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LAVANTTAL. »C‘est la vie!« lautete treffenderweise der Titel des letzten Kinofilms, der im Kino Schüßler gezeigt wurde. Als das Kino am Rossmarkt Ende 2009 zusperrte, hatte Wolfsberg kein Lichtspieltheater mehr. Das war nicht nur für Wolfsberg, sondern auch für die österreichische Kinolandschaft ein Verlust. Schließlich war das Schüßler-Kino, das 1908 als Wanderkino gegründet worden war und ab 1911 einen festen Spielort hatte, eines der ältesten Kinos in ganz Österreich.
Vom Kino in jeder Gemeinde...
Dabei sah die Kinowelt im Lavanttal zunächst ganz anders aus. In vielen Gemeinden gab es ein eigenes Lichtspieltheater, zum Beispiel in Bad St. Leonhard, Maria Rojach, St. Stefan, St. Paul, St. Andrä, Frantschach oder Reichenfels. In der Stadt Wolfsberg konnte zeitweise sogar zwischen zwei Kinos gewählt werden: Neben dem Schüßler-Kino gab es auch das Stadtkino in der Johann-Offner-Straße. Das Stadtkino schloss jedoch schon 24 Jahre vor dem Schüßler-Kino und öffnete am 31. Oktober 1985 unter Pächter Ernst von Grebmer zum letzten Mal. Der letzte gespielte Film laut dem damaligen Kinoprogramm in der Unterkärntner Nachrichten Ausgabe war am 31. Oktober: »Monty Python‘s – Das Leben des Brian«.
... zum Kino im Museum
Grund für das Ende der Kinos im Bezirk: Der Besucherrückgang und fehlende Finanzierungsmöglichkeiten. Ans Kino erinnert seitdem das Museum im Lavanthaus, das sich in einem eigenen Bereich der Kinogeschichte Wolfsbergs widmet. Kinoplakate, Fotografien und auch der Entwurf des Programms für die erste Kinovorführung von Gottfried Schüßler aus dem Jahr 1911 finden sich dort.
Cine-Club
Um ins Kino zu gehen muss man seit 2009 also eine Fahrt nach Klagenfurt oder über die steirische Grenze – nach Fohnsdorf oder Graz – in Kauf nehmen. Das ist jeweils eine gute Dreiviertelstunde Fahrtzeit. Aber fehlt ein Kino in Zeiten von Netflix & Co überhaupt noch? Anscheinend schon. Zumindest ist die Nachfrage nach Kinofilmen da. »2014 wurde deshalb von uns der Cine-Club Wolfsberg gegründet«, erzählt die Professorin Hildegard Gritsch, die den Filmclub gemeinsam mit ihrer Kollegin Marion Ertl-Kronlechner initiierte. Im Kinoraum des Museums zeigten sie einmal im Monat einen Film. Aufgrund der Größe des »Kinosaales« – 17 Personen finden Platz – wurden zwei Vorführungen hintereinander angeboten.
EU-Filmprojekt
In Gmünd wurde Gritsch auf das von der Schauspielerin Mercedes Echerer initiierte Projekt »EU-XXL Die Reihe. Wanderkino im 21. Jahrhundert aufmerksam«. Dieses verleiht europäische Filme. »Das war für uns die Möglichkeit, etwas Größeres in Wolfsberg auf die Beine zu stellen«, meint Gritsch. Gemeinsam mit Ertl-Kronlechner holte sie das EU-Projekt in die Stadt. Damit ist Wolfsberg nach Gmünd der einzige Ort in Kärnten, in dem die Filme des Wanderkinos gezeigt werden. Im Herbst 2017 startete die Veranstaltungsreihe, die bis zum Frühjahr lief. Im Rathausfestsaal Wolfsberg hieß es »Film ab!« Gezeigt wurden Filme wie der französische Spielfilm »Unterwegs mit Jacqueline«. Da die Vorführungen gut besucht wurden, wird das Projekt diesen Herbst von der Stadtgemeinde fortgesetzt. »Frau Ertl und ich haben aber weiterhin die Filmauswahl über«, so Gritsch, die sich über die Fortführung freut. Auch die Veranstaltungsreihe »Kino im KUSS« ist immer gut besucht. Und im Winterprogramm der StadtMacher (ab Dezember) wird es einen Kino-Schwerpunkt geben. In der StadtMacher-Zentrale werden mehrere Filmabende stattfinden. Angebote für Kinoflair ohne Kino gibt es also in Wolfsberg zur Genüge. Aber ob das den Wunsch nach einem tatsächlichen Kino befriedigen kann? Immer wieder gibt es Gerüchte um einen möglichen neuen Kino-Standort. Zuletzt wurde dafür Kirchbichl ins Gespräch gebracht, wo ein neuer Stadtteil entstehen soll.
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