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Am vergangenen Wochenende waren Sie bei der Lavanttal Rallye am Start und haben den Sieg in der historischen Klasse im Mitropa-Cup eingefahren. Wie sieht Ihr Resümee des Wochenendes aus?
Patrik Hochegger: Wir sind sehr glücklich, dass alles gut ausgegangen ist und wir den Sieg im Mitropa-Cup geholt haben. In der Österreichischen Meisterschaft wurden wir nur von Alfons Nothdurfter geschlagen, der allerdings ein übermächtiges Auto mit Turbolader hat. Julia und ich haben am vergangenen Wochenende aber eine super Performance hingelegt und gehen nun voll motiviert in die nächsten Rallyes.
Mit welchem Fahrzeug gingen Sie an den Start?
Julia Hochegger: Wir sind mit einem Opel Kadett C GT/E, Baujahr 1978, unterwegs.
Patrik Hochegger: Ich habe das Auto 2018 günstig erworben und seither aufgebaut. Es hat knapp 200 PS bei einem Gewicht von 900 Kilo. Ich schätze, dass es aktuell rund 60.000 Euro wert sein wird.
Wie sind Sie zum Rallyesport gekommen?
Julia Hochegger: Patrik hat mir im Jahr 2015 bei der Silvesterrallye in Ungarn eine Mitfahrgelegenheit angeboten, da war ich erstmals als Co-Pilotin mit dabei. Das hat mir sehr gut gefallen und wir haben im Auto auch gut zusammengepasst. Also haben wir weitergemacht. Ich habe ja schon als kleines Kind gesagt, eines Tages werde ich in einem Rallyeauto sitzen und bei der Lavanttal Rallye dabei sein.
Patrik Hochegger: Ich bin 2011 bei meinem Cousin Thomas Klösch zum ersten Mal als Beifahrer bei der Judenburg Rallye eingestiegen. Im Jahr 2012 war ich dann schon als Pilot unterwegs und auch das erste Mal bei der Lavanttal Rallye dabei. Julia war das erste Mal 2015 dabei, seit 2018 fahren wir regelmäßig in der historischen Klasse.
Erstmals seit den 1980er Jahren wurde bei der Lavanttal Rallye wieder in der Nacht gefahren. Wie gefiel es Ihnen?
Patrik Hochegger: Wir vom MSC Lavanttal wollten an die ehemalige Mitternachtsrallye anschließen. Als Fahrer finde ich es schon sehr lässig, nachts zu fahren. Aber es ist natürlich auch eine große Herausforderung.
Sie waren bei den historischen Fahrzeugen am Start. Warum haben Sie sich für diese Klasse entschieden?
Patrik Hochegger: Mein Vater und mein Onkel sind bereits in den 1980er und 1990er Jahren Rallyes gefahren und waren mit einem Opel am Start. Auch mein Cousin Thomas Klösch fährt Opel. Also haben wir uns auch für einen Opel entschieden, da wir diese Autos sehr gut kennen und über die entsprechenden Kenntnisse verfügen.
Wie ist es zur Rollenverteilung – Patrik Pilot, Julia Co-Pilotin – gekommen?
Julia Hochegger: Ich komme mit den Füßen nicht nach vorne an die Pedale. Der Sitz ist fest mit der Karosserie verschraubt und nicht verstellbar.
Patrik Hochegger: Ich bin bereits seit 2012 als Fahrer unterwegs, Julia hat ihr Debüt als Co-Pilot gefeiert – das haben wir so beibehalten.
Gibt es bei Ihnen auch zu Hause Diskussionen über Rallyes?
Julia Hochegger: Man strebt natürlich immer nach dem Besten. Aber meistens wird nur unmittelbar nach einem Rennen oder einer Sonderprüfung der Lauf analysiert. Zu Hause gibt es keine Diskussionen mehr, außer es gab einen großen Schnitzer.
Julia, würden Sie gerne selbst am Steuer sitzen?
Julia Hochegger: Reizen würde es mich schon, selbst zu fahren. Aber es ist mir doch lieber, wenn Patrik fährt. Er fährt sehr gut, die Rollen sind sehr gut verteilt.
Sie haben eine zweijährige Tochter. Hat Sie das verändert?
Julia Hochegger: Seit Liv auf der Welt ist, bin ich nicht mehr so oft in der Werkstatt.
Patrik Hochegger: Man hat natürlich schon im Hinterkopf, dass daheim eine Tochter wartet. Man fährt vielleicht ein wenig mehr mit Hirn und Verstand.
Ist Tochter Liv auch schon bei Rallyes mit dabei?
Julia Hochegger: Bei Wettkämpfen ist sie eher selten dabei. Das ist noch zu laut. Manchmal darf sie mit in die Werkstatt, und heuer war sie mit der Oma beim Zeremonienstart am Hohen Platz dabei.
Hatten Sie schon einmal einen schwereren Unfall?
Patrik Hochegger: Wir hatten zum Glück noch keinen Unfall. Als ich mit dem Rallyesport begann und noch als Co-Pilot tätig war, da gab es einmal einen Crash. Aber von Verletzungen sind wir immer verschont geblieben.
Im Vorjahr Rang haben Sie Platz fünf in der Gesamtwertung des Mitropa-Cups erreicht. In diesem Jahr konnten Sie bereits zwei Läufe gewinnen. Was ist Ihr Ziel in diesem Jahr?
Patrik Hochegger: Wir fahren natürlich auf den Gesamtsieg in der historischen Klasse. Mit dem Sieg am vergangenen Wochenende stimmt die Marschrichtung. Bereits Ende April geht es auf der Insel Elba in Italien weiter. Es steht fast jeden Monat eine Rallye auf dem Programm.
Wie steht es um die Zukunft des Rallyesports?
Patrik Hochegger: Motorsport hat eine Zukunft. Die ganzen Errungenschaften – bezüglich Sicherheit, Technik usw. – der normalen Fahrzeuge kommen von den Entwicklungen aus dem Motorsport.
Sie haben ein Kind, dazu Full-Time-Jobs, der Rallyesport nimmt viel Zeit in Anspruch. Wer unterstützt Sie?
Julia Hochegger: Alleine wären wir verloren. Aber es helfen alle mit, die Familie, Freunde. Wir haben Sponsoren für das Finanzielle, Omas schauen auf das Kind, Freunde helfen in der Werkstatt. Im Rallyesport sind wir wie eine große Familie.
Wie hoch sind die Kosten für eine Rallyesaison?
Patrik Hochegger: Das hängt davon ab, wie viele Rennen man in der Saison fährt. Auch die Kosten für eine Rallye sind unterschiedlich und haben damit zu tun, wie lange die Rallye ist, auf welchem Untergrund gefahren wird usw. Aber mit rund 5.000 Euro pro Rallye muss man schon rechnen.
Ein Beispiel: Bei einer Rallye benötigen wir durchschnittlich sechs bis acht Reifen. Der Preis eines Reifens liegt bei 300 Euro. Gibt es dann während einer Rallye noch Schäden am Auto oder ein technisches Gebrechen, steigen natürlich auch die Gesamtkosten – durch Aufwendungen für Ersatzteile – dementsprechend an.
Wie finanzieren Sie eine Rallye-Saison?
Julia Hochegger: Wir sind natürlich auf Sponsoren angewiesen. Ohne deren Unterstützung könnten wir uns eine volle Saison nicht leisten. Es gibt aber zum Glück immer noch sehr viele Menschen, denen der Motorsport sehr am Herzen liegt und die uns unterstützen. Besonders freut es mich, dass wir heuer mit Silberpfeil – einem österreichischen Energy-Drink-Hersteller – einen weiteren Sponsor gewinnen konnten.
// zu den Personen
Patrik Hochegger (35) ist technischer Angestellter bei BMTS Technology. Seit 2021 ist er mit Julia Hochegger (34) verheiratet. Sie ist Volksschullehrerin in Frantschach-St. Gertraud. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter Liv (2 Jahre). Beide sind Mitglieder des MSC Lavanttal und fahren seit neun Jahren gemeinsam. Erstmals gemeinsam im Cockpit saßen Patrik und Julia im Jahr 2015 bei der Silvesterrallye in Ungarn.
Bei der Lavanttal Rallye dabei waren die beiden mit ihrem Opel Kadett C GT/E in der historischen Klasse.
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