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Markus Assel: »Wer glaubt schon, dass es ein Dorffrisör zur New York Fashion Week schafft?«Ausgabe 35 | Mittwoch, 30. August 2023

Der Unterkärntner Frisör Markus Assel (47), ist in diesem Jahr bei der Fashion Week in New York tätig. Mit den UN spricht er über seine Aufgaben dabei, wie er es nach New York geschafft hat, warum er bei den Barber Angels ist, was sie tun und was einen guten Frisör ausmacht.

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Sie sind von 7. – 13. September bei der New York Fashion Week dabei. Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich bin ein sehr umtriebiger Typ und international sehr viel unterwegs. Ich leite auch Ausbildungen und habe mir dadurch auch in Deutschland und der Schweiz ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut. Durch die Community »Grenzenlos Friseure« konnte ich sehr gute Kontakte knüpfen. Darunter auch zu Robert Zimmermann, einem der Initiatoren von »Grenzenlos Friseure«. Diese Community wurden angesprochen, ob nicht Frisöre für die Fashion Week etwas machen möchten und so wurde ein »Team Germany and a little bit of Austria« geschaffen und nach einem dreiviertel Jahr Verhandlungen, bekamen wir die Zusage zur Fashion Week.  

Was bedeutet das für Sie?
Es ist für mich ein Traum der in Erfüllung geht. Wenn man Modemagazine durchblättert und die Models und Shows sieht, denkt man unweigerlich, dass man da auch einmal mitwirken möchte. Und wer glaubt schon, dass man es als Dorffrisör nach New York schaffen kann.  

Wissen Sie schon, für welche Designer und Shows Sie tätig sein werden?
Das weiß ich noch nicht. Das wird uns erst vor Ort mitgeteilt. In der Woche laufen 60 Shows mit all den großen Namen der Modebranche wie Gucci, Prada usw. Da hat man keinen Einfluss darauf, wohin man kommt.

Wissen Sie, welche Aufgaben Sie dort übernehmen werden?
Das Hauptaugenmerk sind Pony-Tails, klassische Banana, Frisuren aus den 1920er-Jahren, den Sleek-Look und Braids. Die Herausforderung dabei ist, dass alles recht schnell gehen muss. Im Schnitt habe ich 20 Minuten Zeit für das gesamte Styling. Und es muss dabei natürlich alles ganz akkurat und sauber sein. Wenn wir Pech haben, müssen wir bei einer Show 30 Models oder mehr herrichten und sie während der Auftritte mehrmals umstylen. Und eine vorherige Frisur umzustylen kann schon sehr schwierig sein, aber es wird sicher ein cooles Erlebnis.

Gibt es eine Vorbereitung auf die Fashion Week?
Im Juni gab es in Hannover ein zweitägiges Bootcamp. Da waren rund 30 Top-Frisöre aus Deutschland dabei und nach der ersten Stunde dachten wir uns: »Wir können eigentlich gar nichts.« Aber wenn man alles einmal genau gezeigt bekommt, hat man es recht schnell verinnerlicht.

Sie sind auch ein Barber-Angel. Können Sie unseren Lesern erklären, was das genau ist?
Die Barber-Angels sind eine Vereinigung von Frisören: Wir sind ein sozialer Frisörverein, der Obdachlosen die Haare schneidet. Unser Slogan ist: Frisöre gegen Armut. Wir fahren durch ganz Österreich zu den Obdachloseneinrichtungen und schneiden den Menschen dort kostenlos die Haare. Wir versuchen den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich bin übrigens der Vizepräsident des Vereins in Österreich.

Wie wird man Barber-Angel?
Das ist ganz einfach. Wir sind ohnehin immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Interessierte brauchen sich nur bei uns zu melden. Die Kontaktdaten gibt auf www.barberangels.at.

Danach gibt es für die Interessierten zwei Gast-Einsätze, bei denen sie sich anschauen können, wie das Ganze abläuft und ob es für sie das Richtige ist. Dann können sie sich entscheiden, ob sie Mitglied werden wollen oder nicht. Sobald alle Formalitäten erledigt sind, kauft man sich eine schwarze Lederweste  und bekommt von uns die Patches für die Kutte zum Aufnähen. Wir sind aber eine sehr coole Truppe. Es entstehen dadurch viele Freundschaften, es bietet die Möglichkeit sich auszutauschen. Wir sind einfach eine richtig gute Community.

Ein Barber ist eigentlich eine Person, die Männern die Haare und Bärte schneidet. Gehören auch Frauen zu ihrem Kundenkreis?
Mittlerweile sogar immer mehr Frauen. Es gibt immer mehr Frauen, die sich einen Frisörbesuch nicht mehr leisten können und die  Leistungen der Barber Angels in Anspruch nehmen.

Die Barber-Angels wurden 2017 gegründet und sind geschützte Marke. Der Name kommt daher, da es sehr viel männliche Obdachlose gibt. Wir sind keine Motorradfahrer oder Rocker. Wir sind einfach Frisöre in Kutte, die Menschen Gutes tun möchten. 

Warum habt ihr diese spezielle Kleidung gewählt?
Die Kutte hat den Zweck, dass sie uns ein cooles Image verleiht.  Frisöre neigen oft dazu, dass sie overdressed sind. Mit einer schwarzen Lederweste nimmt man die  Hemmschwelle. 

Als wir neu waren, waren die Menschen uns gegenüber schon ein wenig skeptisch und konnten nicht so recht glauben, dass wir etwas kostenlos machen. 

Sie führen in Eberndorf einen Friseursalon unter dem Namen »Haare von Assel«. Seit wann gibt es diesen Salon?
Den Salon in Eberndorf gibt es seit fünf Jahren, davor hatte ich in Völkermarkt die »Schnittzone«.

Was bieten Sie alles an?
So gut wie alles. Von klassischen Haarschnitten bis hin zu Extensions. Meine Leidenschaft ist aber das Haarefärben. Ich habe mich dabei auf Balayage und den Farbton Blond spezialisiert. Mein Steckenpferd ist Balayage von dunkel bis hell mit leichten Übergängen.

Auf Ihrer Website habe ich ein paar Preise gesehen. Sie sind doch eher höherpreisig? 
Eigentlich nicht, ich würde sagen normalpreisig. Manche Dienstleistungen sehen vielleicht höherpreisig aus, die sind aber auch sehr zeitaufwendig. Da braucht man schon Mal fünf oder sechs Stunden und weiters verwende ich nur exklusive Produkte. Ein Kinderhaarschnitt mit Waschen zum Beispiel kostet bei mir auch nur 39,50 Euro. Bei mir wird nach dem Zeitaufwand kalkuliert. 

Woher kommen Ihre Kunden und wie kommen Sie zu diesen?
Ich habe sehr viele Kunden aus ganz Kärnten, auch aus dem Bezirk Wolfsberg. Es gibt aber auch Kunden aus der Steiermark und anderen Bundesländern. Eine Kundin fliegt zwei Mal im Jahr aus England nach Kärnten, um sich bei mir die Haare machen zu lassen. 

Sind Sie auch mobil tätig?
Nein, dass schaffe ich zeitlich nicht. Ich bin von Montag bis Samstag 12 bis 14 Stunden im Salon und darüber hinaus viel Unterwegs, auch mit den Barber Angels unterwegs. Der Tag hat leider nur 24 Stunden.  

Wie laufen die Geschäfte?
Ich darf mich nicht beschweren. Ich bin sehr gut gebucht.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Aktuell stehe ich alleine im Salon.

Alle Branchen klagen über hohe Preise und keine Arbeitskräfte. Wie ist das im Friseurgewerbe bzw. bei Ihnen?
Wie in allen Branchen, ist es schwer Leute zu finden, die nicht nur arbeiten möchten.  Es gehören Herz und Leidenschaft dazu. Wir sind ja nicht nur Frisöre. Wir sind Tränentrockner, Zuhörer, Vermittler, Psychologen, Tröster, Glücklichmacher. Und man kann Kunden nur glücklich machen, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist, ihnen zuhört und sie richtig berät. 

Markus Assel lebt in St. Kanzian. Er ist mit Sylvia verheiratet und sie haben zwei Kinder, Bastian (21) und Annika (18). Nach der Frisörlehre absolvierte er zahlreiche Ausbildungen im In- und Ausland. Vor 20 Jahren hat er sich mit der »Schnittzone« in Völkermarkt selbstständig gemacht. Seit fünf Jahren betreibt er nun den Salon »Haare von Assel« in Eberndorf. 

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