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Versteigerung gescheitert: Zukunft des Gasthofs Streckerwirt in St. Marein ist weiterhin ungewissAusgabe 25 | Mittwoch, 18. Juni 2025

Auch der zweite Versteigerungsversuch des Gasthofs Streckerwirt samt Nebengebäuden am Wolfsberger Bezirksgericht scheiterte. Es wurde kein einziges Angebot abgegeben. Nun gibt es entweder einen weiteren Versteigerungsversuch oder einen Freihandverkauf.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Hilde und Johann Reichel wissen nicht, wie es mit der Versteigerung des Gasthofs mit dem Stall und den Nebengebäuden weitergehen wird. Der ersten beiden Versteigerungsversuche am Wolfsberger Bezirksgericht scheiterten. Nun könnte der Ausrufungspreis, derzeit liegt er bei 370.000 Euro, reduziert werden. UN

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St. Marein. Ursprünglich war geplant, den Gasthof Streckerwirt in St. Marein samt weitläufiger landwirtschaftlicher Anlagen und Nebengebäuden, verteilt über 4.000 Quadratmeter, Anfang Mai bei einer öffentlichen Versteigerung am Wolfsberger Bezirksgericht in die Hände eines neuen Eigentümers zu übergeben. Da aber der Ausrufungspreis von 265.000 Euro lediglich 50 Prozent des von einem Gutachter ermittelten Schätzwerts entsprach, wurde der Termin abgesagt und ein neuer Versteigerungstermin ausgemacht.

Mit einem erhöhten Ausrufungspreis von 370.000 Euro ging es dann zur nächsten Versteigerung, zu der am 11. Juni im Wolfsberger Bezirksgericht geladen wurde. Eine kleine Gruppe von Zuhörern – Wirt Johann Reichel war nicht darunter – fand sich zwar zu dem Termin ein, doch statt Geboten blieb es still im Gerichtssaal. Es war ein kurzes Schauspiel und so endete auch der zweite Versteigerungstermin im Stillstand. 

»Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Bei mir hat sich noch niemand gemeldet« 
Johann Reichel, Streckerwirt

»Es waren offenkundig Gerichtskiebitze und Vertraute von Kaufinteressenten im Gerichtssaal anwesend, die einen möglichen Preis ausloten wollten«, sagt Heimo Fresacher, Rechtsanwalt der betreibenden Partei. Nach dem gescheiterten Versuch gibt es zwei Möglichkeiten wie es weitergehen kann: ein neuer Versteigerungstermin oder ein Freihandverkauf. Wobei ein erneuter Versuch einer Auktion wohl nur dann Erfolg verspricht, wenn der Ausrufungspreis gesenkt wird. Und der darf nur so weit reduziert werden, dass damit sämtliche Gläubiger bedient werden können. Die zweite Möglichkeit ist ein Freihandverkauf. Fresacher erzählt, dass bereits Gespräche mit Interessenten für einen Freihandverkauf im Laufen sind. Zu Details darf sich der Anwalt aber nicht äußern. Bei einem Freihandverkauf könnte theoretisch auch ein Preis angesetzt werden, der unter den Schulden liegt. In diesem Fall müssten die Gläubiger versuchen, über andere Wege an ihr Geld zu kommen. 

Johann Reichel sagt: »Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Bei mir hat sich noch niemand gemeldet. Das liegt nun alles in den Händen von Rechtsanwalt Heimo Fresacher und dem Gericht. Derzeit kann ich nur abwarten.« Das Gasthaus bleibt damit weiterhin offen. Reichel hatte ja bereits vor der Versteigerung angekündigt, dass der Gastronomiebetrieb geöffnet bleibt bis alles geregelt ist.

Neue Bleibe gefunden

Als die Unterkärntner Nachrichten im Mai mit Reichel sprachen war er noch auf der Suche nach einem Haus, in das er und seine Frau Hilde nach dem Verkauf des Streckerwirt-Anwesens einziehen können. Mittlerweile haben die beiden eine Wohnung in St. Marein gefunden, sehr zur Freude von Hilde: »Ich wollte immer in St. Marein bleiben, denn hier kenne ich alle Leute und es ist alles so schön hier. Es freut mich, dass wir hier eine passende Wohnung finden konnten.«

»Es gibt Gespräche mit Interessenten für einen Freihandverkauf« 
Heimo Fresacher, Rechtsanwalt

Noch am 3. Juni hatte der Streckerwirt seine letzte Party gefeiert. Bei der Abschiedsparty, die gleichzeitig als Rückblick auf sieben Jahrzehnte voller Geschichte, Erinnerungen und gemeinsamer Erlebnisse diente, vereinten sich Stammgäste, Freunde und Nachbarn in einem Moment der Nostalgie. Hilde und Hansi Reichel, führen das über 100 Jahre alte Gasthaus seit 1983 in vierter Generation. Zu gesundheitlichen Problemen verschärften behördliche Auflagen, die Umbauarbeiten an Küche und WC-Anlagen notwendig machten, die Finanzlage. 

Dazu kamen finanzielle Rückgänge durch die Corona-Pandemie. 

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