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Nach Tod ihres Mannes schrieb Christina Plattner ihr erstes Buch: »Soll Lichtbringer für andere sein«Ausgabe 33 | Mittwoch, 13. August 2025

Mit nur 37 Jahren stirbt ihr Mann an einem Herzinfarkt. Christina Plattner wurde vor fünf Jahren zur Witwe. Die zweifache Mutter hat das Haus in Radenthein verkauft und wohnt nun in Wolfsberg. Um das Erlebte zu verarbeiten, hat sie ihr erstes Buch geschrieben.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Links: Am 31. Mai 2015 hat Christina Plattner ihren Mann Bernd geheiratet. Der Bankangestellte stirbt völlig unerwartet im Alter von nur 37 Jahren an einem Herzinfarkt. Rechts: Christina Plattner mit ihrer Tochter Melissa, 13 Jahre, und dem neun Jahre alten Sohn Felix. Fotos: KK/privat (1), Elke Mayr (1)

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Radenthein, Wolfsberg. Es ist ein Schicksalsschlag, wie er eine junge Familie kaum härter treffen kann: Der Ehemann und zweifache Familienvater, erst 37 Jahre alt, sportlich und ohne Vorerkrankungen, stirbt an einem Herzinfarkt. Dieses Horror-Szenario erlebte Christina Plattner (35) mit ihren zwei Kindern Melissa und Felix, die heute 13 und neun Jahre alt sind.

»Er wollte Radfahren gehen und ist nach nur zehn Minuten wieder nach Hause gekommen, weil es ihm nicht gut ging. Ich habe sofort gesehen, dass es ein Notfall war und habe die Rettungskette in Gang gesetzt«, erzählt Christina Plattner, die damals, Anfang April 2020, als Ordinationsassistentin tätig war und heute selbstständig ist. Rettung und Hubschrauber waren binnen weniger Minuten da, doch es kam jede Hilfe zu spät: »Er ist in unserem Schlafzimmer im Beisein des Notarztes bewusstlos geworden. Später hat sich herausgestellt, dass er schon zu diesem Zeitpunkt gestorben ist. Aber sie haben trotzdem 1,5 Stunden lang versucht ihn wiederzubeleben, haben ihn auch ins Krankenhaus mitgenommen.«

Christina und Bernd haben im Mai 2015 geheiratet. Als Mitte März 2020, und damit nur rund zwei Wochen vor dem Tod von Bernd, die Corona-Pandemie in Österreich ausbrach, hat sich das Paar vorgenommen, sich bewusster zu ernähren, mehr Zeit der Familie zu widmen. Christina war damals zum Großteil daheim, weil sie als Ordinationsassistentin nur in dringenden Fällen arbeiten durfte. Ihr Mann Bernd war in einer Bank angestellt. 

»Eine große Hilfe waren vor allem meine Familie und meine Freunde, die sich um uns gekümmert haben«
Christina Plattner, über ihre Unterstützung

Doch wie verarbeitet man so ein einschneidendes Erlebnis in seinem Leben? Plattner: »Zuerst war ich im Schock. Man funktioniert in vielen Bereichen, weil man es muss. Eine weitere Schwierigkeit war, dass wir aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen fast drei Monate auf ein Begräbnis warten mussten. Eine große Hilfe waren dabei vor allem meine Familie und meine Freunde, die sich um mich und die Kinder gekümmert haben. Ich weiß nicht, wie ich es ohne sie geschafft hätte.« 

Was als Tagebuch begann

Nach dem Begräbnis hat Plattner begonnen zu schreiben. Zuerst als Tagebuch, wie sie sagt: »Ich konnte einiges für mich selbst nicht sortieren. Die Abende waren alleine sehr lange. Die Kinder waren damals acht und vier Jahre alt, wenn sie im Bett waren, habe ich angefangen zu schreiben. Manchmal nur ein paar Sätze, manchmal mehr.« 

Ihre Gedanken, die sie auf diese Weise verarbeitet hat, hat sie auch auf Instagram und Facebook »mitgenommen«. »Die Leute haben mich irgendwann gefragt, warum ich daraus kein Buch mache. Und nach zwei Jahren habe ich das auch versucht«, lacht sie. Im Buch, das jetzt erschienen ist und den Titel »Wir hatten/haben noch so viel vor« trägt, erzählt sie unter anderem »wer wir sind, wie Bernd und ich uns kennengelernt haben, und schließlich auch über den Tag der Tage, wie es passiert ist, wie verloren ich war, wie gerne ich auch beruflich funktioniert hätte. Es gab verschiedene Hürden für mich. Ich wollte nahe am Menschen sein, habe es aber nicht geschafft, weil bei den Patienten ähnliche Geschichten aufgekommen sind.« 

Und sie setzt sich mit der Trauer an einen Tisch: »Wir haben offen darüber gesprochen – auch mit den Kindern. Ich möchte, dass das Buch ein Lichtbringer für andere ist, weil ich auch viele Bücher gelesen habe über Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Und auch mein Buch soll zeigen, wie man es schafft, nicht in Trauer und Groll festzuhängen.«

Mittlerweile hat Christina das Haus in Radenthein, das sie gemeinsam mit Bernd gekauft und renoviert hat, verkauft. Zu groß war der emotionale Schmerz, den sie mit dem Haus verband. »Ich habe in den vergangenen Jahren versucht, das Haus zu meinem zu machen, aber ich habe gesehen, dass ich etwas verändern musste. Lange war ich der Meinung, dass ich es schaffen werde, aber es ist natürlich auch ein emotionaler Aspekt dabei. Ich habe das große Familienbild abgehängt, und es war auch ein sehr großes Haus, deshalb habe ich immer Hilfe gebraucht. Schließlich habe ich mich für den Verkauf entschieden«, sagt die zweifache Mutter. 

Heute wohnt sie mit ihren beiden Kindern in Wolfsberg. Wieso sich die gebürtige Klagenfurterin für Wolfsberg als neuen Hauptwohnsitz entschieden hat, erklärt sie so: »Zwei meiner Geschwister wohnen nur wenige Minuten entfernt, und auch die Distanz zu meiner Mama nach Klagenfurt ist nicht sehr groß. Ich war offen für einen neuen Platz, an dem wir ankommen dürfen.« Mit dem Umzug nach Wolfsberg endet auch das Buch inhaltlich. »Wir hatten/haben noch so viel vor« ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt und online unter www.buchschmiede.at.

Lesung in Klagenfurt

Zu ihrer ersten Lesung lädt Christina Plattner am Samstag, 6. September, mit Beginn um 14 Uhr in »Die Tänzerei« in Klagenfurt. Um Anmeldung bis Montag, 25. August, wird unter der Nummer 0660/5892400 gebeten. »Es wird ein emotionaler, aber auch ein kraftvoller, gemeinsamer Nachmittag«, blickt die Autorin der Lesung entgegen.

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