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Wolfsberg. »Filou« nimmt im Freibereich des Tierheims artig Aufstellung für das Foto. Lange hält er aber nicht aus: Er dreht sich um, reckt seine Vorderpfoten und zeigt Florian Schlagholz seine Zuneigung. »Du bist ein ganz ein Braver«, sagt der Leiter des Wolfsberger Tierheims und tätschelt den Hund.
Schlagholz ist nicht nur Leiter der Einrichtung, er ist auch für die Betreuung der Hunde zuständig. Als Chef musste er am 1. Juni eine schwere Entscheidung treffen und einen Aufnahmestopp verhängen (wir berichteten). Denn das Tierheim, ausgelegt auf die Unterbringung von 15 Hunden und 40 Katzen, ist voll bis unters Dach. In allen verfügbaren Zimmern sind sie untergebracht, sogar im Sozialraum der Mitarbeiter. »Wir betreuen derzeit 60 Katzen, 20 Hunde und zehn Kaninchen«, sagt Schlagholz, »unsere Mitarbeiter sind körperlich und psychisch an der Grenze angelangt.«
»Wie lange der Aufnahmestopp noch dauern wird, ist derzeit nicht absehbar«
Florian Schlagholz, Leiter des Tierheims Wolfsberg
Die psychische Belastung rührt auch von der Reaktion der Menschen her, wenn sie hören, dass keine Tiere angenommen werden. »Sie sagen zu uns: ›Wozu seid ihr denn da?‹ oder ›Ihr tut eh nichts anderes als mit den Hunden spazieren zu gehen und sie zu streicheln‹. Es gibt aber auch Leute, die uns mit wüsten Ausdrücken beschimpfen«, erzählt Schlagholz, der privat vier Katzen betreut, die im Heim keinen Platz mehr gefunden haben.
Die Arbeit im Tierheim
Tatsächlich ist die Arbeit der acht Beschäftigten, von denen sechs in Vollzeit tätig sind, keineswegs ein Zuckerlecken: Am Vormittag werden die Unterkünfte aller Tiere gesäubert, was bei 90 Stück keine Kleinigkeit ist. Mittags werden sie abermals gefüttert, nachmittags müssen alle Näpfe gereinigt werden. Die Hunde sind abwechselnd in die Auslaufzonen zu bringen, dazwischen muss das Futter, beispielsweise von der Firma Wech gespendete Hühner, vorbereitet werden. 15 kranke Katzen im Quarantänebereich erhalten Medikamente, neue Verbände, werden mit Salben eingerieben. Dazu kommen laufend Anrufe, nach denen Tieren in Not geholfen werden muss. Schlagholz: »Wenn wir unterwegs sind, bleibt die Arbeit hier liegen und muss später gemacht werden. Wenn bei uns nur ein Mitarbeiter ausfällt, wird es bereits schwierig. Zum Glück haben wir ehrenamtliche Helfer, die immer für die Tiere da sind und uns Mitarbeiter unterstützen.«
Seit 1. Juni ist übrigens keine Besserung eingetreten, der Aufnahmestopp gilt weiterhin. Wie lange noch? »Das ist derzeit nicht absehbar«, sagt der Tierheimleiter, denn kaum ist ein Platz frei geworden, muss schon wieder ein neuer Pflegling betreut werden: »Heute haben wir wieder eine kleine Katze in schlechtem Zustand aufgenommen.« Mager und mit schrecklich entzündeten Augen sitzt das Tierchen in einem abgedunkelten Katzenkorb und miaut ...
Wie lässt sich das Problem lösen? Schlagholz: »Wir appellieren an die Menschen, dass sie Eigeninitiative zeigen. Das Hauptproblem sind Katzen. Wenn jemand ein Tier findet, soll er sich telefonisch bei uns melden. Wir geben Hinweise, was zu tun ist. Ist es verletzt, muss es zu einem Tierarzt gebracht werden. Dann sollen die Leute das Tier daheim pflegen, bis wir dafür einen Platz haben. Meist geht es um eine bis zwei Wochen.«
In dieser Zeit unterstützt das Heim die Pflegenden auch mit Futter, Katzenstreu und -toilette sowie bei den Tierarztkosten. Kann das Tier schließlich aufgenommen werden, holen es die Mitarbeiter bei Bedarf auch ab. »Wenn die Finder den Vierbeiner eine Zeit lang bei sich behalten, helfen sie uns damit enorm«, sagt Schlagholz.
Hilfsbereitschaft ist groß
Und auch wenn manche auf das Tierheim wegen des Aufnahmestopps fluchen – laut dem Leiter ist die Bereitschaft zu helfen in der Bevölkerung sehr groß: »Wir brauchen immer Futter- und Sachspenden wie Handtücher, Decken oder Bettwäsche, wir sind darauf angewiesen. Wenn wir einen Aufruf starten, werden wir immer unterstützt. Dafür danke ich den Menschen.«
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