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Wolfsberg. Zu einem Vortrag über Cannabis in der Medizin, der unter dem Titel »Cannabis – ein Hype, zurecht?« im Roten Kreuz Wolfsberg stattfand, lud die Barbara Apotheke Wolfsberg ein.
Unter der Organisation von Margit Fortunat und Thomas Kunauer wurde Primar Rudolf Likar, Vorstand der Abteilung Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt und am LKH Wolfsberg, eingeladen, um über die aktuelle Situation von Cannabis in der Medizin, Anwendungsbereiche sowie Vor- und Nachteile zu sprechen. Wie aktuell das Thema und das Interesse daran ist, lässt sich alleine an der Besucheranzahl messen. Rund 130 Anmeldungen gingen für den Vortrag ein.
Nach der Begrüßung wies Thomas Kunauer darauf hin, dass man sich aufgrund des wachsenden Interesses an Cannabis und den damit verbundenen Therapiemöglichkeiten entschieden habe, diesen Vortrag zu organisieren. Der Vortragende, Rudolf Likar, informierte die Besucher, dass Cannabis im Jahr 2018 zur Arzneiheilpflanze des Jahres gewählt wurde und man bereits seit 30 Jahren damit arbeite. »In Österreich darf der THC-Anteil von angebautem Cannabis maximal 0,3 Prozent betragen«, so Likar.
THC (Tetrahydrocannabinol) ist ein Wirkstoff von Cannabis, der für die Rauschzustände verantwortlich ist. Marihuana z. B. hat einen Anteil von sechs bis 20 Prozent. Der zweite wichtige, nicht berauschende Wirkstoff ist CBD (Cannabidiol). »Wichtig sind Kombinationen aus CBD und THC. Je nach Ansetzen werden Schmerzen gedämpft oder verstärkt. Jeder glaubt, dass mit THC alle geheilt werden. Doch ein Patient, der zum Beispiel unter Nervenschmerzen leidet, erhält zuerst andere Medikamente. Erst wenn diese nicht helfen, wird auf THC zurückgegriffen«, so Likars Expertise.
Bei einem Hirntumor liegt der Hochdosisbereich bei 600 Milligramm CBD. Die Therapiekosten belaufen sich laut Likar auf rund 1.000 Euro pro Monat.
»Studien belegen eine schmerzlindernde Wirkung von THC, aber es gibt auch Nebenwirkungen wie Sprachstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite und Beeinträchtigungen des Gedächtnisses«, zählt Likar die negativen Effekte auf. Deshalb findet die Therapie auch keine Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren.
Zu Cannabinoiden (künstlich hergestelltes CBD) gäbe es laut Likar zwar im Moment noch keine ausreichende Evidenz, dennoch ist »der Effekt der Schmerzlinderung sehr bedeutsam«.
Abschließend versicherte Likar den Anwesenden: »CBD hat ein hohes Potenzial für die Zukunft.«
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