denn dann noch touristisch auf unseren Bergen betätigen?« hinterfragt Ragger.
Kritik übt er auch an der Politik. Kärnten produziere laut ihm jährlich einen Energieüberschuss, fast 55 Prozent des erzeugten Stroms stammen aus erneuerbarer Energie. Er fordert, dass der Energiemasterplan, der bereits im Jahr 2013 beschlossen wurde, evaluiert und aktualisiert wird. Um die Klimaziele bis 2040 zu erreichen, müssten nicht neue Anlagen errichtet werden, es würde genügen, Verbesserungen im Bereich der Wasserkraft und Photovoltaik durchzuführen.
Rot vor Wut wird Ragger, wenn er über die Unternehmen spricht, die die Projekte im Lavanttal realisieren wollen. Ragger: »Es kann nicht sein, dass bayrische Unternehmen über eine Tochtergesellschaft (Anm.: der Bärofen-Errichter Ecowind gehört dem bayrischen Konzern BayWa) bei uns Strom erzeugen und den dann nach Deutschland exportieren. Wenn es heißt, es können mit der Windkraftanlage am Bärofen so und so viele Haushalte im Lavanttal versorgt werden, ist das eine Pseudoaussage. Da wird Strom für Bayern produziert«, so Ragger.
Weitere Windräder geplant
Auch für die kommenden Jahre sind weitere Windkraftprojekte auf den Lavanttaler Bergen geplant. Die Mehrheit davon soll auf der Koralpe, von der Soboth bis Preitenegg/Pack und Reichenfels entstehen. Auf der Lavanttaler Seite der Saualm sind derzeit noch keine Windparks angedacht.
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