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Lavanttal. Zwar ist der Verkauf mittlerweile über die Bühne und die Entscheidung der Grundverkehrskommission rechtskräftig. Der Ärger ist aber noch immer groß. Jetzt meldet sich der Wolfsberger Josef Lichtenegger zu Wort und gibt Einblick in den Ablauf des Handels.
Er sagt: »Diese Liegenschaften gehören in den Besitz der Lavantalerinnen und Lavanttaler. Deren Vorfahren haben ihre Besitzungen den Jesuiten vor Jahrzehnten und Jahrhunderten geschenkt und vererbt, wohl auch in der Hoffnung, die Geistlichen würden für ihre armen Seelen beten. Diese Besitzungen sind eine Leihgabe. Sie waren nicht dafür gedacht, dass sie an ausländische Milliardäre verkauft werden.«
Wie berichtet, wurde im Juli des Vorjahrs bekannt, dass ein deutscher Milliardär 173,6 Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen in St. Andrä, Wolfsberg und St. Paul gekauft hatte. Es handelte sich um den gesamten Grundbesitz des Jesuitenordens im Tal. Heimische Bauern fühlten sich ausgebootet und kritisierten, sie würden den Boden selbst brauchen, um ihn zu nutzen.
Sie hofften auf eine negative Entscheidung der Grundverkehrskommission, in der der Wolfsberger Bezirkshauptmann Georg Fejan, je ein Experte des Landes und der Bezirkshauptmannschaft, ein Bauernvertreter, ein Vertreter der Stadt St. Andrä sowie je zwei Beisitzer aus den jeweils betroffenen Gemeinden, die nur für ihre Kommune stimmberechtigt waren, saßen. Ohne Zustimmung dieses Gremiums wäre der Handel laut Kärntner Grundverkehrsgesetz nicht möglich gewesen. Sie wurden enttäuscht: Im Oktober sprach sich die Kommission mehrheitlich – drei Stimmen der Beamtenschaft dafür, zwei Bauernvertreter dagegen – für den Verkauf an den Milliardär aus. Die vierwöchige Beschwerdefrist ist vorüber, Rechtsmittel wurden nicht erhoben, damit ist der Deal besiegelt. »Liegt das im Sinne der Jesuiten?«, fragt Lichtenegger.
»Es ist eine Schande! Diese Liegenschaften gehören in den Besitz der Lavanttaler«
Josef Lichtenegger, Kritiker des Grundverkaufs
»Ein Einspruch wurde anwaltlich geprüft. Wir konnten keinen erheben, da wir keine Parteistellung hatten«, so Lichtenegger weiter. Laut ihm haben die neun verkauften Grundstücke 60 Nachbarn, von denen im Vorfeld niemand über die Verkaufsabsicht informiert wurde, obwohl großes Interesse bestand, die Liegenschaften zur Aufstockung der angestammten Betriebe zu erwerben.
nd weiter: »Acht schriftliche Einwände mit fundierten Argumenten gegen den Verkauf an den Milliardär wurden bei der Bezirkshauptmannschaft eingebracht« – behandelt wurden sie nicht. Auch dass eine Lavanttaler Bietergemeinschaft der Bezirkshauptmannschaft schriftlich mitteilte, sie sei bereit, 8,25 Millionen Euro zu zahlen und damit um rund zehn Prozent mehr als den Kaufpreis von 7,5 Millionen, änderte an der Entscheidung nichts.
Der Wolfsberger kommentiert das so: »Den Bewirtschaftungsgrund für die Immobilien wird man schnell finden, er braucht nur schwammig definiert zu werden und schon hat er die Mehrheit in der Kommission. Die Bauernvertreter durften dort reden und argumentieren, doch bei der Abstimmung hatten diese Aussagen keinen Wert. Sie wurde von den Beamten überstimmt. Die wohlwollende Zustimmung der zuständigen Beamten der BH machte es möglich, dass über die Interessen der Lavanttaler Bürger, insbesondere der Landwirte, drübergefahren wurde. Es ist eine Schande! Diese Liegenschaften gehören in den Besitz der Lavanttaler«, nicht in die Hände von mächtigen (und reichen) Immobilienkäufern, deren Interessen laut Lichtenegger »undurchschaubar« seien und in erster Linie der Geldanlage dienen würden (was der Anwalt des Milliardärs schon im Vorfeld heftig bestritt).
Frage an den Jesuitenorden
Lichtenegger: »In vielen anderen Ländern sind Käufe dieser Art längst nicht mehr möglich. Gründe und Böden müssen der hier lebenden Bevölkerung als Heimstatt, Zuflucht und zur Ernährung dienen.« Das sei Anstandssache und vom »Hausverstand« befohlen. In Richtung der Jesuiten sagt er: »Man fragt sich, ob dem Orden bewusst ist, für welche Trauer und bittere Enttäuschung er bei der Bevölkerung und den Bauern im Tal sorgte? Gepredigte Nächstenliebe sieht in der Realität anders aus. Dieser Kaufvertrag bietet ein Lehrbeispiel und ist eine förmliche Einladung an Immobilienhaie für den Kauf weiterer Liegenschaften.«
Die Grundkommission stellte in ihrer Entscheidung fest, dass der Milliardär schon vor dem Kauf der Jesuitengründe land- und forstwirtschaftliche Flächen im Ausmaß von mehr als 227 Hektar in Kärnten besaß. Festgehalten wird auch die Stellungnahme eines landwirtschaftlichen Amtssachverständigen, der mit dem Geschäft einverstanden war: Demnach diene der Ankauf der landwirtschaftlichen Flächen in der Größe von 54,6 Hektar – der Rest der Liegenschaften besteht aus Wald – der Abdeckung des Grundfutterbedarfs von Rindern, die der Milliardär am Reisberg hält. Die Anzahl dieser Tiere variiert jährlich zwischen 15 und 20 Stück.
Ein forstfachlicher Amtssachverständiger erhob ebenfalls keine Einwände: Er beurteilte den Milliardär, der in Kärnten – ohne die Jesuitengründe – bereits 1.800 Hektar Wald sein Eigen nennt, als »Landwirt« laut Grundverkehrsgesetz. Letztlich stellte die Kommission fest, dass für ein Erwerbsverbot keine Gründe vorlägen und der Kauf aus überwiegendem agrar- und forstwirtschaftlichen Interesse des Deutschen erfolge.
Die Unterkärntner Nachrichten versuchten, auch eine Stellungnahme des Jesuitenordens einzuholen. Bis Redaktionsschluss traf keine Antwort ein.
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