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Wolfsberg. Es steckt jede Menge Hirnschmalz dahinter: Ein gewundener Radweg über die Lavant, eine Parkgarage am Rindermarkt samt Durchfahrtssperre und die Umwandlung des Weiherplatzes in einen »Shared Space« mit Hochbeeten und einer »Fahrrad-Küche«. 15 Studenten des Instituts für Städtebau der Technischen Universität Graz haben sich ein Semester lang im Rahmen ihres Masterstudiums dem Projekt »Wolfsberg revisited« gewidmet. Ziel war es, Strategien und Konzepte zur Belebung des öffentlichen Raums und des Zentrums von Wolfsberg zu entwickeln. Ihre Ergebnisse, die zuletzt in der »Stadtwerkstatt« am Hohen Platz und als Tafeln in den Schaufenstern dreier ausgewählter Leerstände zu sehen waren, gliederten sich in drei Schwerpunkte: »Das Fahrrad«, »Städtische Infrastruktur« und »Leerstände«.
Schwebend über der Lavant
Eine spektakuläre Idee der Studentinnen Helene Zikulnig und Nicole Kelz nannte sich »Going Green«. Der Entwurf beinhaltet den Bau eines Fußgänger- und Fahrradwegs, der die Obere und Untere Stadt miteinander verbindet – schwebend über der Lavant. Die Konstruktion, die aus Lavanttaler Holz gefertigt wäre, würde zwischen den Ufern hin- und herpendeln und von der Bayerhofen- bis zur Pestalozzistraße reichen. Zikulnig und Kelz dachten an alles. Sie schreiben: »Das Geländer besteht aus matt-goldenem Aluminium, das passend zum Betonsteinpflaster gewählt wurde.«
Anna Lindtner und Jana Holzmann sahen sich den Rindermarkt an. Ihr Resümee: »Es handelt sich um einen wichtigen Teil der Stadt, der zurzeit vernachlässigt wird« und von Parkflächen und Leerständen geprägt ist. Eine neue »Wohntypologie« soll das ändern. Zum einen wird eine Parkgarage errichtet, in die von der Alois-Huth-Straße eingefahren wird. Über den Rindermarkt darf danach nur noch Anrainerverkehr laufen, wodurch eine Spiel- und Wohnstraße entsteht. Die Anwohner, die bei Einkäufen im Stadtzentrum Ermäßigungen erhalten sollen, gründen einen Gartenverein, der für die Begrünung des Bereichs sorgt. Durch diese Maßnahmen wird der Rindermarkt zu einem Ausgangspunkt, »um das Wohnen zurück in die Stadt zu bringen«, schreiben die Autorinnen.
Ein »Shared Space« wie am Hohen Platz, wo alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind, schwebt den Studenten Sebastian Meisinger und Laurenz Neuhauser am Weiherplatz vor. Der sei jetzt »sehr autodominiert«, werde vorwiegend als Parkplatz genutzt, Fußgänger und Radler seien »zweitrangig«. Also soll der »Shared Space« die Lenker verlangsamen und vorsichtiger machen. Die Studenten wollen die hundert Jahre alten Bäume erhalten und mit über den Platz verteilten Hochbeeten ergänzen, deren Pflanzen zu verschiedenen Zeiten blühen. Der Gastgarten der Bäckerei »Vero« soll vom Rand ins Zentrum rücken und erhöht werden, um einen »spürbaren Unterschied zwischen normalem Platz und Café-Bereich zu schaffen«. Das Gebäude, das bis vor wenigen Wochen das Unternehmen »Müller« beherbergte, besitzt einen Veranstaltungsraum, der vermehrt genutzt werden soll. Außerdem sollen sich die »StadtmacherInnen« darin ansiedeln und sich die Räume mit einer »Bike Kitchen«, also einer Fahrradwerkstatt, teilen.
Eine Küche für die Öffentlichkeit
Die Studenten machten sich auch über die Leerstände in der Innenstadt Gedanken und zeigten auf, wie die Immobilien genutzt werden könnten. Für das Haus Johann-Offner-Straße 26 wird beispielsweise vorgeschlagen, es als Küche der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und den Innenhof als Gastraum zu nutzen. Zugleich sollen im Haus Lebensmittel, die der Handel nicht verkaufen konnte, gesammelt werden. Der angrenzende Bleiweiss-Parkplatz soll verkehrsbefreit und zur »Verweilzone« umgestaltet werden. Die Autos seien zum Minoriten- oder Getreideplatz umzuleiten.
Zu beachten ist (ehe ein Aufschrei losbricht): Die Studenten zeigten auf, was in Wolfsberg möglich wäre, ohne sich über die Besitzverhältnisse, die Umsetz- und Finanzierbarkeit Gedanken zu machen. Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz (SPÖ) sagt zum Projekt: »Visionen sind kein Zeichen von Krankheit, sondern können Grundlage für Zukünftiges sein. Mir war wichtig, dass diese Ideen von der Jugend gekommen sind. Man soll ihre Vorschläge als Richtschnur für die Zukunft sehen.«
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