Artikel
Frantschach-St. Gertraud, Wien. Die Tat schockte das ganze Land: In der Vorwoche wurden in Wien-Brigittenau drei Frauen in einem Bordell ermordet. Jetzt wird klar: Der Tatverdächtige, ein 27-jähriger Asylwerber aus Afghanistan, für den die Unschuldsvermutung gilt, war in einem Quartier in Frantschach-St. Gertraud untergebracht.
Bürgermeister Günther Vallant spricht von einer »entsetzlichen Tat« und sagt: »Ich wusste nicht, dass der Verdächtige hier lebte, daher hatte ich natürlich auch keinen Kontakt zu ihm. Wir haben nie Probleme mit unserer Unterkunft, deren Belegung rückläufig ist.«
Drei Morde binnen Minuten
Die Morde ereigneten sich am Freitag, 23. Feber. Gegen 21 Uhr soll der 27-Jährige das Bordell betreten und binnen weniger Minuten in mehreren Zimmern mit einem Messer auf drei Frauen eingestochen und sie getötet haben. Eine Vierte versteckte sich und überlebte das Massaker. Danach entdeckte ein Passant eine Blutspur vor dem Gebäude und verständigte die Polizei. Beamte folgten der Spur bis zu einer Parkanlage gegenüber dem Tatort. Dort saß der mutmaßliche Täter, das Messer in der Hand. Weil er sich aggressiv verhielt, wurde er mit einem Taser, einer Elektroimpulswaffe, handlungsunfähig gemacht und verhaftet.
»Ich wusste nicht, dass der Verdächtige hier lebte, daher hatte ich auch keinen Kontakt zu ihm«
Günther Vallant, Bürgermeister
Am Sonntag, 25. Feber, wurde bekannt, dass der 27-Jährige laut Polizei »grundsätzlich geständig« sei, das Messer hatte er sich vor den Taten eigens besorgt. Er stand dabei weder unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen, auch soll es keine Beziehung zu den Opfern gegeben haben. Das Motiv der drei Morde ist nicht bekannt, er wird nun psychiatrisch untersucht.
Das Land Kärnten bestätigte Berichte, wonach der Verdächtige Asylwerber hier untergebracht war, »unter anderem im Bezirk Wolfsberg. Die exakten Orte können wir nicht nennen.« Während seines etwa ein Jahr dauernden Aufenthalts in Kärnten sei es »zu keinen Auffälligkeiten« gekommen, so das Land. Ende Jänner schied der 27-Jährige aus der Grundversorgung aus: »Das erfolgte auf seinen eigenen Wunsch. Er gab an, er wolle in seine Heimat zurückkehren.« Seither habe er sich nicht mehr in Kärnten aufgehalten.
Hier lebte der Verdächtige
Wie die Unterkärntner Nachrichten in Erfahrung brachten, lebte der Mann in Frantschach-St. Gertraud. Bürgermeister Vallant: »Wir haben eine Selbstversorger-Unterkunft. Den Menschen werden darin Möbel und Kochgelegenheit zur Verfügung gestellt, die Lebensmittel besorgen sie selbst.« Laut dem Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud habe es bisher keinerlei Zwischenfälle im Asylquartier gegeben.
Das österreichische Innenministerium meinte auf Anfrage zum konkreten Fall, der Afghane sei vor den Morden nicht aufgefallen. Das sagte auch Barbara Roschitz, Leiterin des Flüchtlingswesens in Kärnten, in einem ORF-Kärnten-Interview. Der Aufenthalt in einer Asylunterkunft sei kein Gefängnis: Es komme immer wieder vor, dass Asylwerber die Unterkunft freiwillig verlassen und sich abmelden. Dadurch falle der Betroffene aber auch aus der Grundversorgung, so Roschitz zum ORF. Der Tatverdächtige habe – laut Aktenlage – nach seiner Abmeldung in Kärnten Kontakt mit dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) aufgenommen. Dieses Amt hilft, wenn ein Flüchtling nach Hause zurückkehren will, mit finanzieller Überbrückungshilfe, Startgeld und dem Flug. Allerdings: Der 27-Jährige entschied sich dafür, einen anderen Weg einzuschlagen ...
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!