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Pollheimer im Kampf gegen das Wasser: Bei einem Treffen gab es nun Vorwürfe und Lösungsversuche Ausgabe 28 | Dienstag, 9. Juli 2024

Regnet es, fließt das Wasser von einem Grund zum nächsten. Bei einem Anrainertreffen, an dem auch die Politik teilnahm, wurde eine Lösung gefordert. Der Zorn richtete sich erst gegen Stadt, dann gegen den Umwidmungswerber. Der ist zu Zugeständnis bereit.

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St. Michael. Wasser ist Leben. Wenn es aber in solchen Mengen auftritt, dass es Blasen unter dem Rasen wirft und Schäden am Besitz anrichtet, wird es zum Problem. Genau so ist die Lage in der Pollheimer-Siedlung im Wolfsberger Ortsteil St. Michael.

Daher lud der Unternehmer Harald Roth, der dort eine Villa besitzt, am Donnerstag, 4. Juli, zu einer Anrainerversammlung in den »Pollheimer Wirt«, um die Schwierigkeiten aufzuzeigen. Neben rund 15 Betroffenen hatten sich auch Vizebürgermeister Alexander Radl (SPÖ), Stadtrat Josef Steinkellner und Gemeinderätin Waltraud Beranek (beide ÖVP) sowie der Landtagsabgeordnete und Wolfsberger Ersatzgemeinderat Harald Trettenbrein (FPÖ) eingefunden.

Roth führte mit Videos und Bildern die Situation vor: Regnet es, läuft das Wasser durch die Pollheimer-Siedlung von Grundstück zu Grundstück. Sickerschächte sind aufgrund des hohen Grundwasserspiegels ständig gefüllt, Wasser wird aus Kanaldeckeln gepresst oder bildet große Blasen unter dem Rasen. Wobei Roth in einer schlechten Position ist, denn seine Villa befindet sich am unteren Ende der Siedlung: »Wir sind in der Nahrungskette ganz unten, bei uns kommt das Wasser heraus.« Seit Jahren kämpft er gegen das Wasser (wir berichteten). Doch auch alle anderen Anrainer schilderten ihre Probleme.

»Wir sind in der Nahrungskette ganz unten, bei uns kommt das Wasser heraus«
Harald Roth, Anwohner

Sämtliche Maßnahmen, die bisher gegen die unerwünschten Wassermassen gesetzt wurden, erwiesen sich laut den Betroffenen als unzureichend. Zwar existiert ein Auffangbecken, das aber mit einem Fassungsvermögen von 400 Kubikmetern zu klein dimensioniert ist. Roth: »Bereits fünf Zentimeter Niederschlag bedeuten eine Wassermenge von 1.000 Kubikmetern.« Das könne sich nicht ausgehen.

Der Ärger des Unternehmers richtete sich vor allem gegen die Stadt Wolfsberg: »Sie sagt, alles sei in Ordnung. Aber wir erleben täglich, dass es nicht so ist.« Roth hatte laut eigenen Angaben Probleme, Akteneinsicht zu erhalten, die er nur mit Hilfe eines Anwalts durchsetzen konnte. Er erhob Einspruch gegen Umwidmungsabsichten – vergebens. Ein Kanal wurde nicht so gebaut, wie mit Zuständigen der Stadt vereinbart. Gutachter hätten mit den Betroffenen nicht gesprochen, ihre Expertisen würden nicht herausgegeben.

Ein Anrainer legte nach: »Es ist lange bekannt, dass die Keller der alten Häuser bei Regen voll sind. Und sie widmen trotzdem weiter um.« Dadurch würden die Wasserprobleme immer größer. Ein weiterer merkte an, er habe vor dem Bau seines Hauses keine Hinweise auf das »schwierige Gebiet« erhalten, »es gab keinerlei Auflagen. Das ist enttäuschend!« Er forderte eine »ganzheitliche Lösung« für das Gebiet, das Wasser müsse kontrolliert abgeleitet werden.

Ein Lösungsvorschlag
Roth schlug die Schaffung größerer Flächen vor, auf denen das Wasser im Boden verschwinden kann: Neben einem weiteren Sickerbecken sollen Terrassen angelegt werden, auf die das Wasser eingeleitet werden kann. Aber: »Das dafür nötige Gelände muss bereitgestellt werden. Da geht es um Geld.«
Das war der Moment, in dem die Stimmung umschlug: Der Ärger richtete sich nun nicht mehr gegen die Stadt Wolfsberg, sondern gegen Alfred Adlbauer, der die Grundstücke im Namen einer Gesellschaft und von Verwandten verkauft hatte – und mit Pollheim II weitere Gründe umwidmen lassen will.

Gemeinderätin Beranek betonte, die ÖVP habe seinerzeit gegen die Umwidmung gestimmt, Vizebürgermeister Radl sagte: »Wir wollten diese Siedlung ausbauen und aufwerten – auch um jungen Familien die Möglichkeit zu geben, sich hier niederzulassen.« Das Wasserproblem in seinem ganzen Ausmaß kenne er erst seit kurzem.

»Wenn die Umwidmung unterstützt wird, kann ich mir vorstellen, zu einer Lösung beizutragen«
Alfred Adlbauer, Widmungswerber

Man müsse nun versuchen, die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, allerdings seien die wasserrechtlichen Belange Aufgabe der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg. Radl: »Die Stadt hat vor der Widmung alle Auflagen erfüllt, der Boden wurde geprüft, es gab grünes Licht vom Land. Klar ist aber, dass der Widmungswerber (Anm.: Adlbauer) jetzt mit ins Boot muss.«

Trettenbrein zeigte einen Lösungsweg auf: »Derzeit besteht auf den weiteren Gründen (Anm.: gemeint ist Pollheim II) nur eine Vorwidmung. Umgewidmet wird nur, wenn die wassertechnischen Fragen geregelt sind. Da können wir beim Widmungswerber einhaken.« Steinkellner sagte, die Nachfrage nach Grundstücken in Pollheim II werde sich in Grenzen halten, solange es keine Lösung gebe.

Roth forderte die Stadt auf, Druck auszuüben und bis September Rückmeldung zu geben. Dann soll auch eine weitere Zusammenkunft stattfinden.

Das sagt Alfred Adlbauer
Umwidmungswerber Adlbauer, der zur Versammlung nicht eingeladen war,  sagte danach zu den Unterkärntner Nachrichten: »Nicht alle Anrainer sind vom Wasser betroffen, im Süden gibt es keine Probleme. Und ich weiß nicht, ob dort, wo nun Schwierigkeiten auftreten, nicht Fehler bei der Bebauung gemacht wurden. Die Eigenversickerung könnte nicht ausreichend gestaltet worden sein.« Er wolle aber das Beste für die neuen Eigentümer: Bei der Errichtung der geforderten Terrassen »schließe ich ein entgegenkommendes Verhalten nicht aus. Wenn die weitere Umwidmung unterstützt wird, kann ich mir vorstellen, zu einer Lösung beizutragen.«

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