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Wolfsberg, St. Paul. Sie sei »stinksauer«, sagt die Wolfsber-gerin. Ihr Zorn richtet sich gegen die ÖBB, die den Kartenschalter im Bahnhof Wolfsberg geschlossen haben, was der 81-Jährigen jetzt Probleme bereitet. Allerdings: Die ÖBB haben eine Lösung und sagen persönliche Unterstützung zu.
Die Wolfsbergerin erzählt: »Alle fünf Wochen muss ich mit meinem 83 Jahre alten Mann nach Wien fahren. Er sitzt im Rollstuhl und hat Demenzerscheinungen, die aber nicht so schlimm sind – dank der Therapie in Wien.« Im vergangenen Winter wurde das Ehepaar in einem Auto in die Bundeshauptstadt gebracht, jetzt wollen sie wieder auf Bus und Bahn umsteigen.
Das klappte bisher reibungslos: Die beiden fuhren mit dem Bus nach Graz. Dort halfen ÖBB-Mitarbeiter dem Ehemann in den Zug nach Wien. Tags darauf der gleiche Ablauf, nur in der Gegenrichtung. »Der Service der ÖBB ist gut, man muss ihn aber organisieren«, so die Wolfsbergerin. In der Vergangenheit erledigte sie die notwendigen Buchungen am Schalter am Wolfsberger Bahnhof. Der ist mittlerweile aber geschlossen. Geblieben ist lediglich ein Ticket-Automat. Die Pensionistin: »Dort kann man das alles aber nicht reservieren und anmelden.«
»Man kann doch den Schalter im Bahnhof nicht einfach dauerhaft schließen«
Die ÖBB-Kundin aus Wolfsberg
Als sie das zuletzt verdutzt feststellte, fragte sie nach und erhielt die Auskunft, das auch in der Trafik Bardel am Hohen Platz, einem ÖBB-Partnerbetrieb, die entsprechende Organisation des Transports und der Unterstützung möglich sei. Die Betroffene: »Das ging dort aber nicht, mir wurde gesagt, das benötigte Programm habe man nicht.«
Die zweite Alternative, die ihr genannt wurde, war der Bahnhof St. Paul. »Stellen Sie sich das vor«, sagt sie, »ich muss jetzt vormittags nach St. Paul fahren – nur dann hat der Schalter geöffnet –, und dort die ganze Fahrt buchen. Ich bin zwar gut beieinander und flexibel, trotzdem will ich meinen Mann nicht so lange allein lassen. Und was machen andere, die nicht so mobil sind wie ich? Denn mein Mann ist nicht der einzige im Rollstuhl, der von Wolfsberg aus mit den ÖBB irgendwohin fahren will. Man kann doch den Schalter im Bahnhof nicht einfach dauerhaft schließen. Ich bin wirklich sehr verärgert.«
Das sagen die Bundesbahnen
ÖBB-Sprecher Herbert Hofer sagt: »Derzeit stehen für den personenbedienten Verkauf Standorte in Wolfsberg mit unserem Partner Trafik Bardel und im Bahnhof St. Paul zur Verfügung. Informationen dazu gibt es auf der ÖBB-Website unter dem Punkt ›Reiseplanung & Services‹, Unterpunkt ›Bahnhöfe & Verkaufsstellen‹.« Die Reduktion der Anzahl von Ticketschaltern hängt laut Hofer mit mehreren Faktoren zusammen: der verstärkten Nutzung digitaler Dienste, Kosteneffizienz und verändertem Nutzerverhalten der Kunden.
Dafür setzt die Bahn verstärkt auf alternative Serviceformen. »An allen Bahnhöfen, auch entlang der Koralmstrecke, gibt es moderne Automaten. Der bequeme Ticketkauf ist auch über die ÖBB-Website und -App möglich. Schließlich gibt es persönliche Beratung und Unterstützung über unsere Hotline, die unter der Nummer 05–1717 erreichbar ist«, sagt Hofer.
»Ich biete der betroffenen Dame gerne einen Kontakt zu unserem ›Senior Mobilberater‹ an«
Herbert Hofer, ÖBB-Sprecher
Außerdem bieten die ÖBB besonders für ältere Menschen Unterstützung an: Sogenannte »Senior Mobilberater« helfen Älteren beim Ticketkauf und der Reiseplanung, sowohl telefonisch als auch persönlich. Hofer: »Diese Berater helfen schnell, kompetent und unentgeltlich in allen Bereichen rund ums Reisen mit der Bahn und dem Bus. Sie stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Auf Wunsch organisieren sie auch Informationsveranstaltungen, bei denen man gezielt Fragen stellen kann. Weitere Informationen dazu gibt es auf unserer Homepage unter dem Punkt ›Reiseplanung & Services‹, Unterpunkt ›Senior:in Mobil‹.« Ein Gespräch mit einem »Senior Mobilberater« bietet er auch der 81-jährigen Wolfsbergerin an.
Die Bahn zeigt Einsicht
Generell meint der ÖBB-Sprecher zur jetzigen Situation des Ticketverkaufs: »Die Digitalisierung bietet viele Vorteile, aber wir sind uns bewusst, dass nicht alle Kunden gleichermaßen davon profitieren. Besonders ältere Menschen können Schwierigkeiten haben, sich an die neuen Systeme zu gewöhnen.« Daher bemühen sich die ÖBB, Serviceangebote und Unterstützung bereitzustellen. Ziel sei es, allen Reisenden ein bequemes Reisen mit der Bahn zu ermöglichen. Über eine Million Menschen im Land sind vorübergehend oder dauerhaft eingeschränkt in ihrer Mobilität. Um dieser Gruppe geeignete Reisemöglichkeiten zu bieten, investieren die ÖBB auch laufend in Barrierefreiheit.
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