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Pfarrer Eugen Länger: »Ich sehe es als unnötig an, dass die Geschäfte am 8. Dezember aufsperren«Ausgabe 49 | Mittwoch, 6. Dezember 2023

Der St. Stefaner Pfarrer Eugen Länger (61) spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über den Besuch des Nikolaus in Kindergärten, offene Geschäfte am 8. Dezember, wie er persönlich den Heiligen Abend verbringt und wie er vom Tischlermeister zum Priester wurde.

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Weihnachten und Advent sollten eine besinnliche Zeit sein. Heute ist sie für  viele Menschen aber eher stressig. Wie stressig ist die Adventzeit für Sie?
Für mich ist es keine stressige Zeit. Man kann es sich ja wohl auch selbst richten und keinen Stress aufkommen lassen. Ich bekomme natürlich viele Einladungen, aber da muss man sondieren und für sich selbst entscheiden, an welchen Feiern und Veranstaltungen man teilnimmt. Man muss ja nicht überall dabei sein.

Die Gottesdienste, die ich feiere, sind für mich kein Stress. Ich habe ja nur die Pfarre St. Stefan und bin Seelsorger im LKH Wolfsberg. 

Am vergangenen Sonntag war der erste Advent und damit der Beginn der Weihnachtszeit. In vielen Geschäften startet die Weihnachtszeit bereits viel früher: Ab Anfang November sieht man Weihnachtsartikel in den Regalen. Wie finden Sie das?
Diese Kommerzialisierung ist schrecklich. Jedes Geschäft möchte das erste sein, das die Weihnachtsartikel anbietet. So ist vielen Geschäftsinhabern das Gespür verloren gegangen. Im September gibt es bereits Lebkuchen, und wenn dann die eigentliche Adventzeit beginnt, sind die entsprechenden Artikel oft schon ausverkauft.

Das hat aber natürlich auch mit dem Konkurrenzdenken zu tun. Wenn ein Geschäft beginnt, seine Waren anzupreisen, muss natürlich der nächste Laden nachziehen. Aber dagegen können wir als Kirche nichts machen.

Weihnachten ist eines der wichtigsten christlichen Feste. Heute sind für viele Menschen Schenken und Weihnachtsurlaub wichtiger als der christliche Gedanke. Stört Sie das?
Eines vorweg: Auch wenn Ostern das wichtigste Fest für die Christen ist, würde es ohne Weihnachten und die Menschwerdung Gottes keine Auferstehung und somit kein Osterfest geben. 

Mich persönlich stört es nicht, wenn den Menschen das Schenken wichtiger ist als der christliche Gedanke. Aber ich finde es sehr schade. Weihnachten ist das Geschenk Gottes an uns, er hat uns seinen Sohn geschenkt, der für uns Mensch wurde. Das war das größte Geschenk an die Menschheit. Und das Schenken an Weihnachten soll uns daran erinnern. 

Wünschen Sie sich mehr Religiosität für das Weihnachtsfest zurück?
Natürlich würde uns allen eine Rückbesinnung gut tun. Vor allem auf das Leben. Wir feiern zu Weihnachten die Geburt von Jesus, und Geburt heißt neues Leben. Es ist heuer außerdem das erste Jahr, in dem auch in Österreich der assistierte Suizid erlaubt ist. Und daher wäre es sehr wichtig, dass wir uns wieder mehr dem Leben und den Mitmenschen zuwenden.

Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Auch heuer gab es Diskussionen darüber, ob der Nikolo – aufgrund der unterschiedlichen Religionen der Kinder – in den Kindergarten kommen soll. Wie stehen sie dazu?
Ich gehe persönlich in meiner Pfarre als Nikolaus. Und ich bin als Nikolaus sogar in der Hampelmanngruppe (Anm.: Kleinkindgruppe in St. Stefan für Ein- bis Dreijährige). Selbst dort gehört für mich der Nikolaus dazu. Ich bleibe halt ein paar Minuten in der Tür stehen, damit sich die Kinder an den Mann mit dem Bart gewöhnen. Da ist Sensibilität gefragt.

Aber Gutes tun und daran zu erinnern, das gehört zu einer Gesellschaft. Und der Heilige Nikolaus hat Gutes getan und die Menschen beschenkt. Und an das kann man auch erinnern.

Ist es noch zeitgemäß, den Nikolaustag, den unschuldigen Kindertag, Weihnachtsfeiern usw. an den Schulen und Kindergärten zu feiern?
Ja, das ist sehr wichtig. Glaube kommt von hören. Damit man die frohe Botschaft verkünden kann, muss man sie gehört haben. Daher ist es wichtig, sie in Kindergärten und Schulen zu bringen und die christlichen Werte weiterzugeben. Es wäre natürlich auch wünschenswert, wenn die kirchlichen Feiertage nicht nur für das Freizeitprogramm verwendet würden, denn bei der Glaubensweitergabe sind die Eltern gefragt. 

Jetzt steht der 8. Dezember vor der Tür. Was wird an diesem Tag eigentlich gefeiert? 
Die Kurzform lautet Maria Empfängnis. Aber der eigentliche Namen ist: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. An diesem Tag wurde Maria empfangen. Er wird seit dem 11. Jahrhundert immer neun Monate vor Marias Geburt begangen. Im Festkalender der katholischen Kirche wurde das Fest im Jahr 1854 verankert. 

Wie stehen Sie dazu, dass am 8. Dezember einige Geschäfte geöffnet haben?
Das hat seinen Ursprung darin, dass es seinerzeit, als es nur im Advent die langen Einkaufssamstage gab, einmal der 8. Dezember auf einen Samstag fiel. Und da sind viele Österreicher ins Ausland gefahren und haben den Tag für eine Einkaufstour genutzt. Um sich gegen die Konkurrenz aus dem Ausland zu behaupten, haben auch die Geschäfte in Österreich angefangen, an diesem Tag offen zu halten. 

Ich hoffe nur, dass am Sonntag auch künftig die Geschäfte geschlossen bleiben. Denn er ist noch der einzige Familientag. 

Im Sinne der Angestellten sehe ich es aber als völlig unnötig  an, am 8. Dezember die Geschäfte aufzusperren. Denn mittlerweile haben die Läden ja ohnehin jeden Samstag bis 16, 17 oder 18 Uhr geöffnet. Außerdem hat jeder ausreichend Zeit, seine Erledigungen zu machen. Die meisten arbeiten 38 Stunden in der  Woche, die Geschäfte haben 60 oder 70 Stunden geöffnet. Da ist es Einteilungssache, seine Einkäufe zu tätigen.

Außerdem ist es für die Menschen, die im Handel tätig sind, eine zusätzliche Belastung.

Wie haben sich die Besucherzahlen bei den Messen und Roraten in der Adventszeit in den vergangenen Jahren verändert?
Der Messbesuch an den Sonntagen hat abgenommen. Die Roraten sind aber eine Besonderheit: Da ist die Besucheranzahl gleichgeblieben, wenn nicht sogar leicht angestiegen. Die Menschen lieben die Roraten, die Stimmung dabei, am Morgen mit den Kerzen in die Kirche zu gehen. In St. Stefan haben wir ab dem 6. Dezember jeweils am Mittwoch und Freitag Rorate um 6 Uhr, am Mittwoch gibt es im Anschluss ein Frühstück im Pfarrsaal.

Wie begehen Sie persönlich die Adventzeit?
Beim Beten zünde ich die Kerze des Adventkranzes an und versuche etwas Spirituelles zu lesen. Ansonsten gibt es keine speziellen Tätigkeiten für mich.

Wie verbringen Sie den Heiligen Abend?
Nachdem ich das große Glück habe, zwei gesunde und vitale Eltern zu haben, kommen sie mich von Villach aus besuchen. Das ist das größte Geschenk für mich. Gemeinsam feiern wir ganz traditionell, nach der Feier der Kinderchristmette essen wir im Pfarrhaus Würstel mit Sauerkraut. Danach beten wir bei der Krippe im Pfarrhof. Um 22 Uhr feiere ich dann die Christmette, die meine Eltern mitfeiern. 

Haben Sie einen Weihnachtswunsch?
Mein größter Wunsch ist, dass meine Eltern zu mir kommen. Der wird erfüllt. Dann gibt es noch den Wunsch nach Frieden, der bei uns selbst, im Herzen, anfängt, in der Familie und in der Gesellschaft.

Sie sind ein sogenannter Spätberufener. Was hat Sie dazu bewogen, Priester zu werden?  
Ich hatte mit meinen Eltern gute Vorbilder, denen Religion auch immer sehr wichtig war. Mein Vater war Obmann im Pfarrgemeinderat in Villach, ich war dort Ministrant. Religion war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. 

Ich habe zunächst eine Tischlerlehre absolviert und als Tischlermeister meinen eigenen Betrieb in Schiefling geführt. Erst 1996 habe ich mit dem Theologiestudium in Graz und Innsbruck begonnen. Das war schon ein Einschnitt. Als Selbstständiger hatte ich Geld, dann musste ich von der Studienbeihilfe leben. Aber ich habe diesen Schritt nie bereut. Nach dem Diakonatspraktikum in meiner Heimatpfarre in Villach war ich von 2006 bis 2009 als Kaplan in der Pfarre Wolfsberg tätig. Seit 2009 bin ich Pfarrer von St. Stefan und seit 2013 auch Teamleiter der Seelsorge im LKH Wolfsberg.

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