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Bad St. Leonhard. Es ist ein Projekt, das es im Bezirk Wolfsberg bis dato nicht gab. Die Rede ist von einer »Bläserklasse für Erwachsene«, in diesem Fall veranstaltet von der Musikschule Oberes Lavanttal mit Direktor Otmar Lichtenegger. Er sagt: »Ich bin in einem Gespräch mit meiner Kollegin Simone Staubmann, die Volksmusiklehrerin ist, draufgekommen, dass es zwar Bläserklassen für Volksschulkinder in Preitenegg und Bad St. Leonhard gibt, nicht aber für Erwachsene. Wir kennen aber alle Erwachsene, die gerne ein Instrument gespielt hätten, sich aber nie drüber getraut haben.« So hat es nicht lange gedauert, und mit dem Herbstsemester wurde die erste Bläserklasse für Erwachsene ausgeschrieben. »Ich musste nicht viel Werbung machen«, sagt der Musikschuldirektor, denn »es hat sich schnell herumgesprochen und es gab viele Interessenten«. Zur Auswahl standen die Blasinstrumente Querflöte, Klarinette, Saxofon, Trompete, Horn, Tenorhorn, Posaune, Tuba und das Schlagzeug. Angesprochen wurden mit der Ausschreibung Erwachsene, die ohne Vorkenntnisse ein Blasinstrument erlernen können.
Motivation und Ehrgeiz
Die Klasse umfasst 22 Musikerinnen und Musiker, die zwischen 27 und 72 Jahren alt sind. »Ich musste Leute wegschicken, weil unser Ziel darin besteht, Leuten, die keine Vorkenntnisse besitzen, ein Instrument näher zu bringen. Es haben sich aber auch einige gemeldet, die vor Jahren ein Instrument gespielt haben und ihre Kenntnisse wieder auffrischen wollten«, sagt Lichtenegger. Die Intention der Klasse ist der Gruppen-, nicht der Einzelunterricht. Außerdem soll der Teamgeist gefördert werden. »Die Leute helfen sich gegenseitig und motivieren sich untereinander. Und einige sind wirklich sehr motiviert«, lacht der Direktor, der bei vielen Schülern den Ehrgeiz geweckt sieht, möglichst schnell ein Instrument zu beherrschen: »Es sind nicht immer alle am gleichen Level, aber es hat sich schon in den ersten Einheiten eine sehr gute Dynamik in der Gruppe entwickelt.«
Unterrichtet werden die Musikschüler von Otmar Lichtenegger, Christian Klautzer, Eva Poms und Renate Formayer sowie Georg Guggenberger, der beim »tiefen Blech« aushilft. Die Kosten für die Schüler belaufen sich auf 40 Euro pro Semester. Instrumente werden von der Musikschule leihweise zur Verfügung gestellt. »Die Klasse soll ein Reinschnuppern in das Instrument ermöglichen. Wenn man es wirklich erlernen möchte, dann muss natürlich die Musikschule besucht werden«, erklärt der Musikschuldirektor und Kapellmeister der Stadtkapelle Bad St. Leonhard, der über das langfristige Ziel der Bläserklasse sagt: »Die Teilnehmer sollen auch nach der Bläserklasse am Instrument bleiben, die Musikschule besuchen und sich eventuell auch der Kapelle anschließen.«
Geprobt wird jeweils Montagabend für 50 Minuten. Nach den Registerproben, bei denen die Gruppen nach Instrumenten eingeteilt sind, folgt demnächst die erste gemeinsame Probe. Ins Auge gefasst hat man in der Klasse den 20. Dezember. An diesem Tag wird der Adventmarkt am Schlossberg eröffnet. »Unser Ziel ist, dass wir an diesem Abend zwei Weihnachtslieder spielen werden«, so Lichtenegger. Zur Leistung und dem Fortschritt seiner Schüler sagt der Musikschuldirektor: »Ich bin wirklich sehr zufrieden, weil alle, die mitmachen, sehr motiviert sind und auch fleißig daheim üben.«
Das sagen die Schüler
Die Motive der Musikschüler, an der Bläserklasse für Erwachsene teilzunehmen, sind ganz unterschiedlich. Christine Pirker (65) aus Reichenfels hat sich in der Bläserklasse für die Klarinette entschieden und sagt: »Ich wurde durch meine Enkelin inspiriert, weil sie mit dem Flöte spielen angefangen hat. Ich wollte etwas Neues ausprobieren, und in der Pension habe ich jetzt auch die Zeit, ein Instrument zu lernen.«
»Die Leute helfen sich gegenseitig und motivieren sich untereinander«
Otmar Lichtenegger, Direktor Musikschule
Bisher vorwiegend aus Zeitgründen kein Instrument gespielt hat auch Gerhard Penz. »In meiner Kindheit war es nicht möglich, aber ich hatte schon als Kind Interesse, ein Instrument zu lernen«, sagt der 46-Jährige, der in der Bläserklasse die Trompete spielt. »Mein Sohn spielt ebenfalls Trompete in der Musikschule und so bin ich auf den Geschmack gekommen«, sagt Penz, dessen nächstes Ziel das Spielen der Ziehharmonika ist.
Die Tuba wurde von Andrea Scharf (51) gewählt. »Es war das einzige Instrument, das nicht besetzt war, also habe ich mir gedacht, dass ich es versuchen werde«, lacht die Bad St. Leonharderin. Auch sie hatte zuvor nie ein Instrument in der Hand. Motiviert wurde sie von ihrer Familie, denn sowohl ihr Mann als auch ihre Kinder spielen ein Musikinstrument.
Ebenfalls in der Bläserklasse mit dabei ist der ehemalige Amtsleiter von Bad St. Leonhard, Valentin Magnes. Er sagt über seine Entscheidung, das Spielen auf dem Saxofon zu lernen: »Es war immer mein Wunschinstrument. Jetzt in der Pension habe ich die Zeit, es zu lernen. Durch den Beruf ist es sich davor einfach zeitlich nicht ausgegangen.« Er habe die Ausschreibung der Musikschule gesehen und nicht lange gezögert, wie er sagt. Allerdings weiß der 65-Jährige auch: »Wenn man keine Noten lesen kann, ist es sehr mühsam. Ohne daheim, zusätzlich zu der Stunde in der Musikschule, zu üben, geht es nicht. Man muss schon ›hineinbeißen‹, wie man so schön sagt.«
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