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Bad St. Leonhard. Bereits im Kindesalter fing Christian Bärnthaler an zu fotografieren. Der Bad St. Leonharder, der hauptberuflich das Hotel Restaurant Bärnthaler in Bad St. Leonhard führt, hat vor einigen Jahren allerdings eine Technik für sich entdeckt, die schon fast in Vergessenheit geraten ist: die Nassplatten-Fotografie.
»Ich habe 2019 ein Studium an der Fotoakademie in Graz absolviert, in dessen Zuge auch die Nassplatten-Fotografie angeschnitten wurde«, blickt der 35-Jährige zurück. Von da an ließ ihn diese Technik nicht mehr los. »Ich begann sofort damit, dieses Verfahren auszuprobieren, kaufte alte Bücher, durchstöberte das Internet und versuchte, so viel Fachwissen wie möglich aufzubauen«, erklärt Christian Bärnthaler. Nicht ganz einfach war dabei die Beschaffung des Equipments: »Man kann nicht einfach eine 150 Jahre alte Holzkamera im nächsten Geschäft kaufen. Auch die Chemikalien, die benötigt werden, erhält man nicht so leicht.«
»Schnitzeljagd«
Bärnthaler bezeichnet die Beschaffung der benötigten Utensilien als eine »Schnitzeljagd«. Die Kamera hat er in Frankreich erworben, das Objektiv stammt aus Belgien, der Blitz kommt aus den Niederlanden. Die Chemikalien werden in Tschechien, Deutschland, den Niederlanden und Österreich eingekauft. Die Glasplatten erwirbt der Bad St. Leonharder in Wolfsberg. Für den Ankauf der Chemikalien musste er außerdem in Linz einen sogenannten Giftschein machen.
Den Prozess, bis ein fertiges Bild entstanden ist, erklärt der 35-Jährige wie folgt: »Nachdem das Modell sitzt, wird der Bildausschnitt definiert und das Licht eingestellt. Dann geschieht alles à la minute.«
»Man kann nicht einfach eine 150 Jahre alte Holzkamera im nächsten Geschäft kaufen«
Christian Bärnthaler über sein Equipment
Die ehemalige Kellerbar im Restaurant wurde zu einer Dunkelkammer umgebaut. Dort werden die Glasplatten mit Kollodium beschichtet und in einem Silberbad lichtsensibel gemacht – so entsteht der »fertige Film«.
Mit der Kamera wird die Platte schließlich belichtet. »Das dauert etwa acht bis zehn Sekunden. Anschließend geht es wieder in die Dunkelkammer zum Entwickeln«, weiß Christian Bärnthaler. Die belichtete Platte ist milchig. Durch einen Eisen-Essig-Entwickler, der über die Platte gegeben wird, reduziert sich das Silbernitrat zu metallischem Silber. Die belichteten Stellen werden dadurch geschwärzt. Im letzten Arbeitsschritt wird die Platte in einen Fixierer gegeben, wo die überschüssigen Chemikalien gelöst werden.
Bärnthaler: »Für ein Portraitfoto muss man sicher mit einer halben Stunde rechnen. Man muss im Vorfeld alles ausmessen und den Säurewert der Chemikalien anpassen.« Aktuell fotografiert Bärnthaler auf Glasplatten mit einer Größe von 13 mal 18 sowie 18 mal 24 Zentimeter.
Mittlerweile betreibt er unter dem Namen »Brotlos Fotografie« sein Hobby nebenberuflich und ist auch bei Veranstaltungen dabei – in diesem Fall mit einer mobilen Dunkelkammer, da die Fotos vor Ort entwickelt werden müssen. »Diese Art der Fotografie braucht vor allem Zeit. Für mich wirkt es entschleunigend in dieser hektischen Welt«, erklärt Christian Bärnthaler.
// Info
Brotlos Fotografie
Christian Bärnthaler
Obdacherstraße 290 a
9462 Bad St. Leonhard
Mail: fotografie@brotlos.net
Web: www.brotlos.net
Facebook: @brotlos.net
Instagram: brotlos.foto
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