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Frantschach-St. Gertraud plant neues Wohnprojekt, laut Budget sind die fetten Zeiten allerdings vorbei Ausgabe 52 | Dienstag, 23. Dezember 2025

In der Sitzung des Gemeinderats wurde der Kauf eines Spielplatzes beschlossen, neben dem ein Bauvorhaben umgesetzt werden soll. Voranschlag bringt ein Minus von rund 130.000 Euro bei der Eigenfinanzierungskraft, der dennoch einstimmig beschlossen wurde.

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Frantschach-St. Gertraud. Trotz eines Abgangs im Voranschlag 2026 wälzt Frantschach-St. Gertraud große Pläne: In der Weihnachtssitzung des Gemeinderats am 17. Dezember in der »Artbox« wurde der Kauf eines Spielplatzes beschlossen, mit dem ein Wohnbauprojekt einhergehen soll. Weiters befassten sich die Gemeinderäte mit einer breiten Palette an Themen, die von Eisenbahnkreuzungen bis zum Radmasterplan Unterkärnten reichten. Zu Beginn der Sitzung hätte über den Abbruch des Mondi-Festsaals gesprochen werden sollen, in dem bis zur Fertigstellung der »Artbox« der Gemeinderat tagte. Doch der Punkt wurde von der Tagesordnung abgesetzt, eine Erklärung dafür gab es nicht.

Danach sprach Bürgermeister Günther Vallant (SPÖ) über den sogenannten »Buchhäusl-Spielplatz«: Den hat die Gemeinde seit 1974 von der Familie Buchhäusl um zuletzt 2.600 Euro pro Jahr gepachtet und will ihn jetzt kaufen. Rund 117.000 Euro sind zu bezahlen, die Gesamtkosten belaufen sich auf 140.000 Euro. Finanziert wird der Erwerb mit einem inneren Darlehen, das Geld soll mit dem Verkauf eines Gewerbegrunds in Zellach wieder hereinkommen. Vallant merkte an, dass mit dem Kauf die Errichtung neuer Wohnungen verbunden ist. Der Gemeinderat beschloss die Übernahme des Spielplatzes einstimmig. 
Der Hintergrund: Während der Spielplatz neu gestaltet werden soll, ist geplant, auf dem angrenzenden Grundstück eine bestehende Wohnanlage zu revitalisieren. Das Gebäude soll entkernt und danach neue Wohnungen »eingebaut« werden. Allerdings: Das Vorhaben befindet sich erst im Anfangsstadium und muss noch geplant werden.

Diskussion um »Artbox«
Verlief die Sitzung bis dahin diskussionslos, gab es beim Budget 2026 der »Artbox« Gesprächsbedarf: Laut Gemeindevorstand Ernst Vallant (FSGA) muss Frantschach-St. Gertraud  im kommenden Jahr 30.000 Euro zum Veranstaltungszentrum zuschießen, weshalb er die Ablehnung seiner Fraktion ankündigte. Bürgermeister Vallant konterte, der nötige Zuschuss werde geringer. Die Gemeinde wolle Vereine, die die »Artbox« auch nutzen, finanziell nicht übermäßig belasten. Dazu belebe das Zentrum, dessen Veranstaltungen viele Besucher anziehe, den Ort, was Umwegrentabilität mit sich bringe. Das »Artbox«-Budget wurde gegen die FSGA beschlossen.

Über den Budgetvoranschlag 2026 der Gemeinde wurde länger diskutiert. Bei rund zehn Millionen Euro Ein- und Auszahlungen ergibt sich bei der operativen hoheitlichen Eigenfinanzierungskraft ein Minus von 129.200 Euro. Damit ist nun auch Frantschach-St. Gertraud eine Abgangsgemeinde.

»Wir sind nicht zahlungsunfähig, denn wir sind wirtschaftlich stark«
Günther Vallant, Bürgermeister

Der Bürgermeister betonte: »Selbst wenn wir alles streichen, erreichen wir die Null nicht.« Standen einst Bedarfszuweisungen in der Höhe bis 700.000 Euro zum Ausgeben zur Verfügung, seien diese Zeiten vorüber, die Umlagenbelastung steigt von 2025 auf 2026 um 77.000 Euro. »Wir sind nicht zahlungsunfähig, denn wir sind wirtschaftlich stark«, betonte Günther Vallant, es werde weiter investiert. Doch durch eine Insolvenz und der damit verbundenen Reduktion von gemeldeten Zeitarbeitern verliere die Gemeinde rund 200.000 Euro. Er plädierte für eine Reform der seit 40 Jahren nicht veränderten Grundsteuer und forderte eine »große Staatsreform«. Der Gemeindebund, dessen erster Präsident Vallant in Kärnten ist, habe dem Bund vorgeschlagen, die Gemeinden kommen künftig selbst für die Kinderbetreuung auf, während der Bund die Krankenanstalten alleine finanziert: »Das ist aber offenbar nicht gewollt«, so der Bürgermeister.

Gemeindevorstand Kurt Jöbstl (ÖVP) meinte, es sei bedenklich, »dass starke Gemeinden wie wir nicht mehr ausgeglichen bilanzieren können, andere nehmen, ohne uns zu fragen«. Das war für Ernst Vallant Anlass zu Kritik: »Das passt nicht zusammen, denn alle, die an der Situation schuld sind, sind eure Parteifreunde.« Die Gemeinden regen sich über das Land auf, das Land über den Bund, der über Länder und Gemeinden. »Für mich fällt das in die Kategorie ›für blöd verkaufen‹.« Er ersuchte SPÖ und ÖVP, mit den Parteifreunden zu sprechen, »damit etwas passiert«. Die Lage sei »besorgniserregend«, 2026 könnten nur mehr 65.000 Euro in Straßen investiert werden, »das ist ein Tropfen auf den heißen Stein«.

Nachdem der Bürgermeister auf den »Parteifreunde«-Sager reagiert und Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) für die Hilfe beim Bau des Rüsthauses der FF Frantschach-St. Gertraud sowie dem Land für die Unterstützung bei der Errichtung des neuen Kindergartens gedankt hatte, wurde der Voranschlag einstimmig beschlossen.

Ebenso verhielten sich die Mandatare bei der Neuregelung der Abfuhrordnung und der Anpassung der Müllgebühren: Gab es bisher nur 120-Liter-Tonnen, werden nun angesichts der geringer werdenden Mengen Tonnen mit 80 Litern eingeführt. Die entsprechenden Gebühren wurden festgelegt, es kam aber zu keiner Erhöhung der Tarife.

Teure Eisenbahnkreuzungen
Bei Punkt 13 ging es um einen großen finanziellen Brocken, den die Gemeinde nicht schlucken will: die technischen Sicherungen der Eisenbahnkreuzungen beim Holzplatz Mondi Frantschach sowie in der Buchwaldstraße. Hier kämen rund 750.000 Euro Kosten bis 2035 auf Frantschach-St. Gertraud zu, wie sich bei Verhandlungen mit den ÖBB zeigte. Da der übernächste Gemeinderat damit nicht belastet werden soll, wurde eine Beteiligung einstimmig abgelehnt. Für weitere Gespräche ist die Gemeinde aber offen.

Gefasst wurde auch der Grundsatzbeschluss für den Radmasterplan Unterkärnten. Er sieht den Ausbau der Limberger Aussichtsrundtour und den Lückenschluss des Radwegs im Twimberger Graben vor. Das ist allerdings Zukunftsmusik, die Umsetzung wird noch dauern.

Die Sitzung wurde mit den Weihnachtswünschen der Fraktionen und des Bürgermeisters geschlossen. Danach wartete auf die Mandatare ein Buffet.

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