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Wien. Am Abend des 2. Novembers ereignete sich in Wien ein terroristischer Amoklauf. Über 1.000 Polizisten und Spezialeinheiten sowie drei Hubschrauber des Innenministeriums waren im Einsatz. Bei dem Anschlag wurden vier Passanten und der Attentäter getötet, sowie 23 Personen teils schwer verletzt.
Mitten im Geschehen war auch eine Unterkärntnerin, die mit den Unterkärntner Nachrichten über die dramatischen Ereignisse sprach.
Ich habe eine Stunde geheult
Für eine 24-Jährige war der 2. November der erste Tag eines Praktikums in Wien. Nach der Arbeit ging sie mit Freundinnen in die Innenstadt, um auf den ersten Arbeitstag anzustoßen. Beim »Schwarzen Camel« in der Wiener City fand die Damenrunde keinen Platz, also ging es ein Stück weiter in das »Everybody‘s Darling«, einer Bar im ersten Bezirk. »Wir sind vor dem Lokal gestanden und haben etwas getrunken, plötzlich sahen wir Menschen vorbeilaufen. Ich scherzte noch: Gibt es irgendwo etwas gratis oder trainieren die für den Marathon. Dann fragten wir jemanden, was los ist und er berichtete, dass jemand um sich schießt«, erzählt die Unterkärntnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte.
Im nächsten Moment rief uns auch schon ein Kellner zu und forderte die Gäste auf, schnell ins Lokal zu gehen. »Also sind wir rein und haben uns sofort auf den Boden geworfen und ich begann zu weinen. Durch die Fenster sahen wir dann auch schon zahlreiche Polizisten. Irgendwann meinte ein Kellner, wir sollten in einen hinteren Raum gehen, wo es sicherer ist«, erzählt die Kärntnerin über die dramatischen Ereignisse.
»Wir waren am Boden, haben uns die Hände gehalten und uns gegenseitig getröstet«
Ein Unterkärntnerin über die dramatischen Stunden
Dem kam die Mädchenrunde natürlich nach. Am Boden liegend wurde mit Freunden telefoniert und geschrieben, um sich über die Situation zu informieren und diese zu beruhigen.
»Niemand wusste, was wirklich los ist, wie viele Attentäter es gibt. Immer wenn wir dachten es ist vorbei, wurden wir von Polizeibeamten aufgefordert, den Kopf unten zu halten«, erzählt die geschockte Frau aus Unterkärnten und sagt weiter: »Es waren nur Frauen in diesem Raum, wir haben uns die Hände gehalten und gegenseitig getröstet. Die Kellner versorgten uns mit Getränken und Imbissen und kümmerten sich voll nett um uns.«
Während die Frauen im Hinterzimmer am Boden warteten, endlich nach Hause gehen zu können, das nächste Schockerlebnis. »Auf einmal stürmte die Polizei in das Lokal und verhaftete einen arabisch sprechenden Mann. Zum Glück ging das ohne Zwischenfall über die Bühne.«
Um drei Uhr endlich die Erlösung: Die Frauen konnten nach sieben Stunden, die sie am Fußboden der Bar ausharren mussten, endlich den Heimweg antreten. »Die Polizei teilte uns mit, welche Straßen sicher sind und so machten wir uns zu Fuß auf den rund 1,3 Kilometer langen Heimweg. Wir alle hatten große Angst. Bei jedem Lärm oder wenn wir Personen hörten, versteckten wir uns. Aber ich konnte nicht mehr länger in dem Lokal bleiben, ich musste einfach raus«, so die junge Frau.
Und wie geht es ihr heute? »Am nächsten Tag war es schon sehr schlimm. Ich habe mir bis heute noch keine Video oder die Nachrichten über den Anschlag angeschaut und ich werde das auch nicht tun. Ich wollte am Tag danach um den Häuserblock gehen, bin dann aber in einer Kirche gelandet, wo ich eine Stunde lang nur geweint habe. Aber ansonsten geht es mir mittlerweile recht gut, zumindest untertags. Eine Freundin hat wegen der Erlebnisse das Praktikum abgebrochen. Ich habe mir das auch überlegt, aber dann dachte ich mir, ich habe mit meinem Studium auf diesen Arbeitsplatz hingearbeitet, das lasse ich mir von einem Attentäter nicht zerstören«, so die Frau.
»Alle waren geschockt«
Auch ein seit zehn Jahren in Wien lebender Wolfsberger, der ebenfalls anonym bleiben möchte, berichtet den Unterkärntner Nachrichten über den Terrorabend.
»Ich kam an diesem Abend gerade mit meiner Familie aus Wolfsberg zurück nach Wien, als ich die ersten Meldungen von Freunden über den Anschlag erhielt. Also machte ich den Fernseher an, um zu sehen was los ist und ich war geschockt«, erzählt der Wolfsberger und meint weiter: »Wir wohnen in einem Außenbezirk und als ich sah, dass wir doch recht weit weg vom Schauplatz des Anschlags leben, war ich zunächst erleichtert«, erzählt der Wolfsberger und meint weiter: »Aber ein mulmiges Gefühl hatte ich trotzdem. Es wurde ja überall berichtet, dass man auf der Suche nach weiteren Verdächtigen sei und man weiß ja nicht, wohin diese flüchteten oder sich versteckten.« Also blieben er und seine Familie zu Hause und verfolgten gespannt die Nachrichten. »Immer wieder hörte und sah man Polizei- und Rettungsfahrzeuge mit Blaulicht und Sirenen. Auch Hubschrauber konnte man hören, die über der Stadt kreisten. In unserer Nähe fand im Zusammenhang mit dem Anschlag eine Hausdurchsuchung mit etlichen Polizisten und Spezialkräften statt«, so der 46-Jährige.
Auch am darauffolgenden Tag war der Wolfsberger noch geschockt. »Ich ließ meinen Sohn nicht zur Schule gehen, man wusste noch nicht, ob es vorbei ist«, erzählt er und meint abschließend: »Auch wenn wir nicht direkt vor Ort waren, viel Schlaf bekamen wir in dieser Nacht nicht. Ehrlich gesagt, hätte ich nie damit gerechnet, dass so etwas einmal auch bei uns passieren könnte.
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