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Von 30. August bis 2. September findet der diesjährige Bleiburger Wiesenmarkt statt. Sie sind seit 30 Jahren Marktmeister beim Wiesenmarkt. Wie sieht Ihre Bilanz über diese Zeit aus?
Es wird mein 30. Wiesenmarkt, obwohl aufgrund der Corona-Pandemie der Wiesenmarkt zwei Mal, in den Jahren 2020 und 2021, ausgefallen ist. Aber man kann die beiden Jahre durchaus dazuzählen, weil wir bis zuletzt versucht haben, die Veranstaltung durchzuführen. Das war logistisch die größte Herausforderung in den 30 Jahren meiner Tätigkeit als Marktleiter, aber leider musste der Markt aufgrund der gesetzlichen Grundlagen letztendlich abgesagt werden.
Abgesehen von den Absagen, wie sieht die Bilanz von 30 Jahren Wiesenmarkt aus?
Ich bin stolz und schaue demütig auf diese lange Zeit zurück. Es ist ein Privileg, dass man so ein großes Volksfest, das seit Jahrhunderten stattfindet, weiter beleben darf.
Bürgermeister Stefan Visotschnig ist seit 1991 Marktreferent. Der Bürgermeister und ich sind ein eingespieltes Team. Das ist der Idealfall, wenn Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen. Wir haben in diesen 30 Jahren den Wiesenmarkt an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. So wurde zum Beispiel das gesamte Gelände kanalisiert, eine entsprechende Strominfrastruktur aufgebaut, Außenzubringer errichtet.
Wir sind nun eines der größten Volksfeste Österreichs. Und wenn man das Feedback der Besucher, aber auch der Aussteller und Fieranten hört, gehören wir zu einem der freundlichsten und schönsten Wiesenmärkte im Land. Es ist alles sehr familiär und das macht auch ein bisschen den Zauber des Bleiburger Wiesenmarkts aus.
Wie steht die örtliche Bevölkerung zum Wiesenmarkt?
Die ganze Bevölkerung lebt den Wiesenmarkt mit. Es gibt keine Familie in Bleiburg, die nicht schon über Generationen am Wiesenmarkt als Besucher oder Aussteller dabei war.
Wie sind Sie zu der Funktion des Marktleiters gekommen?
Ich bin seit Jahrzehnten Musiker, Obmann der Kulturinitiative Bleiburg und Leiter des Werner Berg Museums. Ich habe von da her viel mit Organisation zu tun und das liegt mir auch. Und das wusste man anscheinend. Da mein Vorgänger als Marktleiter, Alois Opetnik, nach Globasnitz wechselte, ist man an mich herangetreten, mit der Bitte, die Funktion zu übernehmen.
Mussten Sie lange überlegen oder haben Sie gleich zugesagt?
Es war eine Aufgabe, die mich schon immer sehr interessiert hat und ich habe daher rasch zugesagt. Die ersten beiden Jahre war ich lediglich ein paar Monate für die Organisation des Wiesenmarkts verantwortlich. Mittlerweile bin ich Vollzeit bei der Gemeinde angestellt .
Wann beginnen die Vorbereitungsarbeiten für den Markt?
Das Motto ist: Nach dem Markt ist vor dem Markt. Es gibt sogar jetzt schon Pläne für das nächste Jahr, auch in Zusammenarbeit mit einigen Schaustellern. Das ist auch sehr wichtig, weil man muss sich auch an gesetzliche Bestimmungen anpassen. Man muss auch die finanziellen Mittel aufstellen. Viele Leute glauben, die Gemeinde verdient sich mit dem Abhalten des Wiesenmarkts eine goldene Nase. Aber das ist nicht so, die Gemeinde zahlt dazu. Das wird die große Herausforderung auch für die kommenden Jahre, zusätzliche Fördergeber zu finden, die Veranstaltung zu finanzieren. Es ist ja ein Event, das nicht nur Bleiburg zugute kommt, sondern der gesamten Region.
Gibt es heuer Neuerungen gegenüber den vergangenen Jahren?
Es gibt immer Neuerungen. Alleine im Vergnügungspark gibt es drei neue Großgeschäfte. Es gibt immer wieder Änderungen bei den Ausstellern. Aber man muss sagen, man muss den Wiesenmarkt nicht neu erfinden. Das wäre auch ein großer Fehler. Man muss natürlich mit der Zeit gehen und Adaptionen vornehmen, aber der besondere Zauber des Wiesenmarkts im Kern muss erhalten bleiben.
Wie hat sich der Wiesenmarkt in den vergangenen 30 Jahren verändert?
Der Vergnügungspark hat sich stark verändert. Es gibt dort zwar nach wie vor Klassiker wie Autodrom, Tagada, Breakdance, Kettenkarussell usw., aber natürlich Großgeräte, die erst in den vergangenen Jahrzehnten hinzugekommen. Im kulinarischen Bereich hat sich das Angebot natürlich auch an die Zeit angepasst, aber auch in den Dimensionen. Alleine das Festzelt der Familie Stefitz hat eine Dimension, das es vor Jahren noch nicht gegeben hat.
Natürlich muss auch die Musik mit der Zeit gehen. Es ist ja eine unglaubliche Vielfalt von Musikrichtungen am Wiesenmarkt zu finden. Von Chorgesang über Oberkrainer-Partien bis hin zu Schlager, Party- und Rockbands sowie DJs ist alles vorhanden.
Während der Wiesenmarktzeit sind wir sicher die größte Partymeile Kärntens, wo es abgeht wie auf Ibiza.
Sie haben zahlreiche Ämter, Funktionen und Aufgaben. Daneben sind Sie auch noch leidenschaftlicher Musiker. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Weil ich all diese Funktionen und Aufgaben mit der selben Begeisterung mache.
Sie kamen als Musiker mit verschiedenen Formationen viel herum. Stehen Sie noch immer auf der Bühne?
Seit 1994 spiele ich bei den »Bluesbreakers«, mit denen ich die Ehre hatte auf der ganzen Welt zu konzertieren. Davor habe ich schon bei »Die Buben«, mit denen ich nach wie vor bei Veranstaltungen bin, gespielt. Jetzt spiele ich auch noch im Duo mit Janez Gregorič.
Sie sind auch Leiter des Werner Berg Museums. Wie kamen Sie dazu?
Ich habe unter anderem Kunstgeschichte studiert und als ich bei der Gemeinde Bleiburg als Marktleiter begonnen habe, ist man an mich herangetreten, die Leitung des Museums zu übernehmen. Ich leite das Museum im Duo mit Harald Scheicher, dem Enkel von Werner Berg.
Sie haben im Jahr 1983 die Kulturinitiative Bleiburg als Obmann gegründet und stehen dem Verein seither vor. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen?
Da gibt es unzählige Veranstaltungen, Bekanntschaften und Momente, an die man sich gerne erinnert. Das Schönste für mich ist die Gemeinschaft, die wir erleben dürfen und die Begeisterung von uns, wenn wir irgendwo dabei sind, wie zum Beispiel beim Faschingskabarett, das wir jedes Jahr spielen. Der Zusammenhalt untereinander ist einfach schön. Die jüngsten Akteure sind 18 Jahre alt, die ältesten 80. Es ist unglaublich, wie generationenübergreifend diese Kulturinitiative ist.
Im Vorjahr wurden Sie mit dem Landeskulturpreis ausgezeichnet. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Die Auszeichnung kam für mich völlig überraschend und ich hatte nicht damit gerechnet. Vor allem wenn ich sehe, dass Persönlichkeiten wie zum Beispiel Josef Winkler (Anm.: Schriftsteller) den Preis erst nach mir erhalten haben. Unter den Preisträgern sind Personen dabei, zu denen ich aufschaue und das erfüllt mich mit Stolz, aber natürlich auch mit sehr viel Demut.
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