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Museumsleiter Christian Bachhiesl: »Ein Museum wie das im Lavanthaus muss man erst finden«Ausgabe 11 | Mittwoch, 15. März 2023

Der neue Leiter des Museums im Lavanthaus, Christian Bachhiesl (52), spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über das Museum in der Bezirkshauptstadt und Pläne für die Zukunft, sein Interesse für Kriminologie und die Gründe für die Wahl seiner Studienfächer.

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Warum haben Sie sich für die Stelle des Leiters des Museums im Lavanthaus beworben?
Ich hatte meinen Job im Kriminalmuseum in Graz sehr gerne, aber da wir, das heißt meine Familie, ein Haus in St. Margarethen haben, war klar, dass wir irgendwann ins Lavanttal ziehen möchten. Auch weil die Kinder hier zur Schule gehen wollten. Ich musste die vergangenen Monate zwischen Wolfsberg und Graz pendeln, und das war nicht optimal. Und da habe ich mich umgeschaut und die Stelle in Wolfsberg entdeckt. Da dachte ich mir, das passt sehr gut. Ich habe 20 Jahre lang das Kriminalmuseum geleitet, das war zwar sehr schön, aber irgendwann war es ausgereizt und es war an der Zeit, mit Mord und Totschlag aufzuhören.

Was hat Sie am Museum im Lavanthaus besonders gereizt?
De Vielfalt und die Möglichkeit, in ein Museum einzusteigen, das eine ganze Region repräsentiert – und das nicht nur historisch. Es sind ja auch die Bereiche Naturgeschichte, Geologie, Wirtschaft, Gesellschaftsentwicklung und vieles mehr ausgestellt und dokumentiert.

Sie haben in einem Interview einmal gesagt, dass die Leitung des Kriminalmuseums in Graz Ihr Traumjob sei. Ob Sie diesen lebenslang machen wollen, wussten Sie aber nicht. Ist die Leitung des Museums im Lavanthaus nun Ihr Traumjob?
Es ist schon ein Traumjob. Man hat kaum einmal die Möglichkeit, ein Museum in dieser Form zu betreiben. Das ist schon eine tolle Sache, dass sich Wolfsberg so ein Museum leistet. Es ist eine große Freude, hier zu sein, und ich komme langsam in viele neue Gebiete hinein, das ist schon sehr spannend.

Wie würden Sie das Museum im Lavanthaus beschreiben?
Es ist in vielerlei Hinsicht ein Spitzenmuseum. Wenn man sich die Gestaltung und Präsentation anschaut, dann ist das eine sehr gelungene Sache. Es ist thematisch wunderbar gegliedert, es ist kein klassisches Museum, das nur Objekte in Vitrinen hat. Es ist auch ausgestattet mit interaktiven und digitalen Stationen. So ein Museum, das thematisch so vielfältig und so schön präsentiert ist, muss man erst einmal finden. Die lokale Ebene wird schön vorgestellt in Zusammenarbeit mit regional tätigen Spezialisten. Es gibt aber auch einen Anschluss an die universitäre Forschung, wie zum Beispiel die »Lagerstadt Wolfsberg«. Und es sind auch Objekte im Museum zu finden, die ins Mittelalter führen.

Gibt es etwas, dass Sie gerne ändern möchten?
Die Konzeption ist großartig, da darf man nicht zu viel eingreifen. Ausbaufähig ist es natürlich, und das wollen wir auch tun. Daniel Strassnig ist ein sehr kompetenter Mitarbeiter. Wir möchten künftig auch die Geschichte der Kriminalität im Lavanttal ein wenig einbringen. Es wird natürlich ein wenig dauern, das geht nicht von heute auf morgen.

Ausbaufähig ist auch der Bereich Kunst und Kultur. Es gibt  eine sehr lebendige Szene im Lavanttal. Es soll kein Museum für moderne Kunst werden. Aber wenn man in die jüngere Vergangenheit schaut, findet man Leute, die sehr aktiv waren, deren Handeln aber nicht sehr gut dokumentiert ist.
Es soll natürlich auch wie bisher immer wieder Sonderausstellungen geben. Die waren immer qualitativ hochwertig, wie zum Beispiel die laufende Ausstellung »Schicksalswende« zum Camp 373.

Gibt es bezüglich Sonderausstellungen schon Pläne?
Da sind wir bei der  Planung. Jetzt läuft das Camp weiter. Angedacht ist es, Ende des Jahres eine Ausstellung zu machen, die alte Postkarten thematisiert und die von der Universität Klagenfurt kommt.    

Woher kommt Ihr Interesse für Kriminologie?
Ich habe ja Rechtswissenschaften und Geschichte studiert und bin mehr oder weniger zufällig in die Kriminologie als Schnittmenge dieser beiden Fachbereiche hineingeschlittert. Der Dekan der Universität Graz hat mir angeboten, beim Neuaufbau des Kriminalmuseums mitzuarbeiten. So begann ich dort zu forschen. Und so ist das Interesse an der Thematik gewachsen. Besonders interessiert haben mich die Fragen, wie findet man die Wahrheit, was ist wirklich passiert? Das ist eine sehr komplexe Materie. Das Zweite war die sozialhistorische Komponente. Was fördert Kriminalität? Was kann man tun, um Bedingungen zu schaffen, damit Kriminalität nicht entsteht? Was gibt es für Subkulturen? Das sind hochspannende Geschichten.

Sie haben zunächst Rechtswissenschaften studiert und danach erst Geschichte. Warum haben Sie ein Jusstudium abgeschlossen?
Mein großes Interesse war immer die Geschichte. Aber ich wusste, dass man als Historiker nicht so begehrt ist und habe mich daher zunächst für Jus entschieden. Die Chancen, mit einem Geschichtsstudium einen Job zu bekommen, waren nicht so groß, und ich habe vernunftmäßig gehandelt. Ich habe aber rasch gemerkt, dass es mich nicht erfüllt, wollte das Studium aber trotzdem abschließen. Dass ich dann Geschichte beginne, war kein echter Plan. Nach dem Gerichtsjahr in Graz hatte ich keinen Job und ich dachte mir, ich inskribiere Geschichte, damit ich etwas Erfüllendes tue. Dann bekam ich eine Arbeit an der rechtswissenschaftlichen Fakultät  als Assistent für Rechtsgeschichte. Das war die ideale Kombination für mich.  

Sie haben vier Titel, zwei Magister, zwei Doktortitel. Welche Fächer haben Sie studiert?
Na ja, das ist so eine Kumulierung. Ich habe nach dem Magistertitel die Dissertation geschrieben und den Doktortitel gemacht. Ich habe Jus, Geschichte und Alte Geschichte studiert. Was ich 2011 noch gemacht habe, war die Habilitation in Wissenschaftsgeschichte, damit ich auf der Uni unterrichten darf. Dadurch kann ich Lehrveranstaltungen abhalten, was ich immer noch mache, aktuell bei den Juristen in Graz. Und ich kann auch Diplomarbeiten betreuen. Das möchte ich auch weiterhin tun, weil mir die Arbeit mit den Studenten große Freude macht.

Sie haben das Lavanttal sehr früh verlassen. Wie wurde der Kontakt ins Lavanttal aufrechterhalten?
Ich habe die ersten Jahre in Jakling gewohnt und bin danach mit meiner Familie weitergezogen. Wir waren in Wels und eine Zeit lang in Friesach. Die Volksschule machte ich schließlich in Klein St. Paul.

Aber es waren alle Verwandten im Lavanttal, und da hatten wir regelmäßig Kontakt. Ich war in den Ferien immer im Lavanttal. Und das hat sich später noch weiter intensiviert, als ich meine Frau Sonja Maria kennenlernte, die auch aus dem Lavanttal kommt.

Wie ist es eigentlich, nach so langer Zeit von einer Stadt wie Graz in eine ländliche Region wie das Lavanttal zu ziehen? Wie geht es Ihnen nun?
Graz ist jetzt nicht unbedingt eine Großstadt. Es hat schon auch etwas Familiäres an sich und ist von den Städten sicher eine der liebenswerteren. Das Leben im ländlichen Bereich wie im Lavanttal ist aber schon sehr qualitätsvoll. Eine gute Infrastruktur ist vorhanden, aber es ist alles viel ruhiger. Ich war zwar gerne in Graz, bin im Herzen aber immer Kärntner geblieben.

Und wenn man wirklich einmal etwas braucht oder machen will, das es im Lavanttal nicht gibt – eine Oper anschauen zum Beispiel oder man braucht ein Spezialkino – dann fahr ich halt nach Graz.

Außerdem: Wenn wirklich der Blackout kommt, dann bin ich sehr froh darüber, hier zu sein und nicht in einer Stadt wie Graz, wo dann alles sehr eng wird. Das hat man ja bei den Lockdowns gesehen. Außerdem hat es mich, je älter ich wurde, immer stärker  ins Lavanttal gezogen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Als junger Historiker war es für mich immer ein Leben, es gab keine Trennung zwischen Berufsleben und Freizeit. Jetzt schaue ich schon, dass ich Freiräume habe und Zeit mit meiner Familie verbringen kann.

Meine persönlichen Interessen  sind die Bücher, ich lese viel, von Belletristik über Romane bis hin zu Zeitschriften. Ich höre auch gerne Musik, von  mittelalterlicher Musik bis zur Klassik, aber auch moderne Musik. Ich habe mir jüngst einen Plattenspieler gekauft und setze mich am Abend gerne hin und höre eine Stunde bewusst Musik. In letzter Zeit bin ich auch immer mehr zur Theologie gekommen. Wenn mir alles zu viel wird, dann nehme ich mir die Zeit, gehe einfach in eine Kirche oder höre eine Messe. Eishockey gefällt mir auch sehr gut. Jetzt sind ja gerade die Play-Offs, da halte ich zum KAC, auch wenn es gegen den VSV geht.

// Zur Person
Christian Bachhiesl wurde 1971 in Graz geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er im Lavanttal, 1989 maturierte er am Bundesgymnasium St. Veit. Danach studierte er Rechtswissenschaften in Graz, nach der Gerichtspraxis begann er 1996 mit dem Studium der Geschichte, Alten Geschichte und Altertumskunde. Von 2002 bis 2004 baute er das  Hans-Gross-Kriminalmuseum in Graz auf. Ab 2009 war er Assistent der Leitung des Kriminalmuseums und ab November 2011 Kurator des Museums.  Von 2011 bis 2021 war Bachhiesl stellvertretender Leiter der Universitätsmuseen in Graz. Seit 20. Februar ist er Leiter des Museums im Lavanthaus. Bachhiesl ist mit Sonja Maria, geborene Vallant, verheiratet, sie haben drei Kinder: Theodor (15), Rita (12) und Ludwig (9).

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