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Sie wurden in der Vorwoche von Abtpräses Johannes Perkmann zum Interimsleiter des Stifts in St. Paul ernannt. Kam das für Sie überraschend?
Es gab natürlich schon eine Überlegungsphase, die mir angeboten wurde. In der konnte ich mir überlegen, ob ich bereit bin, das Amt anzunehmen. Ich dachte mir, wenn ich hilfreich sein kann, das Stift in St. Paul für eineinhalb Jahre zu führen, dann werde ich die Funktion gerne annehmen.
Sie wurden in diese Funktion bestellt, Ihr Vorgänger Pater Marian Kollmann wurde gewählt. Warum diese unterschiedliche Vorgehensweise?
Ich bin im Stift St. Paul nicht als Abt eingesetzt, sondern als Administrator für einen gewissen Zeitraum. Ich wurde vom Abtpräsens bis Ende 2025 interimistisch zum Administrator für das Stift bestellt.
Wie vertraut sind Sie mit dem Benediktinerstift in St. Paul?
Einen direkten Besuch seit der Ernennung gab es noch nicht. Nach dem 17. Mai werde ich St. Paul besuchen. Es ist ja auch wichtig, mit den Betriebsverantwortlichen der Einrichtungen, die das Stift betreibt, ein gutes Einvernehmen zu haben. Also mit dem Wirtschaftsdirektor Bernhart Binder, der Direktorin des Stiftsgymnasiums Ines Leschirnig-Reichel und mit den ganzen Einrichtungen, die das Kloster St. Paul zu bieten hat.
Mit dem Kloster selbst bin ich natürlich noch nicht so vertraut, aber es gibt eine langjährige Verbindung zwischen dem Benediktinerstift St. Paul und dem Stift in Admont mit einem jährlichen, wechselseitigen Besuch.
Ich kenne das Benediktinerstift also und werde es nun natürlich besser kennenlernen durch die zukünftigen mehrmaligen Besuche pro Monat.
Das heißt, Sie werden auch künftig in Admont leben?
Mein Lebensmittelpunkt bleibt weiterhin im Stift Admont. Wir haben heuer unser 950-jähriges Bestehen. Für das Jubiläum sind viele Termine wahrzunehmen. Aber ich werde natürlich auch immer wieder in Abwechslung mit meinem Pater Prior Maximilian Schiefermüller das Stift St. Paul besuchen und in Kontakt mit den Mitbrüdern und den Einrichtungen in St. Paul bleiben. Aber mit den heutigen Medien ist das ja kein großes Problem.
»Das interimistisch sage ich immer dazu, damit sich niemand wundert, wenn ich 2026 weg bin«
Gerhard Hafner, Abt Stift Admont
Sie sind Abt des Stifts Admont und nun auch interimistischer Leiters des Stifts St. Paul. Wie sind diese beiden Funktionen zu bewältigen?
Das interimistisch sage ich immer sehr gerne dazu, damit sich niemand wundert, wenn ich 2026 weg bin. Bis dahin sind es eineinhalb Jahre. In dieser Zeit werden der Pater Prior und ich den Brüdern in St. Paul zur Seite stehen, damit das Stift in eine gute Zukunft geht.
Wie die Aufgaben zu bewältigen sind, kann ich nach den eineinhalb Jahren sagen. Da werde ich sehen, wie gut es mir gelungen ist. Aber ich bin ein Mensch, der seine Zeit und Aufgaben gut einteilen kann. Bislang ist das immer gelungen, und ich bin davon überzeugt, dass es keine große Schwierigkeit sein wird. Und aufgrund der modernen Medien ist es ja sehr leicht, Kontakt mit den St. Pauler Mitbrüdern aufzunehmen, wenn irgendwelche Fragestellungen auftauchen.
Im Benediktinerstift St. Paul gibt es nur noch vier Mönche. Wie möchten Sie entsprechenden Nachwuchs finden, um den Fortbestand des Stifts zu sichern?
Es ist wichtig, dass sich das Kloster auf die geistigen Wurzeln besinnt, und dazu gehören die Tischgemeinschaft und das Gebet im Kloster. Ein Haus muss von innen leben. Es liegt aber nicht unbedingt nur in der Hand eines Hauses, oftmals ist es ein Geschenk, wenn sich junge Menschen einem Kloster anschließen. Die Mitbrüder in St. Paul sind erfahrene und gute Seelsorger. Das ist ein guter Grundstock, auf dem man weiter aufbauen kann.
Man muss auch sagen, dass es im Leben eines Klosters immer ein Auf und Ab gibt. Beim Nachwuchs, um den wir alle bitten und ringen, lässt sich leider kein Rezept aus dem Ärmel schütteln.
Die Ordensbrüder des Stifts St. Paul betreuen vier Pfarren und stellen Seelsorger für diözesane Pfarren und Seelsorgestellen. Ist das mit vier Mönchen überhaupt noch möglich?
Eine Vergrößerung von Seelsorgeräumen, wie es in der Diözese Graz/Seckau gemacht wurde, wäre sicher ein guter Ansatz. Dazu wird es ein Gespräch mit der Diözese Gurk/Klagenfurt geben, wie eine passende pfarrliche Seelsorge im Raum um St. Paul weitergehen kann. Es wird sicher einer guten Lösung zugeführt werden, wie zum Beispiel durch Pfarrverbände.
Wie werden im Kloster wichtige Entscheidungen getroffen?
Das ist unterschiedlich. Wichtige Entscheidungen werden nie von einem Leiter oder Administrator alleine getroffen, sondern in Gemeinschaft. Da gibt es Beratungsgremien, aber letztlich gibt es natürlich immer einen Verantwortlichen, der die Entscheidung zu treffen hat. Es gibt auch einen Wirtschaftsdirektor, dessen Meinungen bei wirtschaftlichen Entscheidungen einfließen. Und größere Entscheidungen während der Interimstätigkeit liegen beim Abtpräsens und dem Präsidium.
Kann man eigentlich auch ohne Theologiestudium ein Ordensbruder werden?
Man kann ohne ein Theologie-Studium in einen Benediktinerorden eintreten. Man sollte aber die Matura oder eine berufliche Ausbildung mitbringen. Das ist auch für den Kandidaten eine Absicherung. Denn wenn er bei dem Prozess des Mönchwerdens dann doch merkt, dass es doch nicht sein Weg ist, dann ist es dadurch natürlich leichter möglich, in das alte Leben zurückzukehren.
Im Gespräch mit dem Konvent und dem Abt wird schließlich alles abgeklärt, und man kann in das Noviziat einsteigen und dann auch, wenn es passt, in seinem früheren Beruf im Kloster mithelfen und arbeiten. Man muss also nicht unbedingt Priester werden, um in einen Orden einzutreten. Bei vielen Klöstern in Österreich ist es allerdings so, wenn man die Matura hat, dass einem geraten wird, in ein Theologie-Studium einzusteigen.
Wie war Ihr Weg ins geistliche Leben? War es bereits in Ihrer Kindheit klar, dass Sie ins Kloster gehen?
Bei mir war es so, dass ich ab der Firmung in Trieben bei meinem damaligen Pfarrer mitgearbeitet habe. Für mich war rasch klar, dass es mein Lebensweg ist, Priester zu werden. Daher bin ich gleich nach der Matura ins Priesterseminar in Graz eingetreten. Den Benediktinern bin ich beigetreten, da ich aus einer geistlichen Gemeinschaft heraus Priester sein und auch in einer Pfarre tätig sein wollte. Daher bin ich 1994 ins Stift Admont eingetreten.
Warum haben Sie sich für den Orden des Heiligen Benedikt entschieden?
Es gibt eine große Vielfalt mit unterschiedlichen Berufungsmöglichkeiten. Für mich war natürlich auch die geografische Nähe des Stifts Admont sehr wichtig für die Entscheidung. Wichtig war für mich auch, in einer Gemeinschaft mit dem Geist der Benediktiner »Ora et labora et lege« (Anm.: bete, arbeite, lese) zu sein. Sehr wichtig war für mich aber auch, dass man bei den Benediktiner neben dem Kloster noch zahlreiche weitere Möglichkeiten hat, um für die Menschen da zu sein, zum Beispiel in der Seelsorge.
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