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Erst gekauft, dann wieder verkauft: Jetzt möchte Frantschach-St. Gertraud den Hammer wieder habenAusgabe 47 | Mittwoch, 22. November 2023

Das Industriedenkmal wurde erst von Mondi Frantschach erworben und 2010 an einen Privatmann verkauft. 2020 bot die Gemeinde den Rückkauf an, ein Schreiben blieb unbeantwortet. Bürgermeister Vallant hat weiterhin Interesse, der Besitzer allerdings nicht.

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Frantschach-St. Gertraud. Im Dezember 2010 beschloss der Gemeinderat von Frantschach-St. Gertraud, den Hochofen Hammer, das im Wappen verewigte Wahrzeichen der Gemeinde, an einen Privaten zu verkaufen. Im November 2020 wurde ein Schreiben an den Eigentümer gerichtet, in dem man um Rückkaufgespräche ersuchte. Der Versuch scheiterte. Was ist aus dem Gedanken, den Wappenbau wieder in Gemeindebesitz zu bringen, geworden?

»Die Gemeinde hat Interesse am Rückkauf, ich nicht. Es gibt keinen Grund dazu«
Sigurd Hochfellner, Eigentümer des Hammers

»Das Interesse der Gemeinde ist nach wie vor vorhanden«, sagt Günther Vallant (SPÖ), Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, »auch wenn es bisher keine Gespräche über einen Kauf gegeben hat. Wenn der Besitzer die Liebe zum Hammer verlieren sollte und der Kaufpreis passt, bin ich für den Rückkauf.« Vallant ist gerade dabei, einen Termin mit dem Inhaber zu vereinbaren, »weil ich mit ihm in Kontakt bleiben und über die Weiterentwicklung des Objekts sprechen möchte«. Denn die Gemeinde habe »hohes Interesse«, dass der Hammer gepflegt werde.

Das Industriedenkmal gehört dem in Klagenfurt lebenden Primar Sigurd Hochfellner – und er lehnt einen Verkauf weiterhin ab. 

»Nicht befriedigend«

Das Thema wurde zuletzt im Dezember 2021 im Gemeinderat behandelt. Es ging um einen Antrag der Fraktion FSGA, die den Rückkauf forderte. Allerdings: Hochfellner hatte auf das Schreiben vom November 2020 nicht reagiert. »Das ist natürlich nicht befriedigend«, sagte Vallant damals, »man kann aber niemandem zu einem Verkauf zwingen. Wir sind allerdings bereit, in Zukunft weitere Gespräche zu führen.« 

Der Bürgermeister wies in der Dezember-Sitzung 2021 auch darauf hin, dass der Zustand des Hammers, seit 1987 unter Denkmalschutz, »verbesserungsfähig« sei. Aufgrund baulicher Mängel habe der Eigentümer einen »Wiederinstandsetzungsauftrag« der Gemeinde erhalten. Vallant jetzt: »Der Bescheid wurde umgesetzt, alle damaligen Schäden sind repariert.«

Wer soll das bezahlen?

Die Gemeinde hatte den Hochofen 2007 von Mondi Frantschach um 15.000 Euro gekauft. Es wurden Pläne zur Sanierung und Revitalisierung des Gebäudes gewälzt, ein Nachnutzungskonzept sollte entwickelt werden. Die Frage, wie all das zu bezahlen wäre, blieb freilich ungelöst. 

Schließlich wurde man der Sorgen enthoben: Sigurd Hochfellner, ein Liebhaber neugotischer Baudenkmäler, bot an, das Objekt zu kaufen. Er legte ein Nutzungskonzept vor, das im Dezember 2010 im Gemeinderat diskutiert wurde. Vallant, damals seit einem Jahr Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, sagte: »Die Gemeinde würde sich durch den Verkauf viel Geld ersparen und könnte es für dringend notwendige Maßnahmen einsetzen. Dieses Angebot ist für uns wie Weihnachten und Ostern zusammen. Der Hochofen bleibt weiter öffentlich zugänglich.« 

Der Gemeinderat stimmte für den Verkauf zum Preis von 30.000 Euro. Lediglich die damalige Vizebürgermeisterin Ingrid Hirzbauer (»Ich bin persönlich gegen einen Verkauf«) von der nach ihr benannten Liste und zwei ihrer Mandatare hoben nicht die Hände. 

Der neue Eigentümer »will im Frühjahr 2011 mit der Sanierung des Hochofens und des Nebengebäudes zur Unterbringung seiner Erz-, Mineralien- und Edelsteinsammlung beginnen und überlegt auch die Errichtung eines Ausstellungscafés. Die Eröffnung des Museums wurde mit Frühjahr 2012 in Aussicht gestellt«, berichteten damals die Unterkärntner Nachrichten. Die vom Redakteur erhoffte »goldene Zukunft« kam in dieser Form aber nicht. Bürgermeister Vallant sagt jetzt: »Die seinerzeitigen Ideen sind nicht passiert.« 

Umgesetzt wurde  der »Erzwanderweg«, ebenfalls in der Sitzung im Dezember 2010 beschlossen: Auf der zwölf Kilometer langen Rundwanderung, die vom Hochofen ausgeht, lässt sich die Geschichte der Eisenverarbeitung erleben.

»Das Museum existiert«

Besitzer Hochfellner sagt: »Die Gemeinde hat Interesse am Rückkauf, ich nicht. Es gibt keinen Grund dazu.« Auf die Frage, warum weder Museum noch Café bestehen, sagt der Primar: »Das Museum existiert. Man muss mich nur anrufen, dann kommt man hinein. Es war auch öffentlich zugänglich, etwa bei der Eröffnung des Erzwanderwegs. Es gab außerdem einen Tag des Denkmals, bei dem sich die Besucher die Sammlung, die sich weiterhin im Hammer befindet, ansehen konnten.« Auch jetzt werden laut Hochfellner immer wieder Gruppen von Interessierten – etwa Mineralienexperten – durch das Haus geführt. 

Ein Café sei nicht entstanden, weil es angesichts der Konkurrenz der »Knusperstube« laut Hochfellner keinen Sinn mache. Und: »Ich bin gerade dabei, eine Kapelle im Hammer einzurichten, Altar und weiteres Inventar werden heuer hingebracht. Es wird zwar eine Privatkapelle sein, vielleicht werde ich sie aber für Hochzeiten und ähnliches öffnen.«

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