Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

MGV-Wolfsberg-Sänger finden keine Nachfolger: »Dann muss der Verein abgeschlossen werden« Ausgabe 24 | Mittwoch, 14. Juni 2023

Der offene Brief, mit dem der Traditionsverein im März versuchte junge Sänger zu finden, die ihn weiterführen, war vergebens: Es haben sich keine Interessenten gemeldet. Der geschäftsführende Obmann will vorläufig weitermachen, doch das Ende zeichnet sich ab.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Unterkärntner Nachrichten Redakteur Horst Kakl Von Horst Kakl kaklno@spamunterkaerntner.at
Die (nicht vollzählige) Mannschaft des MGV Wolfsberg vor einem Teil der Ausstellung anlässlich des 170-Jahr-Jubiläums. Obmann Manfred Gosch (ganz links) zog sich nach dem Veranstaltungsreigen zurück, jetzt führt Alfred Rothleitner (4. v. r.) das Zepter. Sein Versuch, junge Sänger zur Übernahme zu bewegen, war aber vergeblich – bisher. UN-Archiv
3

Artikel

Wolfsberg. Nachfolger haben sich nicht gefunden. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, denn: »Vielleicht ergibt sich ja noch etwas«. Das sagt Alfred Rothleiter, der seit Jänner als stellvertretender Obmann die Geschäfte des MGV Wolfsberg führt.

Wie berichtet hatte Rothleitner im März mit einem offenen Brief an alle Kulturinteressierten im Lavanttal versucht, junge Sänger zu finden, die den Verein weiterführen. Er selbst und mit ihm die letzten elf verbliebenen Mitglieder, die sich alle bereits in fortgeschrittenem Alter befinden, wollten den Männergesangsverein darauf verlassen, um die neue Riege schalten und walten zu lassen. 

»Die Mitglieder kommen weiterhin zusammen, wir machen so lange weiter, wie wir können«
Alfred Rothleitner, Obmannstellvertreter des MGV

Allerdings: »Es hat sich zwar ein junger Mann gemeldet, der in Wien studiert und bei uns mitsingen will. Für die Übernahme und Weiterführung des MGV gibt es aber keine Interessenten«, so der stellvertretende Obmann. 

»In allen Stimmen besetzt«

Und nun? »Die Mitglieder kommen weiterhin zusammen«, sagt Rothleitner, »wir machen so lange weiter, wie wir können. Wir sind in allen vier Stimmen besetzt und haben zwölf aktive Sänger. Besser wäre es aber natürlich, wenn sich junge Leute für den Männergesangsverein interessieren würden.«

Lange werden die Zwölf, die sich im Alter zwischen 70 und 80 Jahren befinden, aber stimmlich nicht mehr durchhalten. Was geschieht, wenn sie nicht mehr können? »Dann muss der Verein abgeschlossen werden. Eine Zeit lang wird es noch gehen ...«

Erst im Vorjahr hatte der MGV Wolfsberg sein 170-jähriges Jubiläum mit einem Veranstaltungsreigen gefeiert. So wurde eine Ausstellung, die die Entwicklung des Vereins nachzeichnete, an sieben Orten am Hohen Platz gezeigt. Die Eröffnung nahm der damalige Obmann Manfred Gosch, Träger der Wolfsberger Ehrennadel in Gold, im Rathaus vor. Der zweite Höhepunkt war im Juni 2022 das »Festliche Singen und Musizieren« am Hohen Platz. 

Doch bei der Jahresversammlung im heurigen Jänner trat Langzeitobmann Gosch von seiner Funktion aus persönlichen Gründen zurück. Gosch damals: »Es war immer mein Ziel, nach dem Vereinsmotto zu handeln und meine Versprechen den Vorgängern gegenüber zu halten. Die haben immer gesagt: ›Manfred, schau, dass der Verein weiter lebt!‹ Das habe ich wohl 57 Jahre gepflegt.« Doch nun möge man ihm ruhigere Zeiten gönnen. 

Rothleitner, der seit 2006 Mitglied ist, übernahm das Ruder und versuchte, das Überleben des MGV zu sichern. Weil sich aber keine jungen Sänger fanden, wurde schließlich gemeinsam der offene Brief formuliert. Darin hieß es: »Wir wollen eine Gemeinschaft, in der seit 1852 viele Generationen von Männern – insgesamt weit über 1.000 Personen – den Verein als Sänger mitgetragen bzw. sehr viele auch als Funktionäre geleitet und geführt haben – nicht einfach so ›hinschmeißen‹. Wir, die letzten zwölf Mitglieder des Männergesangsvereins, fassen schweren Herzens den Entschluss, das aktive Sängerleben zu beenden und wollen mit diesem Schritt einer eventuell interessierten jungen Gruppe von Sängern die Möglichkeit geben, diesen ältesten Kulturträger des Lavanttals wieder mit neuem Leben zu erfüllen.«

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren