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Lavanttal steht vor radtouristischer Aufwertung, sagen die Tourismusmanager Karlhofer und MeierAusgabe 32 | Mittwoch, 6. August 2025

Robert Karlhofer (44), Geschäftsführer der Tourismusregion Klopeiner See-Südkärnten-Lavanttal, und Erlebnisraumanagerin Rebecca Meier (43) sprechen über die Entwicklung der Region, Pläne für die Zukunft und das Potenzial des Radtourismus im Lavanttal.

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Im Juli 2022 erfolgte der Zusammenschluss der Regionen Klopeiner See und Lavanttal und damit die Gründung der Tourismusregion Klopeiner See-Südkärnten-Lavanttal. Können Sie eine kurze Bilanz ziehen?
Robert Karlhofer:
Die Fusion hat eine Bündelung der Kräfte ermöglicht. Die neue Struktur bringt Synergien in Vermarktung, Produktentwicklung und Angebotsgestaltung. Redundante Leistungen, die enorme Budgets gebunden haben, konnten wir auflösen und die frei gewordenen Mittel in Kampagnen und Initiativen investieren. Die Fusion zur gemeinsamen Tourismusregion war ein wichtiger Schritt, Bedenken wurden ausgeräumt. Wir konnten Synergien nutzen, Prozesse professionalisieren und eine starke Gesamtpositionierung aufbauen. Die Zusammenarbeit stärkt nicht nur unsere Sichtbarkeit, sondern auch die Wirtschaftskraft.

Wie haben sich die Gästezahlen bzw. das Gästesegment in den drei Jahren verändert?
Robert Karlhofer:
Wir verzeichnen zufriedenstellende Entwicklungen: Bei den Nächtigungen gab es 2023 gegenüber dem Jahr 2022 ein Plus von 12,8 Prozent und 2024 ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber 2023. Besonders erfreulich ist der zunehmende Anteil digitaler Buchungen, direkt bei den Gastgebern. Die Gäste im Lavanttal kommen überwiegend aus Österreich (54 %), Deutschland (18 %), Ungarn (7 %) und Niederlande (3,3 %), der Rest verteilt sich auf Mittelosteuropa – mit wachsendem Interesse am naturnahen, aktiven und authentischen Urlaub.

Die zahlreichen Arbeitskräfte und Monteure, die über Jahrzehnte hinweg am Bau der Koralmbahn beteiligt waren, haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Nächtigungszahlen im Lavanttal stabil waren. Mit Abschluss der Bauarbeiten und der bevorstehenden Inbetriebnahme der Bahn fallen diese Nächtigungen nun weg. Umso wichtiger ist es, neue Zielgruppen für das Lavanttal zu erschließen und das touristische Angebot entsprechend auszurichten. 

Rebecca Meier, Sie sind in Deutschland geboren. Wie haben Sie als Erlebnisraummanagerin die ersten Jahre im Lavanttal erlebt?
Rebecca Meier:
Das Lavanttal war für mich von Beginn an ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Betätigungsfeld. Da es im digitalen Zeitalter doch noch wenig »online« bekannt war, durfte ich mir ein wirklich persönliches und einzigartiges Bild dieser Region machen, und zwar direkt vor Ort. Ich durfte unzählige Betriebe besuchen und Projekte begleiten. Es war für mich jeden Tag, speziell am Anfang, ein neues überraschendes Highlight.

Welche Projekte wurden initiiert?
Rebecca Meier:
Egal ob die Rad- und Wanderwegpflege, die stetig weiterentwickelt wurde, das Projekt Slow Food, das ich Mitte 2024 als Projektverantwortliche für die Erlebnisse übernehmen durfte, oder auch das vollkommen neue Foto- und Medienprojekt, durchgeführt von den zwei waschechten Lavanttalern Rene Knabl und Luca Tribondeau – es gab zahlreiche Projekte in den vergangenen Jahren. Es gibt auch immer wieder Initiativen im Bereich Kunst- und Kultur – mit dem St. Pauler Kultursommer, Schloss Wolfsberg usw. –, eine enge Zusammenarbeit mit Fernsehsendern und auch ganz individuelle Projekte im Bereich der Onlinekampagnen und Social Media.

Robert Karlhofer: Da gibt es einige. Das Bahnhofshuttle bringt Fahrgäste von den Bahnhöfen Wolfsberg und St. Paul zu Unterkünften und Ausflugszielen. Der Wanderbus fährt jeden Mittwoch abwechselnd vom Bahnhof Wolfsberg aus auf die Saualpe und das Klippitztörl bzw. auf die Koralpe und die Weinebene. Urlaubsgäste können mit der Gästecard (Aktiv Card) kostenlos mit allen S-Bahnen in Kärnten fahren. 

Dann gibt es den Radbus, der von Reichenfels das gesamte Lavanttal bis nach Lavamünd befährt, den Strekna-Radbus von Lavamünd aus nach Velenj und das Drauradwegshuttle von Lavamünd bis Toblach. Und der Koralmsprinter fährt von Klagenfurt nach Wolfsberg. Mit ihm haben Radfahrgäste eine perfekte Verbindung zum Lavantradweg oder den Drauradweg.

Mit welchen Herausforderungen hatten Sie bei der Umsetzung der Projekte zu kämpfen?
Rebecca Meier:
Die größte Herausforderung war sicher, dass sich viele Betriebe ihrer Einzigartigkeit gar nicht bewusst sind. Die Vielfalt und die Dichte der Qualität ist für mich immer wieder beeindruckend. Oft hatte ich das Gefühl, dass Betriebe aufgrund dessen, dass sie tagtäglich im Geschäft sind, gar nicht wissen, wie einzigartig und wertvoll sie für den Gast bzw. Kunden sind.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Betrieben, Gemeinden und Vereinen entwickelt?
Rebecca Meier:
Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass alle mit voller Begeisterung bei der Sache sind. Ich wurde immer mit offenen Armen empfangen, und zwischenzeitlich wird mit viel Kreativität an neuen Projekten mitgewirkt. Ich habe sehr selten ein Nein oder »Geht nicht« zu hören bekommen.

In welchen Bereichen sehen Sie im Lavanttal Nachholbedarf?
Rebecca Meier:
Es darf noch viel mutiger mit der KI oder auch den Onlinemöglichkeiten umgegangen werden. Ich orte hier immer noch starke Verunsicherung. Ich empfehle immer wieder, unsere Stammtische zu besuchen oder uns auch direkt zu kontaktieren. In vielen Fällen haben wir Lösungen oder das passende Netzwerk. Eines der meines Erachtens wichtigsten Dinge heute ist, keine Angst vor Kooperationen zu haben. Nur der gemeinsame Austausch, das Netzwerken und sich gegenseitig stark machen wird auf Dauer zum Erfolg führen, selbst in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen.

Wie sieht es mit dem Radtourismus im Lavanttal aus? Gibt es einen Ausbaubedarf an Strecken?
Robert Karlhofer:
Das Lavanttal steht vor einer radtouristischen Aufwertung, die weit über lokale Bedeutung hinausreichen könnte. Der Radtourismus ist eines der nachgefragten Urlaubsmotive, neben Wandern, Kultur oder Kulinarik, im Lavanttal. Drei Leuchtturmprojekte sind dabei zentral: Der geplante Meridiem Trail soll künftig Radfahrende von Wien über das Lavanttal bis nach Kärnten führen. In der derzeitigen Routenplanung ist Lavamünd ein zentraler Knotenpunkt. 

Besonders zukunftsweisend ist die angedachte Erschließung des Langenbergtunnels, der das Lavanttal bei St. Paul mit dem Jauntal verbindet – eine Maßnahme, die auch eine zentrale Querverbindung zur Koralmbahn und zum Radwegenetz im Süden ermöglicht und umgekehrt. Als ergänzende Maßnahme ist ein Radtransport zwischen Groß St. Florian und dem Bahnhof St. Paul ein ambitioniertes Vorhaben. 

Ein weiteres visionäres Radprojekt betrifft einen sicheren Radweg durch den Twimberger Graben – eine Strecke, die direkt an den populären Murtalradweg anschließen würde. 

Gibt es grenzüberschreitende Kooperationen mit Slowenien und Italien?
Robert Karlhofer:
Kärnten nutzt seit Jahren die EU-Interreg-Programme für Projekte mit Slowenien und Italien, um regionale Entwicklung, Tourismus und Umwelt gemeinsam zu gestalten. Auch die Tourismusregion Klopeiner See-Südkärnten-Lavanttal beteiligt sich aktiv an EU-Interreg-Projekten wie GreenTours und Connect2Tourism. 

Durch die Eröffnung der Koralmbahn ist mit einem zukünftigen erhöhten Bedarf an »öffentlichen Verkehrsverbindungen« zu rechnen, der einerseits durch eine ständige Verbindung in Form einer grenzübergreifenden Busverbindung, andererseits durch die Entwicklung von grenzübergreifenden Mobilitätspunkten etabliert wird.

Wir suchen auch die Kooperation mit unseren steirischen Kollegen. Auch hier rücken wir durch die Koralmbahn enger zusammen. Ideen gibt es viele, von Kooperation bei Rad- und Wanderwegen über Tagesausflüge, Events oder Kunst- und Kulturprogramme. Hier werden in den nächsten Jahren wunderbare Projekte entstehen, da bin ich mir sicher.

Welche Projekte stehen zur Attraktivierung des Lavanttals auf der Agenda?
Robert Karlhofer:
Im Fokus stehen der Ausbau von Wander- und Radbussen, die Verbesserung der Bahnanbindung sowie moderne Mikromobilitätslösungen. Servicequalität und Zuverlässigkeit stehen dabei an erster Stelle. Nur durch solche Angebote kann die Region von den infrastrukturellen Investitionen profitieren – nicht nur im Tourismus, sondern auch im Alltagsverkehr der Bevölkerung.

Auch die Revitalisierung der Lavanttalbahn mit einem Anschluss an das Murtal und bis nach Zeltweg zum Spielbergring würden das Lavanttal weiter attraktiveren. Eine derartige Verbindung hätte das Potenzial, nicht nur Sportfans, sondern auch Kultur- und Aktivurlauber anzusprechen.

Das Lavanttal liegt bei den Nächtigungszahlen weit abgeschlagen hinter dem Klopeiner See. Was kann man tun, damit das Lavanttal aufholt?
Robert Karlhofer:
Ein direkter Vergleich hinkt, denn das Lavanttal und der Klopeiner See bedienen unterschiedliche touristische Stärken. Das Lavanttal punktet mit Naturerlebnis, authentischer Kulinarik und einem starken Wintertourismus – im Winterhalbjahr 2024 lag der Anteil an den gesamten Kärntner Nächtigungen bei rund 3,6 Prozent, vor dem Bezirk Völkermarkt mit 2,6 Prozent. Im Sommer dominiert naturgemäß der See, doch das Lavanttal glänzt mit Almerlebnis, Wanderangeboten und sanftem Tourismus.

Statt auf Konkurrenz zu setzen, bündeln wir die Kräfte: Kooperation dort, wo es Sinn macht – etwa bei Vermarktung, Mobilität oder Digitalisierung – und gleichzeitig die jeweiligen regionalen Besonderheiten bewusst stärken. 

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