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St. Andrä. Der »Ausrutscher« – nennen wir es so – von Martin Mayerhofer auf der Internetplattform Facebook zog in der jüngsten Sitzung des St. Andräer Gemeinderats Rochaden hinter sich her. Die FPÖ hat nun einen neuen Stadtrat – und muss in Zukunft auf ihren rührigen Fraktionsobmann Franz Baumann verzichten, dem in der Sitzung am 30. Juni ein großer Abschied bereitet wurde.
Wie berichtet hatte Mayerhofer im Mai die »originelle« Idee, auf Facebook ein Foto zu posten, mit dem er den Abstandshalter »Babayelefant« zu persiflieren gedachte. Also steckte er den Arm in den Hosenbund, ließ ihn beim Schlitz wieder herauslugen und grinste übers ganze Gesicht, während der Auslöser gedrückt wurde. Was lustig gedacht war – Mayerhofer postete später dazu: »Das ist Spaß, und nein, es ist mir nicht mal ansatzweise peinlich« –, kam nicht gut an. Mayerhofer trat am 22. Mai als Stadt- und Gemeinderat zurück und will bei der Wahl im Februar mit einer eigenen Liste kandidieren.
An seiner Stelle wurde nun FPÖ-Gemeinderat Jürgen Ozwirk als neuer Stadtrat angelobt. Seine Ressorts: Schulen, Tourismus und die Freizeitanlage St. Andrä. In den Gemeinderat rückt Klaus Janko nach. Eigentlich wäre Gerhard Petschenig an der Reihe gewesen, er verzichtete aber auf das Mandat. Janko sitzt künftig auch in jenen Ausschüssen, in denen Ozwirk bisher einen Sessel hatte: Finanzen und Wirtschaft sowie Bau und Infrastruktur. Er folgte Ozwirk auch als Obmann des Ausschusses für Umwelt, Energie, Land- und Forstwirtschaft nach.
Während Ozwirk mit Glückwünschen begrüßt wurde, war es für einen anderen Zeit zum Abschiednehmen: Gemeinderat Franz Baumann (FPÖ), seit 1991 – mit Unterbrechung – in der Politik, zieht sich zurück.
Bürgermeister Peter Stauber (SPÖ) übernahm die »ehrenvolle Aufgabe«, wie er sagte, für Baumann die »Ehrenplakette für Verdienste um die Stadt St. Andrä« zu beantragen, was einstimmig angenommen wurde. Ehe sie der scheidende Mandatar auch gleich in Empfang nahm, ließ Stauber die gemeinsamen Polit-Jahre Revue passieren. Standen sich die beiden anfangs konträr gegenüber – eine »Fehde« wurde gar vor Gericht ausgetragen –, wurde daraus im Laufe der Jahre eine »persönliche Freundschaft«, so Stauber. »Mit Franz nimmt ein Mann aus dem Gemeinderat Abschied, der immer die Sache in den Mittelpunkt stellte«, sagte der Bürgermeister. »Wenn man mit ihm etwas ausgeredet hat, hat es gehalten. Davon können sich Jüngere eine Scheibe abschneiden.« Besonders betonte Stauber Baumanns Verdienst um die Partnerschaft mit der Stadt Jelsa auf der Insel Hvar in Kroatien.
»Sie glaubte es nicht«
Ein sichtlich gerührter Baumann dankte seiner Frau Maria für ihre Geduld: »Heute ist sie auch da, weil sie mir nicht glaubte, dass ich wirklich aufhöre. Aber ich habe mir gedacht, wenn der Bürgermeister aufhört, gehe ich gleich mit.« Einst sei er »sehr stachlig« gewesen, sagte er, schließlich habe er aber erkannt, dass Streit keinen Sinn mache. Als er selbst Vizebürgermeister wurde, »habe ich eingesehen, dass es nichts bringt, immer nur auszuteilen«.
Zwischendurch gab es auch ein wenig Arbeit. So wurde die Vergabe des Bauvorhabens Gehweg Gemmersdorf beschlossen, für das fünf Angebote einlangten und das nun um 224.000 Euro errichtet wird. Stadträtin Ina Hobel (SPÖ) trug eine Erhöhung der Kinderbetreuungskosten vor: Für den Kindergarten sind künftig 4,9 Prozent mehr zu bezahlen.
Kein Thema war das Ausscheiden des Bürgermeisters, der mit 1. Juli von seinem Amt zugetreten ist (wir berichteten). Die nun geschäftsführende Bürgermeisterin Maria Knauder (SPÖ) wird am Mittwoch, 8. Juli gewählt und angelobt. »An diesem Tag wird auch mein Abschied begangen«, so Stauber zu den Unterkärntner Nachrichten.
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