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Lavanttal. Am kommenden Freitag, dem 15. Mai, ist es endlich soweit: Die heimische Gastronomie darf ihre Türen für Gäste wieder öffnen. Möglich ist das allerdings nur unter Einhaltung von zahlreichen Maßnahmen für Mitarbeiter und Gäste.
So ist das Betreten der Gastronomiebetriebe für Gäste nur in der Zeit von 6 bis 23 Uhr erlaubt. An einem Tisch dürfen maximal vier Erwachsene zuzüglich ihrer minderjährigen Kinder sitzen. Die Einschränkung gilt jedoch nicht, wenn alle Gäste in einem gemeinsamen Haushalt leben. In geschlossenen Räumen müssen die Gäste vom Personal zu den Tischen gebracht werden. Für Mitarbeiter im Service-Bereich ist ein Mund-Nasen-Schutz Pflicht, für Gäste, solange sie am Tisch sitzen, nicht. Ein Abstand von einem Meter muss zwischen den Besuchergruppen eingehalten werden. Dieser gilt nicht, wenn es eine räumliche Trennung gibt. Zudem wird man beispielsweise einen Salz- oder Pfefferstreuer am Tisch vergeblich suchen, denn Gegenstände zur gemeinsamen Nutzung sind tabu. Diese müssen beim Personal angefordert werden. Ebenfalls nicht möglich ist der Schankbetrieb an der Theke. Allerdings gibt es keine Vorgabe, wie weit der Abstand bei der Konsumation sein muss. Eine verpflichtende Vorabreservierung stand einige Zeit im Raum, diese wird aktuell aber nur noch empfohlen. Weiterhin nicht möglich sind Gruppenreservierungen für mehrere Tische.
Das Wirtshauspaket
Nach einigen Hilfspaketen, die bereits während der Schließung in Kraft getreten sind, präsentierte die Regierung am vergangenen Montag, 11. Mai, ein »Wirtshauspaket«. Ein Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro soll dazu beitragen, den Konsum der heimischen Gastronomie anzukurbeln und die Betriebe zu entlasten. Der Appell von Bundeskanzler Sebastian Kurz lautete abermals: »Kaufen Sie möglichst regional und konsumieren Sie in den Wirtshäusern!«, der zugleich einräumte, dass der Umsatz nicht sofort wieder auf 100 Prozent ansteigen werde. Bundesministerin Elisabeth Köstinger gab an, dass rund 41.000 Betriebe betroffen sind und knapp 145.000 Mitarbeiter von den Hilfsmaßnahmen profitieren.
Das Wirtshauspaket sieht steuerliche Entlastungen in verschiedenen Bereichen vor, die in Summe rund eine halbe Milliarde Euro ausmachen sollen. »Wir wollen möglichst viele, möglichst alle, drüberbringen«, betonte Vizekanzler Werner Kogler.
Konkret wird die Mehrwertsteuer auf nicht-alkoholische Getränke vorübergehend, von 1. Juli bis 31. Dezember, von 20 auf zehn Prozent gesenkt. Köstinger rief die Wirte dazu auf, ihre Preise beizubehalten und die Entlastung nicht an die Kunden weiterzugeben, da die Differenz dabei behilflich sein soll, die Ausfälle von Einnahmen abzufedern.
Ein endgültiges Aus gibt es für die Schaumweinsteuer. Seit der Wiedereinführung 2014 wurde Schaumwein mit einem Euro pro Liter besteuert. Weitere Punkte sind unter anderem die Anhebung der Höchstgrenze von steuerfreien Essensgutscheinen, eine höhere Absetzbarkeit der Steuern bei Geschäftsessen (75 statt bisher 50 Prozent), die steuerliche Erleichterung bei der Einstellung von Aushilfskräften sowie eine Änderung der Pauschalierung. Bislang lag die Grenze für Kleinbetriebe bei 255.000 Euro Umsatz. Diese wird auf 400.000 Euro angehoben.
Situation im Lavanttal
Wenig begeistert von den bisherigen Hilfspaketen zeigen sich die Lavanttaler Gastronomen. »Es ist natürlich gut, dass etwas passiert, aber wir müssen abwarten, ob es auch was bringt«, sagt Markus Baumgartner vom Gasthof Hirschenwirt in Reichenfels. »Aktuell hanteln wir uns von Ast zu Ast. Wir werden die nächsten ein bis zwei Wochen abwarten und dann entscheiden, ob wir die Öffnungszeiten eventuell anpassen müssen«, so der Chef des Hirschenwirts weiter. Ein großes Problem sieht er für die Landgastronomie vor allem im ausfallenden Thekengeschäft: »Gerade unter der Woche ist das ein wichtiger Teil des Umsatzes.«
Nur sechs Kilometer weiter südlich konstatiert Silvia Trippolt-Maderbacher vom Restaurant »Zum Bären«, wie schlecht es der Gastronomie geht: »Die gesamte Gastro- und Tourismusbranche liegt derzeit am Boden. Was die Regierung macht, ist zwar nett, aber viele Betriebe fallen durch den Rost. Die Maßnahmen sind ein Tropfen auf den heißen Stein.«
»Die gesamte Gastro- und Tourismusbranche liegt am Boden«
Silvia Trippolt-Maderbacher, Trippolt »Zum Bären«
Mit ihrem Mann Josef Trippolt führt sie den Familienbetrieb am Hauptplatz in Bad St. Leonhard in der elften Generation. »Die Regierung hat sich natürlich viele Gedanken zu der aktuellen Situation gemacht, aber es kostet mich oft nur einen Schmunzler. Wer investiert hat, hat keinen Anspruch auf den Härtefallfonds.« Leid tun ihr in erster Linie die Branchen-Kollegen, die mit viel Einsatz darum kämpfen, den Betrieb am Laufen zu halten. Nichtsdestotrotz blickt sie dem kommenden Freitag positiv entgegen: »Wir sind sehr zuversichtlich. Wir haben tolle Stammgäste, die bereits wieder Tische reserviert haben. Während der Krise sind wir mit vielen Gästen zusammengewachsen.«
Beim Pollheimerwirt in St. Michael freut sich Inhaberin Claudia Jöbstl ebenso, dass sie ab Freitag wieder Gäste bewirten darf: »Wir werden mit Freude aufsperren. Die Maßnahmen, die wir einhalten müssen, halten wir auch ein. Wer uns besucht, will sich entspannen und es gemütlich haben und nicht durch Trennwände aus Plexiglas blicken.« Angesprochen auf das neues Hilfspaket der Regierung zeigt sich Claudia Jöbstl wenig hoffnungsvoll: »Es gibt schon so viele Pakete und immer wird wieder etwas geändert. Bis auf die 1.000 Euro Soforthilfe haben wir nichts bekommen. Es wird viel geredet und wenig umgesetzt.«
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