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In Niederösterreich hat die FPÖ zuletzt einen Höhenflug erlebt. Wird das auch den Kärntner Freiheitlichen gelingen?
Die Freiheitlichen in Niederösterreich sind bei 16 Prozent gestartet, wir starten bei 23 Prozent. Natürlich wollen wir zulegen, stärker werden und wieder das stimmenstärkste und erfolgreichste freiheitliche Bundesland werden.
Sehen Sie das Team Köfer bzw. Vision Österreich als Gefahr für den Stimmenanteil der FPÖ?
Nein. Warum sollte ein mündiger Wähler den Schmiedl wählen, wenn er den Schmied wählen kann? Das Team Köfer ist ein reiner Ableger der SPÖ und Sammelbecken für Überläufer aller Art. Beide Parteien sind ohne wichtige Partner in Wien, und ohne diese Verbindung werden sie dort auch nicht gehört und sind damit zahnlos. Jede Stimme für diese Parteien hilft am Ende nur der SPÖ.
Sollte die SPÖ die meisten Stimmen erhalten, sich aber trotzdem eine Mehrheit mit anderen Landtagsparteien ausgehen: Würde die FPÖ-Anspruch auf den Sessel des Landeshauptmanns stellen?
Ja, unser Ziel ist es, wieder Teil einer Regierung zu sein, um in Kärnten mitgestalten zu können. Die Menschen in Kärnten haben Sehnsucht nach einer Politik auf Augenhöhe mit der Bevölkerung, einer Politik, die die Sorgen der Menschen ernst nimmt, und nicht nach einer Politik, die nur an sich selbst denkt. Wenn sich SPÖ und ÖVP im Landtag gegen unsere Stimmen ihr eigenes Gehalt erhöhen, ist das genau diese abgehobene Politik, die niemand mehr will.
Können Sie sich wieder eine Koalition mit der SPÖ vorstellen?
Wenn es um die Interessen der Kärntner Bürger geht, kann ich mir eine Zusammenarbeit mit jeder Partei vorstellen – außer mit den Grünen.
Wie hoch ist das Wahlkampfbudget der Kärntner FPÖ?
Wir halten uns an die vorgegebene Wahlkampfkosten-Grenze.
Was haben die Kärntner SPÖ und LH Peter Kaiser gut gemacht?
Sie haben nach mehrmaligem Ablehnen viele unserer Vorschläge und Anträge umgesetzt. Etwa die Wiedereinführung des Teuerungsausgleichs von Jörg Haider, umbenannt in Kärnten Bonus, die Abschaffung des Schulgelds für Pflegeschüler usw. Viel wurde aber auch versäumt. Wenn essen, heizen und wohnen für Menschen im Land zum Luxus wird, zur selben Zeit Kaiser, Fellner, Gruber und Co. sich mit der Verhunzung unserer Sprache beschäftigen, Mutter, Vater, Bauern und Polizisten umbenennen wollen, läuft etwas schief im Kärntnerland.
Was muss sich ändern?
Show- und Ankündigungspolitik ist vielen wichtiger als Lösungen. Wenn jetzt im Wahlkampf der Landeshauptmann, der Landesrat und der Wolfsberger Bürgermeister in einem Video wie Hampelmänner herumhüpfen – als tanzen kann man das ja wahrlich nicht bezeichnen – wer soll solche Politiker noch ernst nehmen und von ihnen Lösungskompetenz erwarten? Die Landespolitik muss wieder zurück zur »Politik für die Menschen im Land«. Weniger Bürokratie, mehr Hausverstand, weniger Zentralisierung, mehr Regionalität. Die größte Herausforderung ist der Mangel an Fachkräften. Die Pflege im Heim und ganz besonders die Pflege zuhause muss aufgewertet werden. Dafür haben wir fertige Modelle. Eine Rückholaktion von Kärntner Polizisten und Ärzten aus den anderen Bundesländern muss sofort gestartet werden.
Sie haben eine Überprüfung der Wolfsberger Stadtwerke durch den Landesrechnungshof in die Wege geleitet. Was sagen Sie zum Ergebnis?
Der Bericht ist ein Zeugnis des Versagens, der Misswirtschaft und der Freunderlwirtschaft. Seit Gründung der Stadtwerke werden Rücklagen bei Wasser-, Müll- und Kanalgebühren zweckwidrig für die Abdeckung von Abgangsbetrieben verwendet. Erlaubte interne Kredite wurden nie an diese Haushaltsstellen zurückgezahlt – es sind inzwischen 14,25 Millionen Euro an Gebührengeldern. Hätte man diese internen Kredite zurückgezahlt, wären wahrscheinlich die letzten Gebührenerhöhungen nicht notwendig gewesen. Jahrelang wurde die Müllentsorgung nicht EU-konform ausgeschrieben, sondern immer wieder einfach der laufende Vertrag verlängert. Auch hier ist den Wolfsberger Bürgern ein nicht abschätzbarer Schaden entstanden. Ein riesiger Skandal ist aber, dass ein Abteilungsleiter 118.000 Euro im Jahr verdient, vier Mal so viel wie ein Bauarbeiter, fünf Mal so viel wie eine Kindergärtnerin oder eine Kassakraft oder genauso viel wie ein Primararzt. Und wofür? Für die Zuständigkeit bei der Friedhofsverwaltung oder der Müllentsorgung. Und alles bezahlt mit den Gebühren der Wolfsberger Bevölkerung. Der Rechnungshof empfiehlt die sofortige Rückeingliederung der Stadtwerke in die Gemeinde. Dem ist meiner Meinung nach sofort nachzukommen.
Sie sind bereits seit 2004 Abgeordneter zum Kärntner Landtag. Was wollen Sie noch für das Lavanttal bewirken? Was ist ihr persönliches politisches Ziel?
Die von Jörg Haider auf den Weg gebrachte Koralmbahn als Jahrhundertchance zu erkennen und zu nutzen, muss oberstes Ziel sein. Die Errichtung eines Gewerbe- und Forschungsparks im Bereich des Bahnhofs in St Paul. Seit Jahren fordern wir, dass Grundstücke für Firmenansiedlungen angekauft werden. Wohnungen und mehrsprachige Bildungseinrichtungen für Familien, die internationale Arbeitskräfte dazu bringen, bei uns zu arbeiten und zu forschen, müssen geplant und errichtet werden. Dass braucht Zeit, die immer mehr verstreicht. Eine bürgergerechte Vollumfahrung für Lavamünd. Die Ausweitung der Wasserschiene durch den frei werdenden Tunnel vom Granitztal ins Jauntal, um die Wasserversorgung für unser Tal sicher zu stellen. Ein praxistaugliches Bienenzuchtgesetz, dass die Schikanen für unsere Imker beendet. Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im Tal usw. Die Arbeit und die Ideen gehen mir nicht aus.
Wie stehen Sie zu Windrädern?
Ich bin ein strikter Gegner von Windrädern auf unseren Almen. Die Zerstörung dieser Almen durch meist ausländische, geldgierige Konzerne unter dem Deckmantel des Klimaschutzes ist mehr als heuchlerisch. Grüne Energie, die das zerstört, was sie eigentlich schützen soll, nämlich unsere Umwelt, ist nichts wert. Leider lassen sich einzelne Bürger und Bürgermeister von diesen Konzernen kaufen. Wenn es nach SPÖ, ÖVP, Grüne und Team Kärnten geht, sollen bis zu 140 Windräder auf unseren Bergen aufgestellt werden. Daher ist jede Stimme für diese Parteien eine Stimme für die Zerstörung unserer wunderschönen Natur und somit unseres Hausbergs, der Koralm. Wenn sich jemand als Natur- und Umweltschützer sieht, kann er nur uns seine Stimme geben.
Stichwort Wolf im Lavanttal: schützen oder abschießen?
Zum Glück stellt sich diese Frage in unserem Bezirk nicht, aber der Wolf hat in unseren Breiten nichts verloren. Als bekennender Tierschützer ist für mich das Abschießen eines Wolfs, wenn es sich um einen Problemwolf handelt, nur die letzte Maßnahme, die es aber so gut wie möglich mit anderen Maßnahmen zu vermeiden gilt.
Tempo 100 auf Autobahnen: dafür oder dagegen?
Klares nein. Wir bauen breite Autobahnen und immer sicherere Autos, um schnell von A nach B zu kommen, und dann bremsen wir sie bei Tempo 100 ein. Sowas kann nur von einer militanten Verbotspartei wie den Grünen kommen. Was kommt als nächstes 50 auf Freilandstraßen und 20 in den Orten und Städten.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, das Strafmaß für Klimakleber der »Letzten Generation« festzulegen: Wie sähe Ihr Urteil aus?
Ein Monat Sozialdienst in einem Pflegeheim oder einer Behinderteneinrichtung würde vielleicht dem ein oder anderen die Augen für die wahren Probleme öffnen. Das Anliegen an sich ist ja berechtigt, der Weg um etwas zu ändern aber der falsche.
Der niederösterreichische Landesrat Gottfried Waldhäusl hat zuletzt Schüler mit Migrationshintergrund beleidigt (Anm.: Er wurde in einer TV-Diskussion von einer Schülerin darauf hingewiesen, dass beinahe die gesamte im Studio anwesende Klasse heute nicht in Wien ins Gymnasium gehen würde, wenn Waldhäusls Zuwanderungsvorstellungen umgesetzt geworden wären. Seine Antwort: »Dann wäre Wien noch Wien.«) Hätten Sie wie Waldhäusl geantwortet?
Nein.
Für das Skigebiet auf der Koralm gibt es noch immer keine langfristige Lösung. Sollten Sie wieder in den Landtag einziehen, was würden Sie tun, um das Skigebiet zu erhalten?
Grundbesitzer, Investoren und öffentliche Hand an einen Tisch holen und Nägel mit Köpfen machen.
European Lithium trägt sich mit dem Plan, das Erz in Saudi-Arabien und nicht im Lavanttal verarbeiten zu lassen, womit dem Bezirk rund 500 Arbeitsplätze entgingen. Was sagen Sie dazu?
Es wäre bedauerlich, wenn der Konzern diesen Schritt gehen würde. Diese Feder müssten sich dann Personen an den Hut stecken, die dieses Projekt von Anfang an bekämpft haben.
// Zur Person
Harald Trettenbrein wurde am 17. Oktober 1957 in Wolfsberg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Nach der Kochlehre in Tirol war er Gastwirt in Reichenfels. 20 Jahre lang arbeitete er als Abteilungsleiter – davon 16 Jahre als Betriebsrat – bei der Firma Pale. Anschließend war er Geschäftsführer einer Handels-Agentur, danach einer Werbeagentur. 1997 stieg er in die Politik ein, seither ist er Stadtparteiobmann der FPÖ Wolfsberg. Von 1999 bis 2005 war er Kammerrat in der Arbeiterkammer, eineinhalb Jahre lang saß er im Nationalrat. Von 2003 bis 2015 war er Gemeinderat und Stadtrat in Wolfsberg, seit 2004 ist er Mitglied des Kärntner Landtags. 2008 wurde er in den Aufsichtsrat der Kabeg berufen.
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