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Welche Ausbildung haben Sie durchlaufen?
Ich habe die Volksschule in Maria Rojach, dann die Unterstufe im Stiftsgymnasium in St. Paul besucht. Im Alter von 14 Jahren bin ich nach Raumberg und habe die HBLA für alpenländische Landwirtschaft besucht, wo ich 1990 maturiert habe. Anschließend folgte ein Studium der Landschaftsplanung und -pflege, das ich 1997 abgeschlossen habe.
Sie waren rund zehn Jahre in der Politik aktiv. Geben Sie bitte einen kurzen Überblick.
Von 2001 bis 2003 war ich als Klubsekretär für Landwirtschaft, Umwelt und den Sonderausschuss Temelin im ÖVP-Parlamentsklub tätig. Bis 2005 war ich anschließend Kabinettschef im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, danach war ich drei Jahre als Direktor des österreichischen Bauernbunds tätig. Von 2008 bis 2011 war ich Generalsekretär der ÖVP-Bundespartei.
Was war Ihre Motivation, in der Politik aktiv zu werden?
Ich bin als Referent im Ökosozialen Forum im Zuge der Organisation von Veranstaltungen mit unterschiedlichen Akteuren der Politik in Berührung gekommen. Präsident des Ökosozialen Forums war damals Josef Riegler, der dieses ordnungspolitische Konzept entwickelt hat. Daher war es nur ein kleiner Schritt, dass mein Interesse für Politik mich selbst in die Politik geführt hat – zuerst in den Bauernbund und das Parlament und später ins Landwirtschaftsministerium unter Minister Josef Pröll.
Warum haben Sie sich 2011 für den Rückzug aus der Politik entschieden?
Nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Josef Pröll 2011 musste auch ich entscheiden, ob ich in der damaligen Situation in der Politik bleiben wollte. Nachdem ich nie Berufspolitiker werden wollte, war für mich klar, dass der Zeitpunkt gekommen war, in die Privatwirtschaft zu wechseln und eine neue Karriere zu starten.
Danach waren Sie für die Agrana-Gruppe tätig. Welche Aufgaben hatten Sie dort?
Zuerst war ich in der Agrana bei der Errichtung der Weizenstärkefabrik in Pischelsdorf in Niederösterreich in der Projektgruppe tätig. In der Fruchtdivision war ich dann für das Business Development zuständig und habe Projekte in Marokko, Indonesien, Belgien und natürlich Österreich betreut.
2017 wurden Sie Geschäftsführer der »café+co«-Unternehmensgruppe. Wie kam es dazu?
Mein Vorgänger hat mich eines Tages gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auch für die »café+co«-Gruppe tätig zu werden. Für mich war schnell klar, dass ich in dieser Konstellation – ein international tätiges Unternehmen mit einem starken österreichischen Eigentümer – meine Stärken gut einsetzen kann und dieser Schritt auch für mich persönlich eine sehr gute Chance bietet, mich beruflich weiter zu entwickeln. Mittlerweile bin ich schon fünf Jahre für »café+co« tätig und mein Vertrag ist kürzlich für weitere fünf Jahre verlängert worden.
In welchen Bereichen und Märkten ist »café+co« tätig?
»café+co« ist der Marktführer im Bereich Automaten-Catering und der führende Kaffeedienstleister in Zentral- und Osteuropa mit derzeit elf Tochtergesellschaften in Österreich und in acht weiteren Ländern. Das Unternehmen beschäftigt sich vor allem mit dem Betrieb und Service von Espressomaschinen sowie Automaten für Heiß- und Kaltgetränken bzw. Snacks. Jährlich werden an mehr als 60.000 Standorten über eine halbe Milliarde Portionen konsumiert. Im Unternehmen sind über 2.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Was waren die bis dato größten Herausforderungen in dieser Position, mit denen Sie konfrontiert wurden?
In den vergangenen Jahren haben wir intensiv begonnen, unser Geschäft zu digitalisieren. Wir haben digitales Bezahlen eingeführt, die internen Prozesse überdacht und effizienter gestaltet, damit wir digitale Systeme implementieren können. Mit Sicherheit waren aber die Einschränkungen und die Unsicherheiten infolge der Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren die größte Challenge, der wir uns – erfolgreich – zu stellen hatten.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf das Unternehmen ausgewirkt?
Die Umsätze sind teilweise dramatisch zurück gegangen. Insbesondere an öffentlichen Plätzen wie Flughäfen, Spitälern, Universitäten und Schulen mussten wir Geräte außer Betrieb nehmen und während der Lockdowns stilllegen. Das kostet enorm viel Geld. Gott sei Dank konnten wir in fast allen Fällen gute Regelungen finden, die geholfen haben, die negativen Auswirkungen zu mildern. Kosten konnten gesenkt werden, und in einem vertretbaren Ausmaß haben wir auch in der Organisation gespart.
Das Unternehmen engagiert sich immer wieder in nachhaltigen und sozialen Projekten.
Grundsätzlich sind wir im Sponsoring im Bereich Jugendförderung im Sport und in der Kultur aktiv und unterstützen soziale Einrichtungen wie die St.-Anna-Kinderkrebsforschung, die Aktion »Too good to go« oder helfen einer regionalen Genossenschaft in Uganda bei der Finanzierung und Errichtung von Regenwasseraufbereitungsanlagen in Schulen vor Ort. Von dieser Genossenschaft beziehen wir auch den Rohkaffee für unsere Premium-Sorte »Bulungi«.
Welchen Bezug haben Sie noch zum Lavanttal bzw. wie oft sind Sie noch in Ihrer Heimat?
Meine Familie lebt im Lavanttal und ich versuche mindestens vier- bis fünfmal im Jahr hier zu sein. Ich habe zwar meinen Lebensmittelpunkt Richtung Wien verlagert, aber meine Heimat bleibt meine Heimat.
Was schätzen Sie besonders am Lavanttal?
Land und Leute. Ich liebe die schöne Gegend und die traditionellen Gebräuche. Die Fleischweihe zu Ostern habe ich noch nie in meinem Leben verpasst. Ich bin sehr gerne bei meiner Familie und ich habe in meinem Garten in Gablitz auch einen besonderen Apfelbaum gepflanzt: einen Lavanttaler Bananenapfel.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Ich liebe es mit Freunden zu tarockieren. Leider momentan sehr unregelmäßig. Im Winter versuche ich, regelmäßig mit meiner Frau und den Kindern Ski zu fahren und im Sommer bin ich gerne auf den Bergen unterwegs. Meine große Leidenschaft ist die Jagd. Hier finde ich Ruhe und Ausgleich für den stressigen Alltag im Beruf.
// Zur Person
Fritz Kaltenegger ist 50 Jahre alt und in Aich bei St. Andrä aufgewachsen. Er wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern (15 und 13 Jahre alt) in Gablitz im Wiener Wald.
Seit fünf Jahren ist er als Geschäftsführer von »cafe+co« tätig. Das Unternehmen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Jahresumsatz von rund 220 Millionen Euro.
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