Reichenfels. Es war ein Novum in Kärnten: Erstmals wurden Gemeindebürger für ein geplantes Windpark-Projekt zur Urne gerufen. Von 8 bis 12 Uhr hatten die Reichenfelser Bürger am vergangenen Sonntag, 11. September, die Möglichkeit, an einer Bürgerbefragung teilzunehmen. Die Fragestellung lautete: »Soll die Marktgemeinde Reichenfels den Ausbau der Windenergie im Gemeindegebiet von Reichenfels im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten unterstützen?«

Insgesamt waren in der Marktgemeinde 1.484 Personen wahlberechtigt. 620 Stimmen wurden abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 41,78 Prozent entspricht. Davon waren 425 Stimmen (68,88 Prozent) für »Ja«, 192 Personen waren dagegen (31,12 Prozent), drei Stimmen waren ungültig.

»Ich bin glücklich über den Wahlausgang, da er auch für die Marktgemeinde sehr wichtig ist«
Manfred Führer, Bürgermeister

Ein unterschiedliches Abstimmungsverhalten zeigte sich in den beiden Wahlsprengeln »Reichenfels  Markt« bzw. »Sommerau / Weitenbach / St. Peter«. Im Wahlsprengel 1, »Reichenfels Markt«, waren 238 Personen (63,13 Prozent) dafür, 139 Bürger (36,87 Prozent) stimmten dagegen. Im Wahlsprengel 2, »Sommerau / Weitenbach / St. Peter«, waren anteilsmäßig deutlich mehr Gemeindebürger für die Unterstützung der Windkraft im Gemeindegebiet. Hier stimmten 187 Personen (77,92 Prozent) für »Ja«, 53 Personen (22,08 Prozent) dagegen.

»Ich bin glücklich über den Wahlausgang, da er auch für die Marktgemeinde sehr wichtig ist«, erklärte ÖVP-Bürgermeister Manfred Führer. Auch mit der Wahlbeteiligung zeigt er sich zufrieden: »Die Leute haben diskutiert und sind interessiert. Für eine Bürgerbefragung war die Beteiligung relativ hoch.« Ähnlich sah die Situation SPÖ-Vizebürgermeister Peter Pletz, dessen Fraktion, gemeinsam mit der FPÖ, den Antrag für die Bürgerbefragung in der Gemeinderatssitzung vom 2. Mai dieses Jahres eingebracht hat: »Wir wollten die Bevölkerung einbinden und ihnen die Möglichkeit geben, bei diesem Großprojekt mitzureden. Das ist uns gelungen. Ich hoffe, dass auch die Gegner das Ergebnis respektieren werden.«

»Ich hoffe, dass auch die Gegner das Ergebnis respektieren werden«
Peter Pletz, Vizebürgermeister

Die durchgeführte Bürgerbefragung in Reichenfels hat allerdings keinen Einfluss darauf, ob der geplante Windpark auf der Peterer Alpe gebaut wird oder nicht. Die Bürger hatten die Möglichkeit darüber zu entscheiden, ob die Marktgemeinde Reichenfels, die zukünftigen Betreiber, Kelag und »ImWind«, bei der Umsetzung unterstützt – und dafür finanziell entschädigt wird –, oder nicht. Eine genaue Summe, die die Marktgemeinde jährlich erhalten würde, ist nicht bekannt. Im Raum steht eine sechsstellige Summe.

Der Windpark auf der Peterer Alpe soll acht Windkraftanlagen umfassen und 2026 in Betrieb gehen. Die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung wurden bereits eingereicht. Diskussionen um die Errichtung gibt es schon seit Monaten. Nach zwei Info-Veranstaltungen von Kelag und »ImWind« hat die Bürgerinitiative für ein windradfreies Lavanttal kürzlich einen Info-Abend in Reichenfels abgehalten (wir berichteten).