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Lavanttal. Aktuell werden in Österreich immer mehr Medikamente knapp, manche sind derzeit überhaupt nicht lieferbar, andere wiederum können nicht in den Mengen wie verschrieben geliefert werden. Das liegt zum einen an der derzeit hohen Nachfrage an Grippemitteln, zum anderen kommt es aber auch zu Lieferproblemen. Es herrscht oftmals ein Rätselraten, ob und wann die entsprechenden Medikamente überhaupt nachbestellt werden können.
Aktuell finden sich in der AGES-Liste der Meldungen zu Vertriebseinschränkungen von Arzneimitteln 514 Produkte. Im Vorjahr gab es bei 788 Arzneimitteln Vertriebseinschränkungen. 2020 waren sogar 1.096 Arzneimittel von Lieferproblemen betroffen. Die in der Liste aufgeführten Medikamente sind entweder überhaupt nicht oder nur eingeschränkt verfügbar.
Die Lieferengpässe sind ein globales Problem und regional nicht zu lösen. Gründe dafür sind oftmals die ausgelagerte Produktion – zum Beispiel aus Kostengründen nach China oder Indien – und die damit verbundenen langen Transportwege. Ein großes Problem sind auch die Zusammenschlüsse von Pharmaunternehmen. Oftmals stellt nur mehr ein Unternehmen die Arzneimittel her und das auch nur mehr an einem einzigen Ort. Fällt dort die Produktion aus, fehlt das entsprechende Arzneimittel auf dem gesamten Weltmarkt.
Ein weiterer Grund für Lieferengpässe ist der Parallelhandel: Produkte aus Ländern mit niedrigen Arzneimittelpreisen werden in Länder mit höheren Preisen exportiert. Durch die niedrigen Arzneimittelpreise in Österreich werden Länder mit höherem Preisniveau wie Deutschland und die Schweiz bei der Auslieferung bevorzugt. So kann es zu Lieferengpässen in Märkten mit niedrigeren Preisen kommen.
Wie schlimm es ist
Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, bestätigte in der Vorwoche im ORF, dass es derzeit ein Problem mit Lieferengpässen gäbe. Sie meinte aber, die Situation sei nicht schlimmer als in den vergangenen Jahren, wenn man die Anzahl an betroffenen Medikamenten betrachte.
»Zu 95 Prozent« könne man die Patienten gut versorgen, etwa mit Ausweichprodukten und alternativen Produkten, so Mursch-Edlmayr.
Apotheken sind gefordert
Apotheker Thomas Kunauer von Team Santé erzählt: »Gott sei Dank gibt es für die meisten derzeit nicht verfügbaren Medikamente entsprechende Alternativen. Nur bei den Antibiotika gibt es manchmal nichts gleichwertiges. Dann muss man sich gemeinsam mit dem Arzt die Umstellung auf ein anderes, aktuell verfügbares Medikament überlegen.«
Der Großteil der Kunden würde laut Kunauer Verständnis dafür zeigen, wenn ein Medikament nicht verfügbar ist oder auf eine Alternative umgestellt werden müsse. Für die Mitarbeiter in den Apotheken bedeutet die Situation aber eine ziemliche Mehrbelastung. Kunauer dazu: »Das Suchen nach einer Alternative bzw. die Rücksprache mit dem Arzt sind natürlich ein erheblicher Mehraufwand für unsere Angestellten. Aber bis jetzt haben wir es noch immer geschafft, ein entsprechendes Medikament zur Verfügung zu stellen.«
Auf Generika zurückgreifen
Die Apothekerkammer betont, dass in rund 95 Prozent der Fälle, ein passendes Generikum gefunden werden kann, das Arzneimittel anderswo beschafft werden oder die Zubereitung im eigenen Labor erfolgen kann. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten müssten die Apotheken jedoch bis zu zehn Stunden pro Woche zusätzlich arbeiten.
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